Tipp der Woche
Der Tipp der Woche gibt (meistens von Werner Winkler verfasst) wöchentlich einen Input aus dem naturellwissenschaftlichen Fundus, häufig mit aktuellem Bezug.
Interesse? Einfach bestellen per Mail (kostenlos, jederzeit widerrufbar) an naturellwissenschaft@t-online.de
Zum Nachlesen finden Sie unten die bislang versendeten Tipps der Woche.
von Sanja Eggle
Liebe Leserinnen und Leser,
Beziehungen sind ein zentraler Bestandteil unseres Lebens, sei es in der Familie, im Kollegenkreis, in Freundschaften oder in romantischen Partnerschaften. Die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung und Aufrechterhaltung gesunder, erfüllender Beziehungen. In einer kleinen Newsletter-Serie werden wir uns genauer anschauen, wie die Naturelltypen die Kommunikation in Beziehungen beeinflussen können. Zunächst Tipps für den Umgang der drei Grundtypen:
Sachtyp, Beziehungstyp und Handlungstyp in Beziehungen
Jeder von uns hat eine einzigartige Art, Informationen zu verarbeiten (Sachtyp), zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten (Beziehungstyp) und Aufgaben anzugehen (Handlungstyp). Die drei Naturelltypen und deren Ausprägungen variieren stark und beeinflussen maßgeblich, wie wir uns ausdrücken und wie wir auf andere reagieren.
Sachtypen bevorzugen klare und sachliche Kommunikation. Sie legen Wert auf Fakten und Daten und suchen nach logischen Lösungen für Probleme.
• Was sie besonders schätzen: Logik und sachliche Argumentation.
• Was sie besonders verletzt: Mangelnde Anerkennung ihrer Bedürfnisse oder Gefühle.
Beziehungstypen legen den Fokus auf emotionale Verbundenheit und zwischenmenschliche Harmonie. Sie sind sensibel für Stimmungen und versuchen, Konflikte durch Freundlichkeit und Empathie zu vermeiden.
• Was sie besonders schätzen: Einfühlungsvermögen und emotionale Unterstützung.
• Was sie besonders stresst: Wenn ihre emotionalen Bedürfnisse dauerhaft missachtet werden.
Handlungstypen zeigen sich eher pragmatisch und zielorientiert. Sie möchten Ergebnisse sehen und mögen klare Handlungsschritte.
• Was sie besonders schätzen: Effiziente, direkte Kommunikation und konkrete Pläne.
• Was sie besonders nervt: Fehlende Bereitschaft zur Umsetzung ihrer Anweisungen oder Ideen.
Was folgt daraus für eine möglichst gute Kommunikation in Beziehungen?
Um gute Kommunikation in Beziehungen zu fördern, ist es wichtig, den Naturelltyp der anderen zu erkennen, um hieraus stimmige Rückschlüsse und ein passendes Kommunikationsverhalten ableiten zu können.
Hier einige Empfehlungen:
• Zeigen Sie Flexibilität. In Beziehungen, in denen unterschiedliche Naturelltypen aufeinandertreffen, ist die Bereitschaft zum Einnehmen unterschiedlicher Perspektiven zur Identifikation der Bedürfnisse entscheidend.
• Praktizieren Sie Empathie, auch wenn die Reaktionen des Gegenübers für Sie nicht auf Anhieb nachvollziehbar sind. Versuchen Sie, die Perspektive Ihres Gesprächspartners zu verstehen und empathisch zuzuhören.
• Wie oben beschrieben: Wenn Sie mit einem Sachtyp sprechen, präsentieren Sie klare Fakten. Bei einem Beziehungstyp zeigen Sie freundliche Empathie. Bei einem Handlungstyp formulieren Sie klare Handlungsschritte.
Die Kunst der Kommunikation in Beziehungen liegt in der Fähigkeit, die Vielfalt der Naturelltypen zu erkennen und zu respektieren. Ebenso die spezifischen Stärken zu fördern und die Schwächen möglichst als liebenswerte Besonderheiten, die den Menschen ausmachen, mit einem Augenzwinkern anzunehmen. So kann es gelingen, tiefere und erfüllendere Verbindungen zu schaffen und dauerhaft aufrecht zu erhalten.
Wir hoffen, dass Ihnen diese Anregungen nützliche Impulse geben konnten und Ihnen dabei helfen, gut zu kommunizieren und Beziehungen zu stärken.
Mit den besten Wünschen für ein wertschätzendes Miteinander,
Sanja Eggle
Vielen Leser:innen hier dürfte Jesper Juul ein Begriff sein. Der 2019 verstorbene Familientherapeut und Autor hat sich vehement dafür eingesetzt, Kinder als kompetente Personen anzusehen. Er sprach von "Gleichwürdigkeit" – ein Begriff, der nahe an den Werten liegt, die sich aus der Naturellwissenschaft ableiten.
Ein hörenswerter, halbstündiger Beitrag auf SWR2-Wissen würdigt ihn freundlich-kritisch: https://www.ardaudiothek.de/episode/swr2-wissen/jesper-juul-das-erbe-des-erziehungsgefaehrten/swr2/94765236/
Mir persönlich gefällt auch sein Ansatz, dass Eltern und andere Erwachsene, die mit Kindern möglichst gut umgehen möchten, zuerst sich selbst gut kennenlernen sollten – um dann auch die Kinder als eigenständige Persönlichkeiten sehen zu können.
Wer Jesper Juul selbst hören und sehen möchte, findet reichlich Gelegenheit auf YouTube, z. B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=phvcvSgHWPU
Text: Werner Winkler
P.S. Nächsten Sonntag, 17.9.23 findet um 17 Uhr unsere nächste Online-Veranstaltung statt (Typanalyse live). Alle Termine und die Zugangsdaten finden sich auf https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/termine.html
(zum Ende der Sommerpause heute ein Tipp von Sanja Eggle, Aichelberg)
Liebe Leserinnen und Leser,
im hektischen Alltag begegnen uns oft verschiedenste Herausforderungen, die unsere Fähigkeiten und unsere Persönlichkeit auf die Probe stellen. Heute wollen wir uns mit einem zentralen Thema beschäftigen, das uns alle betrifft. Dabei werden wir uns auf die Persönlichkeitstypen konzentrieren - die Sachtypen, Handlungstypen und Beziehungstypen.
Das Thema: Zeitmanagement
Im Alltag begegnet uns das Zeitmanagement fast überall. Es ist allzu leicht, in der Hektik des Lebens den Überblick über unsere Zeit zu verlieren. Ob es darum geht, einen vollen Terminkalender zu jonglieren, unerwartete Aufgaben zu bewältigen oder den Spagat zwischen Arbeit und Privatleben zu meistern - Zeitmanagement ist eine Herausforderung für uns alle.
Die Stärken der Persönlichkeitstypen:
1. Sachtypen zeichnen sich durch ihre organisierte und strukturierte Denkweise aus. Sie neigen dazu, analytisch vorzugehen und können klare Pläne und Zeitrahmen erstellen, um ihre Aufgaben effizient zu erledigen. Ihre sorgfältige Herangehensweise ermöglicht es ihnen, wichtige Details nicht zu übersehen.
2. Handlungstypen sind entscheidungsfreudig und agieren proaktiv. Sie packen Herausforderungen sofort an und zeigen oft eine hohe Belastbarkeit, wenn es darum geht, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen. Handlungstypen sind darin geübt, ihre Zeit gut einzuteilen und Prioritäten zu setzen.
3. Beziehungstypen sind empathisch und haben ein gutes Gespür für die Bedürfnisse anderer. Sie können gut kooperieren und Netzwerke nutzen, um Hilfe bei der Lösung von Zeitproblemen zu erhalten. Ihre sozialen Fähigkeiten helfen ihnen, Unterstützung zu finden und das Gefühl der Überforderung zu reduzieren.
Die Schwächen der Persönlichkeitstypen und ein Konzept für bessere Lösungen:
1. Sachtypen tendieren dazu, sich in Details zu verlieren und Perfektion anzustreben, was zu Zeitverlust führen kann. Um dieses Problem zu bewältigen, sollten sie sich bewusst Zeitlimits setzen und sich darauf fokussieren, die wesentlichen Aspekte zu erledigen.
2. Handlungstypen können dazu neigen, sich zu viel vorzunehmen und zu hastig zu handeln, was zu übersehenen Details und unvollständigen Aufgaben führen kann. Um dieses Problem zu lösen, ist es ratsam, bewusst einen Schritt zurückzutreten, bevor sie handeln, und sich einen Moment Zeit zu nehmen, um die Situation zu überdenken.
3. Beziehungstypen fehlt manchmal nur die passende Struktur zur Priorisierung in der Zeitplanung. Das kann zu Chaos und Verwirrung bei den Beteiligten führen und den Beziehungstyp unflexibel machen, so das er nur noch schwer Kompromisse eingeht und die verfügbare Zeit ineffektiv und seine Energien gesundheitsgefährdend einsetzt. Um eine gute Balance im Zeitmanagement zu finden, ist es deshalb wichtig, dass der Beziehungstyp lernt sich Prioritäten zu setzen und je nach Verbundenheit – die eigenen oder andere – Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.
Fazit:
Jeder Persönlichkeitstyp hat seine eigenen Stärken und Schwächen im Umgang mit Alltagsthemen, insbesondere im Bereich des Zeitmanagements. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit unserem Naturell können wir uns weiterentwickeln und Strategien entwickeln, um unsere Schwächen zu überwinden und unsere Stärken gezielt einzusetzen. So können wir das tägliche Zeitmanagement verbessern und ein ausgewogeneres und erfüllteres Leben führen.
Wir hoffen, dass Ihnen dieser Tipp der Woche geholfen hat, Ihre Perspektive zu erweitern und praktische Lösungsansätze für den Alltag mitzunehmen.
Bis zum nächsten Mal!
Sanja Eggle vom Newsletter-Team

Angenommen, jemand erlebt ständig neue Abenteuer und führt ein aufregendes Leben voller Glücksgefühle – aber er hat keine freie Zeit mehr, lebt in finanzieller Unsicherheit und leidet an vielerlei körperlichen Beschwerden. Dann nützt das ganze aufregende Abenteuerleben nichts.
Ebenso bei einseitigem Fokus auf Sicherheit oder Gesundheit. Was nützt es, viele Millionen auf dem Konto zu haben, aber unglücklich und krank zu sein? Oder bei bester Gesundheit 100 Jahre alt zu werden, wenn man unglücklich und verarmt ist?
Was hier exemplarisch für Einzelne beschrieben ist, gilt vermutlich auch für Familien, Gruppen oder ganze Gesellschaften. Und auch hier kann bei Einseitigkeiten ein Blick auf alle drei Aspekte eines "guten Lebens" nützlich sein, um wieder in eine harmonische Balance zu kommen.
Wenn man es problemorientiert beschreiben möchte, könnte man so gesehen von naturelltypischen "Fallen" sprechen. Also im Sinne eines "Zuviel des Guten":
Beziehungstyp: zu viel Abenteuer, Aufregung, Empathie, Glücksgefühle, Beziehungen
Sachtyp: zu viel freie Zeit, zu viel finanzielle Sicherheit, zu viel geistig-spiritueller Tiefgang, zu viel Vorsicht
Handlungstyp: zu viel Arbeit und Erfolg, zu viel körperliche Gesundheit, zu viel Freiheit, zu viel Ordnung, zu viel Besitztümer, zu viel Verantwortung
Um nur einige Beispiele zu nennen.
Einen harmonischen Sommer! Ich verabschiede mich in die Sommerpause und sammle fleißig Material für neue Tipps :)
Werner Winkler, Juli 2023
P.S. Zur Erinnerung: Heute abend findet die zweite Veranstaltung unserer Reihe 2023 statt
So. 9. Juli 2023, 17 Uhr: Kollegialer Austausch für Praktizierende
Diese Veranstaltung kann auch zum Kennenlernen untereinander und zum Netzwerken dienen.
Der Zugangslink für alle Veranstaltungen ist
https://us05web.zoom.us/j/2899799389?pwd=ZG03TVlsWHdYUDZEbmpUbGxFc3hwdz09
Sie benötigen ein Endgerät mit Kamera und Mikrophon. Es wäre freundlich, die Kameras einzuschalten, damit wir uns auch sehen. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich ca. 1 - 1,5 Std. dauern.

Als ich anfing, nach Hinweisen auf die Typzugehörigkeit zu suchen, fiel mir auf, dass die drei Grundtypen gerne bestimmte Wörter, aber auch Wortarten verwenden. Ich erinnere mich an einen Artikel des Soziologen Niklas Luhmann. Er war zwar sehr interessant, aber ich verstand ihn nur mühsam. Als mir auffiel, dass er aus extrem vielen Substantiven bestand, war mir klar, warum. Es war mir (als Beziehungstyp) einfach zu abstrakt. Zudem kannte ich viele der Begriffe nicht gut genug, um deren Sinn einzuordnen.
Drei fiktive Beispiele für die dynamische, weiterleitdende Verwendung dieser Triade:
Eine Beziehungstyp-Frau wird von ihrer Kaufsucht gequält. Sobald sie etwas Schönes sieht, ploppen die entsprechenden Adjektive in ihrem inneren Dialog auf wie Sprechblasen: Tolles Kleid, schöne Vase, faszinierende Schuhe usw. – zusammen mit der Therapeutin übt sie nun, statt einem Adejektiv ein weiteres Substantiv oder/und ein unattraktives Adjektiv einzuführen: tolles Kleid aus billigem Nylon; schöne Vase aus zerbrechlichem Porzellan; faszinierende Schuhe mit Leder voller Chemie usw.
Die Sachtyp-Geschäftsführerin hat ihr Führungsteam zum Meeting geladen. Auf der ersten Seite ihrer Präsentation stehen nur Substantive: Krankenstand, Liquiditätsengpässe, Lieferschwierigkeiten. Die Teammitglieder erwarten wie so oft nun eine langatmige und ermüdende Analyse der gesammelten Probleme. Stattdessen zeigt sie nun eine zweite Seite (die sie mit ihrem Coach erwarbeitet hat). Darauf ist jedem Substantiv ein Verb zugeordnet: Krankenstand senken, Liquiditätsengpässe vorbeugen, Lieferschwierigkeiten aktiv vermeiden. Als sie um Anregungen und Vorschläge bittet, sind alle hellwach und neugierig, was die Kolleg:innen beizutragen haben.
Ein Handlungstyp-Junge (6 Jahre alt) fordert von seinen Eltern in einem kleinen Wutanfall "mehr zu essen, mehr zu spielen, mehr fernsehen dürfen". Dann verschränkt er angespannt die Arme und zeigt ein wütendes Gesicht. "Gerne", erwidert der Vater, was den Kleinen sichtlich überrascht und verwirrt. Wenn du uns sagen kannst, welche Eigenschaften das Essen, die Spiele und die Fernsehsendungen haben sollen. Möchtest du mehr ekliges Essen, mehr langweilige Spiele und mehr doofe Fernsehsendungen? Jetzt kann er sein Lachen nicht mehr zurückhalten und er muss genau überlegen, welche Art von "mehr" er gerne hätte.
Tipp für alle Naturelltypen: Wörter, die eine Beschwerde beschreiben, durch Änderung in andere Wortarten ihren Schrecken nehmen – fachlich: Sprachspielen als Intervention verwenden. Beispiel: Ein Klient klagt über seine Depressionen (Substantiv). "Was genau drückt Sie denn nieder?" (verwerbung und eindeutschung) fragt der Arzt und der Klient muss nachfragen, weil er zunächst nicht versteht. Am Ende der Besprechung haben beide eine Liste der Verhaltensweisen, die eher "depressiv/niedergedrückt" oder "leicht/aufgehellt" wirken (Adjektive).
Werner Winkler, Juli 2023
Im Wissenschaftsmagazin Scinexx wurde neulich ein längerer Artikel veröffentlicht, der therapeutische und medizinische Wirkungen von Video-Spielen beschreibt – teilweise sogar von umfangreichen Studien unterlegt.
Hier nachzulesen: https://www.scinexx.de/dossier/zock-dich-gesund/
Spannend dabei: nicht alle Patient:innen profitieren von einem Spiel, sondern nur eine Teilgruppe. Ich vermutet, dass hier das Naturell eine Rolle spielt, womöglich auch der Untertyp.
Es wäre interessant zu wissen, welchen Typen/Untertypen welche Spiele gegen/bei was helfen. Mir selbst (Beziehungstyp-Denker) hilft etwa ein spannender Film, wenn mir im Frühjahr wegen zu vielen Pollen in der Luft die Nase läuft. Spiele habe ich dafür bisher nicht genutzt.
Für Erfahrungsberichte und Hinweise, was welchem Naturelltyp hilft, wäre ich dankbar und werde sie gerne hier in einem späteren Tipp gerne veröffentlichen. Vielleicht hat auch jemand etwas Relevantes bei seinen Kindern oder Enkeln beobachtet?
Werner Winkler, Juni 2023
In letzter Zeit habe ich mich nochmal mehr mit den Triaden befasst und dazu auch mit drei Kollegen ausgetauscht. Dabei wurde mir klar, dass dieses Thema doch wesentlich komplexer ist als gedacht.
So sind mir z. B. Triaden aufgefallen, die rein körperlich basiert sind (im Gegensatz zu den zahlreichen eher mentalen/psychischen).
Beispiel 1: Einatmen - die Luft anhalten/verwerten - Ausatmen
Beispiel 2: Nahrung aufnehmen - Nahrung verdauen/verwerten - den Rest ausscheiden
Beispiel 3: wach sein - (Einschlafen/Schlafen) - wach werden (wobei hier die Übergänge etwas unscharf sind)
Beispiel 4: hungrig sein - Essen - Gesättigt sein (ebenso durstig - trinken - Durst gestillt)
Beispiel 5: heranwachsen - ausgewachsen sein - körperlicher Verfall
Was unterscheidet diese Triaden von "unseren"? Sie lassen sich nicht konkret einem Naturelltyp zuordnen, sondern sind bei jedem Menschen/Lebewesen identisch.
Teilweise sind es einfach zeitliche Phasen oder natürliche Abläufe, in die man nur begrenzt eingreifen kann.
Was sie aber mit den psychographisch-naturellwissenschaftlichen verbindet ist, dass man mit ihnen drei Aspekte einer Sache unterscheiden bzw. bewusst machen und beleuchten kann. Und dadurch vielleicht entdeckt, dass man eine davon zu viel oder zu wenig beachtet (Bsp. Schlaf-Wach-Triade).
Interessant auch, dass es bei Wikipedia einen Artikel über Triaden gibt: https://de.wikipedia.org/wiki/Triade_(Familientherapie)
Werner Winkler, Juni 2023

Dabei war Karpman sich vermutlich gar nicht bewusst, eine Triade formuliert zu haben. Erst Friedmann fiel auf, dass wir Menschen eine dieser drei Rollen (Retter, Opfer, Verfolger) als Lieblingsrolle und eine andere als Vermeidungsrolle zeigen. Dazu noch die spannende Beobachtung, dass die Vermeidungsrolle gleichzeitig wertvoll ist – weil sie vernachlässigte Ressourcen beinhaltet.
Beispiel: Wenn sich jemand bevorzugt in der "Opferrolle" erlebt, macht für ihn die "Verfolgerrolle" einen Unterschied (in der Regel zum Besseren). Oder der "Verfolger" entdeckt seine Retterqualitäten. Und der etwas zwanghaft zum Retten neigende merkt, dass er durchaus zum Opfer werden kann (und deshalb vorsichtiger agieren sollte) oder dass es manchmal sinnvoll ist, etwas zu absichtlich zu opfern, um einem Drama zu entkommen oder einen Angreifer/Verfolger abzuwehren (s. Ukraine).
Um das Drama-Dreieck mit einer kleinen, harmlosen Szene zu illustrieren: Die Mutter fordert ihre beiden Kinder nachdrücklich auf, endlich ihre Zimmer aufzuräumen (Verfolgerrolle). Diese sehen sich unberechtigt kritisiert, verweigern sich dieser Aufforderung und schmollen bzw. schimpfen über den Sauberkeitsfimmel der Mutter (Opferrolle, etwas rebellisch angehaucht). Der Vater, der sich in seinem Wunsch gestört sieht, in Ruhe die Zeitung zu lesen, sieht sich genötigt, die Retterrolle einzunehmen und hilft den Kindern, rasch das Zimmer soweit in Ordnung zu bringen, dass die Mutter zufrieden sein kann.
Ein zweites, weniger harmloses Beispiel: Diktator A. findet, dass die Hälfte eines schönen Nachbarlandes eigentlich zu seinem Reich gehört und fängt einen Eroberungskrieg an (Verfolger/Angreifer/Täter). Er rechnet damit, dass das viel kleinere Land rasch kapituliert (also die Opferrolle akzeptiert). Womit er nicht gerechnet hat: mit dem angegriffenen Land befreundete Staaten organisieren einen Rettereinsatz und helfen bei der Verteidigung. Am Ende ist der Diktator selbst das Opfer, weil seine Unterstützer sich von ihm abwenden.
Aus meiner Beratungserfahrung nützt hier häufig alleine schon das Bewusstmachen, d. h. das Ansprechen der drei Rollen-Alternativen für einen Wandel. Denn so wird den Beteiligten klar, dass sie nicht auf eine Rolle (häufig ihre vom Naturell her bevorzugte) festgelegt sind. Sie können sich anders verhalten als es ihrer Neigung entspricht und so ein Drama auflösen. Auch wenn das nicht der bequemste Weg ist, bringt er doch am Ende meist eher an ein gutes Ziel.
Anbei das Drama-Dreieck erweitert – also mit zusätzlichen Begriffen und im Sinne der Naturellwissenschaft mit den Pfeilen der Ausgleichsrichtung.
Werner Winkler, Juni 2023

Da aber unsere Sprache immer etwas "unscharf" ist, ist es vielleicht sinnvoll, noch einige weitere Begriffe zu ergänzen, z. B. diese hier:
zu Ja:
positiv, zustimmend, offen-zugänglich, neugierig, entgegenkommend, freundlich
zu Vielleicht:
neutral, unentschieden, hinauszögernd, mehrere Optionen offen lassen, kritisch
zu Nein:
negativ, ablehnen, verschlossen, ausschließen, zumachen, beenden, misstrauisch
Damit sind dann nicht nur konkrete Wörter, sondern auch einige Haltungen oder Verhaltensweisen abgedeckt. Bei einer Häufung derselben, die wir bei jemand anderem erkennen, lässt sich so der Grundtyp leichter erkennen bzw. ein begründeter "Typverdacht" formulieren.
Ebenso dient diese erweiterte Begriffsliste dazu, die typspezifisch eher vernachlässigten Ressourcen zu erkennen und zu aktivieren – auch wenn dies unter Umständen wirklich anstrengend oder gar eine Zumutung für uns ist.
Mit meinem Beziehungstyp-Naturell etwa ist es sehr schwer, "neutral, unentschieden, hinauszögernd, mehrere Optionen offen lassend, kritisch" zu sein – selbst wenn dies angebracht und der Situation angemessen wäre. Ich weiß aber aus inzwischen ca. 25-jähriger Erfahrung, wie sinnvoll es ist, hier über den eigenen "Naturell-Schatten" zu springen. Und wie häufig mich diese Anstrengung oder Selbstüberwindung in kritischen Situationen vor Fehlern, Ärger oder finanziellen Verlusten bewahrt hat.
Wie hat es Arthur Schopenhauer so schön formuliert: "So hat zum Beispiel mir meine Philosophie nie etwas eingebracht; aber sie hat mir sehr viel erspart."
Quelle: https://zitate-aphorismen.de/zitat/philosophie-hat-mir-viel-erspart/
Werner Winkler, Juni 2023
Diese Woche hörte ich in SWR2-Wissen eine sehr spannende und aufschlussreiche Sendung über das Erinnern, Vergessen und auch Nicht-Wissen-Wollen.
Dass die Forschung dabei nicht nur Erkenntnisse aus dem NLP, sondern auch die Individualität der Gehirne registriert hat, wundert nicht.
Eine sehr unterhaltsame Sendung mit reichlich Beispielen, aber auch handfester Forschung. 30 Minuten, die sich lohnen – zum Nachhören oder Nachlesen hier verfügbar: https://www.swr.de/swr2/wissen/die-psychologie-des-vergessens-warum-nicht-wissen-schwerfaellt-104.html
Oder halt nachlesen, aber das Hören ist hier wegen der Originalzitate eher zu empfehlen!
Werner Winkler, Mai 2023

Da in ihnen die Begrifflichkeiten recht eindeutig sind, lassen sich mit ihrer Hilfe die Prinzipien der (vollständigen, dynamischen und naturelltyp-relevanten) Triaden* gut erläutern:
- es gibt drei Optionen, die sich einem der drei Naturelltypen zuordnen lassen
- sie stehen in dynamischer Verbindung, d. h. in Pfeilrichtung ergibt sich bei übertriebener Nutzung einer Option ein Ausgleich
- jeder von uns zeigt eine bevorzugte und einen vernachlässigte Option
Beispiele aus dem Alltag, die illustrieren, wie jemand gemäß seinem Naturell eine der drei Optionen bevorzugt bzw. vernachlässigt, sind leicht zu finden:
- Bernd Blümlein ist Beziehungstyp und bei seinen Freunden dafür bekannt, dass man ihn zu allem Möglichem rasch überreden kann. Sein "Ja, ja" ist ebenso schnell ausgesprochen wie seine positiv-bejaende Grundhaltung ein Teil seines Charakters. Zögern oder lange zu überlegen mag er nicht, auch Selbstkritik gehört nicht zu seinen Stärken. Entweder Ja, Ja oder Nein, Nein – wie er es schon in der Kinderkirche von seinem großen Vorbild Jesus gelernt hat. Wobei ihm das Ja am liebsten ist. Er gehört gerne dazu, mag es, eingebunden und gemocht zu werden, anderen zu helfen oder ihnen gut zuzusprechen.
- Sandra Sanftleben ist Sachtyp und neigt dazu, bei Entscheidungen eine neutrale, offene, unentschiedene "Vielleicht-Haltung" einzunehmen. Erst wenn andere eine Entscheidung getroffen haben, schließt sie sich an oder "rebelliert" (wenn die Mehrheitsentscheidung ihr völlig gegen den Strich geht und ihre Leidensfähigkeit überstrapaziert). Von sich aus Nein zu sagen oder etwas aktiv zu beenden ist nicht ihr Ding. Das kostet sie zu viel Kraft und sie hat auch Angst, dann kritisiert zu werden oder mit so einer klaren Entscheidung einen Fehler zu machen.
- Harald Handfest ist Eigentümer einer kleinen Baufirma und auf Abbrüche aller Art spezialisiert. Das Wegmachen und Wegräumen war schon als Kind seine Lieblingsbeschäftigung, weil "Ordnung muss sein" – zum Leidwesen seiner Geschwister, die ständig ihre Spielsachen suchen mussten. Seine Mitarbeiter wissen, dass sein "Nein" oder "Geht nicht" keinesfalls in Beton gemeiselt ist, sondern eher ein Reflex, wenn man etwas von ihm möchte oder ihn etwas fragt. Ein zweiter oder dritter Anlauf ist also sinnvoll und er lässt sich durchaus zu einem Ja bewegen, wenn jemand ihm deutlich sagt, was das Ziel der Aktion ist.
Hier zeigt sich dann sehr deutlich, was Dietmar Friedmann beobachtet hat: dass Menschen sind in heiklen Situationen nicht automatisch angemessen (dem Lebensbereich entsprechend) verhalten, sondern eher ihre Lieblingshaltung einnehmen – und ihre vernachlässigte Seite als Möglichkeit oft ausblenden. Damit jedoch gelingt nur in einem Drittel der Herausforderungen auch eine bestmögliche Antwort.
Denn wenn etwa eine positiv-offene Haltung angemessen wäre (einem fremden Kind gegenüber), der Handlungstyp-Lehrer aber lieber in seiner naturell-typisch abweisenden Nein-Haltung auftritt, hat er sicher nicht den erhofften Erfolg. Oder wenn ein Beziehungstyp bei Kreditverhandlungen in der Bank zu sehr auf seinen Charme setzt und seinen Verstand erst nach der Unterschrift einschaltet ...
Wer mehr Triaden nutzen möchte, findet eine Liste ab S. 111 im Band 2 der Naturell-Reihe – hier als PDF-Leseprobe als Download verfügbar: https://www.naturellwissenschaft.org/files/inhalte/naturellwissenschaft/download/Winkler-Naturell-Band1-Leseprobe.pdf
Ich werde in den nächsten Wochen versuchen, einige Triaden mit Beispielen hier vorzustellen und bin wie immer neugierig auf jegliche Rückmeldungen dazu!
Werner Winkler, Mai 2023
PS: Aus den Rückmeldungen zum letzten Tipp der Woche bezüglich der Mediennutzung kamen einige ähnliche Berichte wie mein eigener. Vor allem die gezielte und reduzierte Mediennutzung scheint allen Naturelltypen gut zu tun. Der Spruch von der Dosis, die das Gift macht, scheint hier anscheinend besonders zutreffend.
* PPS: Da es auch andere triadische Ansätze gibt – etwa den von Gieseke (triadisches-denken.de), wie mir Günter Hiller dieser Tage dankenswerterweise mitgeteilt hat – sollten wir in der Naturellwissenschaft vielleicht "unsere" Triaden genauer benennen? Für Ideen und Anregungen dazu wäre ich ebenfalls dankbar!

Gerade in Zeiten, in denen scheinbar die Welt nur noch aus Krisen, Kriegen und Katastrophen besteht, sind solche geballten und drastisch illustrierten Informationsquellen für manche Menschen häufig eine Zumutung. Sie entziehen sich dann ganz, schauen keine Nachrichten mehr, hören kein Radio oder lesen keine Zeitungen mehr, um sich zu schonen.
Vielleicht sind hier Beziehungstypen eher betroffen, weil bei diesem Naturelltyp die Neigung zum Drama, zu emotionaler Anteilnahme und auch zu einer blühenden Fantasie stark ausgeprägt sind. Und dramatische Bilder sind hier ein gefundenes Fressen für das Beziehungstyp-Gehirn.
Eine wie ich finde gute Alternative sind dann Nachrichtenticker ohne Bilder. Zwar wird auch dort nicht nur über "Gutes, Wahres und Schönes" berichtet. Aber neben dem Vorteil, dass solche Seiten uns nicht zu jeder Schreckensmeldung gleich noch ein möglichst reißerisches Bild vorsetzen, fehlt dort auch die sonst übliche Wiederholung von Artikeln: Um nämlich die eine neue Meldung zu finden (etwa auf tagesschau.de oder heute.de) muss ich mir dort ständig die älteren Beiträge nochmal anschauen.
Ich nutze deshalb seit einigen Wochen den Nachrichtenticker des ZDF: https://www.zdf.de/nachrichten/nachrichtenticker-100.html
und fühle mich damit ausreichend und gut informiert. Parallel lese ich gerne die ZEIT in einer Version für Lesegeräte – ebenfalls ohne Bilder. Und ungefähr einmal die Woche blättere ich kurz durch die anderen Nachrichtenseiten oder Magazine und habe dann wieder genug visuellen Input.
Mich würde interessieren, was die Strategien der hier Mitlesenden sind, um mit der Nachrichtenflut umzugehen. Gerne sammle ich Tipps und gebe sie dann hier weiter. Idealerweise bitte den eigenen Naturelltyp mit angeben, dann kann ich die Tipps typgerecht sortieren, falls sich Muster zeigen sollten. Danke für Rückmeldungen dazu!
Werner Winkler, Mai 2023

Ich schaue dort fast täglich rein und finde immer wieder Neues und Spannendes aus der Welt der Wissenschaft. Diese Woche z. B. eine aktuelle Forschung über das Kurzzeitgedächtnis und wie es unsere Wahrnehmung kurzerhand verändert, wenn diese nicht zur Erwartungshaltung psast*.
Doch lesen Sie selbst: https://www.scinexx.de/news/psychologie/wie-uns-das-kurzzeitgedaechtnis-truegt/
Werner Winkler, Mai 2023
* solche Tippfehler etwa "korrigiert" unser Gehirn häufig recht effektiv, weshalb Korrekturlesen eine ziemliche Mühe ist und selbst Profis hier öfters einmal versagen ...
Ohne besonderes Interesse an Barbara Schöneberger stieß ich vor einiger Zeit auf diesen Podcast: https://audio.podigee-cdn.net/1046120-m-3a3126d842a2b2cd2698dfd62b86b007.mp3?source=feed. Und befand mich davon weitestgehend fasziniert, jedoch nicht identifiziert (dieser Erfolg! diese Resilienz!).
Wie so oft, wenn man auf den eigenen Typ, noch dazu in quasi "Reinform" trifft, erkennt man diesen nicht sofort und so wendete ich mich an Werner Winkler mit dem Gedanken, es doch sicher mit einem typisch erfolgreichen "Handlungstypen" zu tun zu haben. Ich lag vermutlich verkehrt, wie mir bald klarwurde.
Werner diagnostizierte, nachdem er sich schmerzerfüllt durch 1:23 h laute weibliche Mitteilsamkeit gequält hatte, zwei reinrassige Beziehungstypen. Barbara Schöneberger sei eine Gelbe, die durch das Nichterleben von Schwierigkeiten oder gar Schicksalsschlägen in ihrem Grundtyp ohne Weiterentwicklung aufs Ursprünglichste verhaftet geblieben sei (ich bin sicher, ich gebe seine Wortwahl gerade ungenau wieder, aber so ähnlich habe ich ihn verstanden).
Mir war mehr das Faszinierende an ihrer Persönlichkeit aufgefallen, weniger das Fehlende. Ich finde den Podcast wirklich lustig und anregend. Naja, ich bin eben gelb. Dazu bevorzuge ich das Denken, aber doch bitte nicht zu sehr ins Negative hinein!
Ich fürchte, Barbara Schönebergers Karrierre basiert zum großen Teil auf dem von Caroline Kebekus sehr schön beschriebenen Prinzip "Es kann nur eine geben". Als einzige Frau wurde sie häufig von machthabenden Männern für exponierte Positionen (so als einzige deutsche Samstag-Abendshow-Moderatorin) ausgewählt. Ihre Unkompliziertheit und Zugewandtheit zu den Männern prädestinieren sie dafür. Selbstverständlich ist sie auch sehr fleißig und belastbar. Und da sie wunderbar menschlich rüberkommt, ist sie auch den meisten Frauen sympathisch, denke ich.
Mit zunehmenden Alter sei es Barbara Schöneberger zu wünschen – ich stimme hier Werner Winkler zu – sich vom Oberflächlichen weg breiter aufzustellen. Diese Richtung deutet sich im Gespräch der beiden Frauen durchaus bereits an.
Hier noch mehr Material zu B.S.:
https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_91274532/barbara-schoeneberger-habe-keine-allzu-positive-sicht-auf-die-zukunft-.html.
https://www.youtube.com/watch?v=KSN571TQyDI
Vielleicht hat noch jemand Spaß daran!
Birgit Reuhl, April 2023
Bei Jutta Deiß, dem langjährigen Vorstandsmitglied, möchte ich mich für die Anregung für diesen Tipp der Woche bedanken.
Es geht um die Frage, wie sehr man sein "Typsein" (also die Zugehörigkeit zu einer Naturellgruppe oder Untergruppe) als Teil der eigenen Identität versteht.
Ich möchte ein Beispiel benutzen: Angenommen, da steht ein alter Baum im Wald. Der Förster geht hin und sagt nach kurzem Blick nach oben und auf die Rinde: "Pinus sylvestris", ungefähr 120 Jahre alt.
"Ist" dieser Baum nun "Pinus sylvestris"? In den Augen des Botanikers ist das keine Frage. Aber fragen wir den Baum selbst, dann sagt der vielleicht, dass er sich vor allem als Teil seines Waldes versteht und keinen Unterschied zwischen Kiefern, Buchen und Tannen machen möchte. Fragt man das Wildschwein, das sich am Baum schubbert, wird das ihn vielleicht "Schubberbaum" nennen. Das Eichhörnchen meint, das sei sein Heimatbaum; hier wäre es geboren, zur Schule gegangen und großgezogen worden. Der Kleiber pocht darauf, dass es ein Jagdgebiet, reich an Insekten, sei. Und der Waldbesitzer denkt womöglich nur: Der ist locker 5000 Euro wert, aber ich vererbe ihn meinen Enkeln.
Es ist also nicht so einfach mit dem "Sein", gerade dann, wenn es um abstrakte Kategorien und hier vor allem um uns Menschen geht. Wir sind bekanntlich eher zimperlich, wenn man uns in Schubladen zu stecken versucht. Wer möchte schon als "Blutgruppen-A0-Mitglied" angesprochen werden? Oder als "typische Waage"?
Trotzdem wählen viele Menschen einzelne ihrer Persönlichkeitsmerkmale als wesentlichen oder gar dominanten Teil ihrer Identität: "Ich bin Mönch", "Ich bin eine Hessin" oder "Alle in unserer Familie sind Schalker". In meiner Kindheit war es z. B. im Dorf noch üblich, zunächst zu klären, ob man evangelisch oder katholisch ist. Denn sich in ein "andersgläubiges" Mädchen zu verlieben war riskant, weil "gemischte Ehen" verpönt waren. Wie die Zeiten sich ändern!
Meine Empfehlung ist daher, seinen Naturelltyp als einen von viele Faktoren zu betrachten und seine Identität nicht zu sehr an einen einzelnen Faktor zu knüpfen. Trotzdem kann man ja vom Erfahrungsschatz einer Naturellgruppe profitieren und sich mit den "eigenen" oder "fremden" Naturelltypen vergleichen.
Gerade Kindern oder Jugendlichen sollte man mitsamt der Aufklärung über ihren Naturelltyp auch das Wesen von Persönlichkeit (also ihre puzzle-artige Zusammensetzung und ihre Wandelbarkeit im Laufe des Lebens) erklären.
Werner Winkler, April 2023
Heute oute ich mich mal als einer der ca. 10 % in Deutschland, die nur selten oder nie ein Smartphone nutzen.
Warum verzichte ich in der Regel darauf und trage auch keines mit mir herum? Weil ich mit meinem normalen Mobiltelefon und seinem Akku, der eine Woche hält, völlig zufrieden bin. Und weil ich normalerweise mit einem Telefon telefoniere und die anderen Sachen am Laptop erledige, mit einem richtigen Bildschirm, einer richtigen Tastatur, Stromanschluss und jede Menge Speicherplatz. Nur für die Bankgeschäfte und um manchmal Fotos zu schießen brauche ich es und bin auch dankbar, dass es solche Technik gibt.
Außerdem ist es mir viel lieber, an einer richtigen Tastatur zu schreiben (genauer: zu tippen), weil ich da sehr schnell bin und leicht korrigieren, einkopieren etc. kann. Oder ich mag es, mit jemand am Telefon zu sprechen anstatt Sprachnachrichten oder Kurztexte hin und her zu schicken. Noch besser: Menschen zu sehen, zur Not am Bildschirm, idealerweise persönlich. Analog halt, wie man das heute manchmal etwas abwertend nennt.
Tipp der Woche deshalb: Rufen Sie mal wieder jemand an oder noch mutiger, besuchen Sie den anderen, statt ihm Textnachrichten zu schicken. Sitzen Sie in ein Café, spazieren Sie durch den Wald.
Und wenn Sie mögen und die Naturellwissenschaft Sie interessiert, schauen Sie nächsten Sonntag in unseren ersten Zoom-Call zur Naturellwissenschaft rein, Thema ganz offen: Fragen und Antworten. Sie können auch nur zuhören und zuschauen, wie Sie mögen. Nicht ganz analog, aber schon nahe dran ;)
Für den Terminkalender:
So. 30. April 2023, 17 Uhr: Fragen und Antworten zur Naturellwissenschaft

Hier werden wir u. a. die Fragen besprechen, die in der Umfrage neulich rückgemeldet wurden.
Der Zugangslink dafür ist:

https://us05web.zoom.us/j/2899799389?pwd=ZG03TVlsWHdYUDZEbmpUbGxFc3hwdz09
Sie benötigen ein Endgerät mit Kamera und Mikrophon. Es wäre freundlich, die Kameras einzuschalten, damit wir uns auch sehen. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich ca. 1 - 1,5 Std. dauern.
Vielleicht sehen wir uns dann? Würde mich freuen :)
Werner Winkler, April 2023

Für mich selbst ist dieser Teil der Selbsterkenntnis nach fast 24 Jahren so selbstverständlich geworden, dass ich manchmal ganz vergesse, wie hilfreich/sinnvoll/nützlich dieses Wissen für mich ist. Deshalb heute drei Beispiele dazu.
1. Mehr Ressourcen
Zuerst wurde mir durch den Unterricht bei Dietmar Friedmann bzw. sein Buch "Wer bin ich? Wer bist du?" bewusst, zu welchem Grundtyp ich gehöre. Das alleine hat mir schon so viel klar gemacht, auch über die Beziehungen zu den anderen Mitgliedern meiner Herkunftsfamilie oder warum ich mit welchen Menschen wie gut/schlecht klarkomme, dass es einen bedeutenden Unterschied ausgelöst hat.
Zudem wurden mir meine "blauen" Ressourcen bewusst, greifbar und verfügbar, auch wenn ich bis heute regelmäßig trainieren muss, um hier fit zu bleiben :)
Durch die zusätzlichen drei Ressourcen in den Unterbereichen war es aber dreimal so viel an Erkenntnissen und Unterschied – auch in Kombination ("Leitsatz").
2. Bessere Beratung/besseres Coaching
Da ich bald lernte, auch die Bevorzugungen meiner Klient:innen in den Unterbereichen zu erkennen, konnte ich auch hier den "Unterschied durch Wissen" auslösen – manchmal nur mit einem Satz, z. B. "Jetzt sind Sie eine halbe Stunde auf Ihre Vergangenheit eingegangen, wollen wir jetzt über Ihre Zukunft sprechen?"
3. Analyse von Paaren, Familien und Teams
Irgendwann wurde dann klar, dass auch für die Interaktionen von mehreren Personen nicht nur die drei Grundtypen bedeutend sind (was ja oft schon eine deutliche Erleuchtung bewirkt). Angenommen, in einem Team fehlt die Bevorzugung "Vergangenheit", ist naheliegend, dass hier wertvolle Ressourcen verschenkt werden. In einem solchen Fall lag z. B. das Firmenarchiv völlig brach, was immer wieder zu unnötiger Sucherei führte.
Ähnlich bei Paaren: Ich erinnere mich an eines der ersten, die ich gemeinsam analysieren konnte und wo sich zwei mal das "Ich" als Bevorzugung zeigte. Als ich das Wort "Wir-Beziehung" ins Spiel brachte, fiel förmlich neues Licht in die Gesichter. Danach war es auch leichter, Ausnahmen zu finden, in denen es bereits gelungen war, mehr "Wir" zu leben.
Mir ist bewusst, dass es Zeitaufwand, Arbeit und Mühe bedeutet, so detailliert in die eigene Persönlichkeit zu schauen. Aber ungefähr eine Stunde pro Person zur Analyse und dazu die individuelle Beratungs- oder Lesezeit sind in der Regel gut investiert, wenn Interesse an der eigenen Person oder an einem guten Miteinander vorhanden ist.
Mir selbst ist jedenfalls noch einmal bewusst geworden, dass mein Leben in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht ärmer gewesen wäre, wenn ich das nicht getan hätte.
Werner Winkler, Ostersonntag 2023
Immer mal wieder bekomme ich einen Hinweis, z. B. auf Videos, Filme oder Bücher, die für einen "Tipp der Woche" geeignet wären. Dafür bin ich auch dankbar!
Aber nach inzwischen so vielen Tipps der Woche wäre es toll, ab und zu auch mal andere Stimmen zu hören – deshalb heute die Ermutigung (für Sachtypen), Aufforderung (für Handlungstypen) und Bitte (an die Beziehungstypen), mal selbst einen Tipp der Woche zu formulieren, der dann hier veröffentlicht werden kann.
Es muss nicht perfekt formuliert sein (das sind meine Tipps ja in der Regel auch nicht), sondern kann auch "frisch von der Leber weg" ins Smartphone getippt und an naturellwissenschaft@t-online.de geschickt werden. Ich melde mich dann und wir bringen es ggf. zusammen in die passende Form.
Im Voraus herzlichen Dank!
Werner Winkler, April 2023
P.S. Einige auf der Empfänger:innen-Liste bekamen die letzten 2-3 Tipps nicht oder erst verspätet. Unser Web-Team hat jetzt den Fehler gefunden: In einer neuen Mail-Adresse war ein Punkt an einer ungewohnten Stelle. Der hat das Versandprogramm dazu bewegt, ab dieser Adresse keine Adressaten mehr anzuschreiben. Ich vermute mal, das Programm ist Sachtyp und leicht zu verunsichern bzw. es hatte Angst, etwas falsch zu machen und hat dann lieber mal nicht weiter gemacht :)
Ab und zu entdecke ich irgendwo zwei Sätze oder Wörter, bei denen mir dann der/das dritte fehlt, um eine Triade zu bilden.
Beispiel auf einer Spruchkarte: "Gib, was du hast! Sei, was du bist!"
Das passt in die Triade Haben-Sein-Können (die ich heute nicht anhänge, um nicht wieder Probleme beim Versand durch die sensiblen Spam-Filter zu verursachen).
Fehlt also der Satz zu "Können". Doch beim zweiten Hinsehen fällt auf, dass im ersten Satz sowohl von Haben als auch von Geben die Rede ist. Dann fehlt im zweiten schon die Ergänzung zum "Sein", weil ja "sei/bist" letztlich das Gleiche ist.
Beim Durchblättern meiner inneren Wortlisten entdecke ich letztlich folgende drei Paarungen:
Haben - Geben (zum Gelben Naturell/-anteil gehörend)
Sein - Dasein (zum Blauen Naturell/-anteil gehörend)
Können - Zeigen (zum Roten Naturell/-anteil gehörend)
Die drei Aufforderungen hießen dann:
"Gib, was du hast!"
oder "Gib anderen von dem, wovon du viel hast!"
"Sei da!"
oder "Sei für andere als der da, der du für sie bist!"
"Zeige, was du kannst!"
oder "Zeige anderen, was du gut kannst!"
Spannend auch die Gegenstücke, die offenbar keine Lebensqualitäten beschreiben:
"Sei neidisch auf das, was du nicht hast."
"Entziehe dich den anderen."
"Vermeide zu zeigen, was du nicht zu können glaubst."
Sicher ergeben sich aus diesen Begrifflichkeiten noch andere Sprachspiele. Oder man entdeckt naturelltyp-bedingte Sätze, die man umstellen, anzweifeln oder für das eigene Naturell als unpassend abweisen bzw. besonders zutreffend unterschreiben kann.
Werner Winkler, März 2023
Was passiert, wenn Jerry Seinfeld (vermutlich Handlungstyp-Denker) auf Barack Obama (vermutlich Beziehungstyp-Denker) trifft und sie sich bei einem Rundgang durchs Weiße Haus über Gott und die Welt unterhalten?
Hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=UM-Q_zpuJGU
Ich fand das spannend zu beobachten, zum Beispiel, wie gut sich die beiden Denker verstehen, obwohl sie unterschiedliche Naturell-Grundtypen zeigen. Bei genauem Hinhören wird dieser Naturellunterschied auch immer wieder deutlich, z. B. wenn es um dem Umgang mit Macht geht, ums Arbeiten an sich oder auch bei den Fragen, die eher für den Handlungstyp Jerry Seinfeld als Fragensteller von Interesse sind.
Gleichzeitig erkennt man gut, dass ein identischer Untertyp im Bereich "Aktivität" (hier die beiden Denker) eine gute Basis bilden, um einander zu verstehen.
Vergnügliches Anschauen und Studieren wünscht
Werner Winkler, März 2023
P.S. Offenbar kam der Tipp letzte Woche bei einigen Nutzerinnen und Nutzern nicht an, was wohl am Anhang (eine jpg-Datei) lag, den manche Provider als gefährlich einstuften. Sämtliche Tipps sind aber jederzeit auf der Webseite https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/tipp-der-woche.html nachzulesen.

Der (Sachtyp-)Philosoph Seneca hat es so ausgedrückt: "Wenig verlangt die Natur, die landläufige Meinung unermesslich viel." (Epistula XVI, 8)
Deshalb ist mein Tipp heute vermutlich vor allem für Beziehungstypen nützlich: Anstatt "Mehr" oder "Anderes/Neues" einmal die Option "Weniger" zu versuchen. Zum Beispiel weniger Zucker essen, weniger Fleisch und Milchprodukte, weniger Alkohol, weniger Kalorien, weniger Medienkonsum, weniger Zeit am PC/Smartphone, weniger Ablenkung und Zerstreuung, weniger Arbeit, mit weniger Geld auskommen, weniger einkaufen, weniger Kleider oder Bücher im Schrank aufbewahren usw.
Mir ist bewusst, dass Verzicht und das "Weniger" derzeit nicht in Mode sind. Auch Ärztinnen oder Apotheker tendieren eher zum "Mehr" als zum "Weniger". Als mich zum Beispiel vor nunmehr fast 35 Jahren das Weglassen von Milchprodukten von einem lebensbedrohlichen "allergischen Asthma" heilte und ich das meinem (Beziehungstyp-)Apotheker erzählte, meinte der: Das ist doch keine Therapie, einfach etwas wegzulassen. Erst als ich ihn auf die lange Tradition von Diäten als Behandlung hinwies, stimmte er mir stirnrunzelnd zu. Mir war natürlich klar, dass er mir lieber regelmäßig ein Medikament oder wenigstens seine Placebo-Globuli verkauft hätte.
Weglassen kann auch für Sachtypen im Sinne von "Nein sagen" oder "Beenden" eine nützliche Ressource sein, aber in der Regel sind sie schon asketisch oder reduziert genug, so dass ihnen eher das "Mehr vom Guten" in einer Krise weiterhilft.
Und um die Triade noch aufzufüllen: Die Ressource der Handlungstypen, deren Motto ja häufig "Viel hilft viel" ist, lautet "Anders/Neu". Also sich auf etwas Neues, Anderes einzulassen und dafür zu öffnen anstatt "mehr desselben" zu versuchen. Bei ihnen bezieht sich das Weglassen dann eher auf die Reduktion der Übermaße, häufig in Sachen Arbeit oder körperliche Anstrengung.
Gerne lese ich Rückmeldungen, speziell natürlich von Beziehungstypen, denen das Weglassen zu mehr Lebensqualität verholfen hat.
Wrnr Wnklr, Mrz 23 :)
Jakob Wassermann schreibt in seinen "Selbstbetrachtungen": "Was mich veranlasst, mit Menschen geduldig zu sein, ist immer die Vorstellung von der Möglichkeit der Verwandlung, obgleich mir die Erfahrung sagt, dass Verwandlung ein dichterisches Phänomen ist, nicht aber ein reales. Jeder steckt unrettbar in seinem Charakter und kehrt demgemäß immer zu sich selbst zurück (...)."
Stecken wir ebenso in unserem Naturell fest, sind quasi Opfer unserer naturellbedingt angeborenen Muster, Vorlieben, Neigungen?
Wer so denkt, hat eine entscheidende Erkenntnis der Naturellwissenschaft übersehen: nämlich, dass wir alle eine Mischung der je drei "Farben" darstellen und sich das Naturell aus der Bevorzugung einer davon ergibt, nicht aus der Ausschließlichkeit.
Anders gesagt – auch ein Handlungstyp hat eine "gelbe" und eine "blaue" Seite. Er muss sich nicht immer "rot" verhalten, sondern hat die Möglichkeit, durch bewusste Entscheidungen gegen das naturelltypisches Muster zu agieren. Und zwar ganz ähnlich wie wir uns auch gegen die Nutzung unserer "starken Hand" entscheiden können.
Im Gespräch mit Klientinnen und Klienten nutze ich hier gerne die Metapher der drei Menschenaffen im Sinne von: "Nutzen Sie doch öfter mal Ihre Gorilla-Seite". Das wird gut verstanden und häufig mit einem Lächeln quittiert. Auch kennen die Klient:innen durchaus Momente, in denen ihnen das bereits einmal gelungen ist (Ausnahmen, die öfters genutzt werden können).
Was der oben zitierte Dichter mit "dichterischem Phänomen" meint, könnte man als "therapeutische Möglichkeit" übersetzen – wir Menschen können also (im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren) bewusst lernen, uns bewusst anders verhalten, uns auch Muster und Möglichkeiten von anderen abschauen und sie nachahmen. Wir sind keine fertigen Programme, sondern sehr flexible Wesen. Auch wenn viele von uns das erst spät im Leben erkennen, oft erst nach schweren Einschnitten, Krisen oder Herausforderungen.
Auch deshalb erscheinen vielen, die irgendwann lernen, dass sie ein Naturell haben, diese Erkenntnisse so besonders und bedeutend – weil sie ihnen viele bis dahin nicht bewusst verfügbare Möglichkeiten eröffnet.
Werner Winkler, März 2023
Gedichte zu lesen (oder gar zu schreiben!) ist eher aus der Mode gekommen. Leider werden ja auch im Radio oder TV so gut wie nie welche vorgelesen.
Ein gutes Argument für Gedichte ist: viel schneller als das etwa mit einem Roman möglich, können wir schon aus einem kurzen Gedicht viel von der Persönlichkeit (und damit auch vom Naturell) einer Autorin oder eines Autors erfassen.
Und dann erspüren, ob dieser Mensch uns womöglich etwas zu sagen hat. Mir geht es schon lange so, dass mich manche Gedichte (häufig von Sachtypen!) in einer Weise bereichern oder besser: ernähren, dass ich sie immer wieder mit den gleichen Genuss und "Sättigungsgefühl" lesen kann.
Dank des Internets haben wir heute bequemen Zugang zu sehr vielen Gedichten, sogar fremdsprachigen, die ohne Internet nie auch nur in die Nähe einer deutschsprachigen Buchhandlung oder Bibliothek gekommen wären.
Der Tipp der Woche ist also heute eher ein "Geheimtipp der Woche", nämlich der schon verstorbene Dichter Peter Horst Neumann. Er hat einige wunderbare kleine Verse hinterlassen, etwa diese beiden hier:
Wanderlied
(Kurzfassung, reimlos,
für einen gehbehinderten
Freund:)
Bleib stehen.
Es kommt
auf dich zu.
Und ein anderes, "Mutabor" überschrieben, was aus dem Lateinischen stammt und so viel bedeutet wie „ich werde verwandelt werden":
Der Kritiker Jürgen P. Wallmann,
der mich als einen Vogelkundigen
kennt, hat sich nach flüchtiger
Sichtung meiner Gedichte
zu der Behauptung verstiegen,
ein Ornithologe sei eben doch kein Vogel.
Dagegen erkläre ich hier von oben herab:
"Im September vorigen Jahres
begab ich mich in mein Schlaf-
zimmer, öffnete das Fenster weit,
verzauberte mich und flog davon.
Ich habe es nicht bereut".
Beide zitiert und mit originalem Zeilenfall aus dem Sammelband "Pfingsten in Babylon / Die Erfindung der Schere" (Rimbaud)
Mehr zum Autor auf http://www.peterhorstneumann.de/
P.S. der Gedichtband von Peter Horst Neumann, den ich antiquarisch für wenig Geld erstanden habe, stellte sich als ein ungelesenes Exemplar heraus, das der Dichter wohl mit persönlicher Widmung verschenkt hatte; offenbar hatte jemand da keinen Sinn für Gedichte und hat es weiterverkauft – jetzt ist es bei mir und vielen anderen Büchern in guter Gesellschaft :)
Werner Winkler, Februar 2023
Da ich gerade (wie im anbrechenden Frühjahr üblich) durch Haselnuss-Pollen gedanklich weitgehend lahmgelegt bin, muss ich mir mit starker Ablenkung behelfen – das ist das Einzige, was neben Schlafen vor der Schniefnase rettet.
Eine sehr gute Ablenkung sind für mich spannende Filme, Reportagen oder auch lustige Sachen. So habe ich einige sehr witzige Filme mit Helge Schneider auf YouTube entdeckt, die mich tränenreich lachen und meine Schniefnase plus Heufieber vergessen ließen – zum Beispiel eine Szene, in der er (ich schätze ihn ob seiner vielen Talente, seiner sagenhaften Grimassen und seinem spitzbübischen Humor vorläufig als Beziehungstypen ein) dem damaligen Außenminister Sigmar Gabriel (vermutlich auch Beziehungstyp) Ratschläge erteilt: https://www.youtube.com/watch?v=IZ1PVq5Bf0U
Wer also, warum auch immer, etwas zum Lachen braucht, ist bei Helge Schneider in der Regel gut aufgehoben, ebenso, wer Jazz-Improvisationen mag: https://www.youtube.com/watch?v=H77OMIt8I78
Und hier ist zum Beispiel seine ernsthafte Seite zu sehen; da fällt er nicht in seiner Komikerrolle, sondern spricht ganz normal: https://www.youtube.com/watch?v=qW_7l5RLU10
Gerne lese ich in meinem Posteingang Tipps für andere lustige und möglichst geistreiche Ablenkungen :)
Werner Winkler, Februar 2023
Die Sängerin Annie Lennox ist weltberühmt – aber wer kennt ihren langjährigen Partner bei den Eurythmics, den Gittaristen Dave Stuart?
In einer sehenswerten aktuellen ARTE-Doku lässt sich ein Grund gut erkennen: Stuart ist offenbar Sachtyp, Lennox Handlungstyp. Es ist spannend und interessant zu sehen, wie die beiden musikalisch und zeitweise auch in privater Beziehung interagiert haben. Das Thema "Verschiedenheit" kommt dabei häufig zur Sprache, ebenso die scheinbare Unüberwindbarkeit dieser Unterschiede - genauso aber auch, wie diese den Erfolg mit möglich gemacht haben.
Gegen Ende der Doku geht es dann vor allem um das nach-musikalische Engagement von Annie Lennox. Auch hier bekommt der Typverdacht "Handlungstyp-Naturell" reichlich Futter.
Auf ARTE nur kurz verfügbar, aber auf YouTube vermutlich dauerhaft, deshalb dieser Link: https://www.youtube.com/watch?v=jMxa0rqNJlw
Werner Winkler, Februar 2023

In der einfachen Form geht es darum, dass sowohl
- eine Situationsbeschreibung bzw. Bestandsaufnahme (Start für Beziehungstyp)
- eine Auflistung der Problemthemen (Start für Sachtyp) sowie
- die möglichen Ziele oder Lösungsmöglichkeiten (Start für Handlungstyp)
erörtert werden – z. B. in der Psychotherapie, Beratung oder im Coaching.
Da unsere drei Grundtypen meist typgerecht in ihrer Ecke starten und die nächste Ecke, die ihre Ressource darstellt, vermeiden, kann hier die naturellwissenschaftliche Expertise zu einer optimierten und gut strukturierbaren Vorgehensweise verhelfen.
Nun lassen sich diese drei Prozessschritte auch mit zusätzlichen Begriffen auffüttern und sie so gleich vom Start weg präziser formulieren – und zwar durch Hinzunahme von Qualitäten der anderen Naturelltypen.
Dann sieht es so aus (s. auch im Anhang als Bild):
Startpunkt für Beziehungstypen:
realistische, sachliche Bestandsaufnahme und Situationsbeschreibung sowie die eigene praktische Einbindung darin
Startpunkt für Sachtypen:
praktisch lösbare, vermeidbare bzw. zu ertragende Problemthemen analysieren, inwiefern sie mich konkret betreffen
Startpunkt für Handlungstypen:
positive, freundliche Zielbilder für Lösungsmöglichkeiten entwickeln und entschlossen darauf hinarbeiten
Hat man es mit einer Gruppe zu tun (Team, Familie, Mannschaft usw.) versucht man, alle drei Aspekte anzuschauen und zu bearbeiten.
Beispiel: Ein Unternehmen leidet auf Grund diverser Krisen unter einem Umsatz- und Ertragsrückgang. Das Leitungsteam analysiert sowohl die Situation, macht eine genaue Bestandsaufnahme (auch früherer Erfolge), benennt klar die Problemfelder, die sich zeigen – und entwickelt gemeinsam Zielbilder und Lösungsschritte auf dem Weg zu diesem Ziel.
So werden alle eingebunden, ernst genommen, berücksichtigt und auch in die Verantwortung genommen. Kritisch wird es, wenn in solchen Arbeitsgruppen nur ein Naturell dominiert, z. B. weil die Geschäfts- oder Gruppenleitung ihr eigenes Muster auf die anderen übertragen möchte (und die Macht dazu hat, wie beim Sachtyp-Kanzler Olaf Scholz immer wieder zu beobachten).
Tipp: Einfach mal mit eigenen Anliegen oder mit dem eigenen Team das erweiterte Leitdreieck ausprobieren. Über Rückmeldungen oder Nachfragen freue ich mich wie stets.
Werner Winkler, Februar 2023
P.S. Das Buch von Anne Donath, das ich verlost hatte, hat Philipp B. gewonnen. Danke an alle, die mitgemacht und mir ihre Kommentare bzw. Typverdächtigungen geschickt haben :)

Ein Beispiel dafür ist für mich die Lebenskünstlerin und Autorin Anne Donath. Ich lernte sie vor ca. 20 Jahren kennen, da war sie um die 50 und es war mir rasch klar, was für einen Naturelltyp ich da vor mir hatte. Welcher es meiner Meinung nach ist, verrate ich ausnahmsweise hier nicht, ich möchte den Spaß beim Analysieren nicht nehmen :)
Wer sich für diese ungewöhnliche Frau und ihre praktische Lebensweisheit interessiert, dem empfehle ich einen aktuellen SWR-Kurzfilm:
https://www.swr.de/room-tour/wohnen-auf-4x4-meter-ohne-strom-100.html
Dieser Film wurde seit Mitte Dezember schon über 1,2 Millionen mal angeklickt. Und das sicher nicht nur, weil Anne Donath schon lange, bevor von "Tiny Houses" die Rede war, in einem kleinen Holzhaus ohne Strom mitten in einem schwäbischen Dorf lebt und vor ihrem Ruhestand nur soviel gearbeitet hat, wie für ihr bescheidenes Leben notwendig war.
Auf Ihre/eure Rückmeldungen mit Typverdacht und Begründung bin ich neugierig. Bitte per Mail an naturellwissenschaft@t-online.de schicken. Unter allen Rückmeldungen verlose ich einmal das Buch "Wer wandert, braucht nur, was er tragen kann" von Anne Donath als gebundene Ausgabe.
Werner Winkler, Januar 2022
Dass man den Naturelltyp eines Menschen leichter unter besonderer Beanspruchung oder in Lebenskrisen erkennt als im Alltagsmodus, gehört zum Grundwissen der Naturellwissenschaft.
Beim Lesen der aktuellen ZEIT fielen mir da einige Sätze über Olaf Scholz und den neuen deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius auf, die dieses Phänomen recht gut beleuchten.
Über Scholz steht da im Leitartikel: "Fehler aber gesteht Scholz nicht gern ein, sein Anspruch ist es, die Fehler von morgen bereits gestern durchdacht, erkannt und damit schon so gut wie vermieden zu haben. Der Kanzler tritt zudem am liebsten als Wissender auf, auch da, wo er wie alle anderen ein Lernender ist."
Und über Pistorius ist (ebenfalls in der ZEIT) im Artikel "Der Neue" von Peter Dausend zu lesen: "... als Typen könnten die beiden unterschiedlicher kaum sein: hier der wortkarge Olaf Scholz, der sein Kanzlersein als Versuchsanordnung versteht, in wild bewegter Zeit die reine Vernunft zu verkörpern, welshalb er die tonlos vorgetragene Grundsatzrede (...) zu seinem Markenzeichen erkoren hat (...) und dort der kommende Verteidigungsminister, der sich als politischer Nahkämpfer versteht, keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht und beim politischen Trash-Talk nicht nur über Nehmerqualitäten verfügt, sondern auch mal kräftig austeilen kann - selbst da, wo es nicht zwingend nötig erscheint. Der notorische Defensivspieler Scholz holt sich die Offensivkraft Pistorius ins Kabinettsteam und gibt ihm den nun wichtigsten Posten - das kann noch interessant werden."
Es scheint mir (auch von seinen ersten Auftritten im Amt her) doch ziemlich deutlich, dass Boris Pistorius zu den Handlungstypen zählt, was bei seiner Vorgängerin Christine Lambrecht eher auszuschließen ist.
Werner Winkler, Januar 2023
Nicht jeder kann sich ja mit den britischen Royals anfreunden, auch wenn sie über die Jahre eine ganz unterhaltsame und auch naturellwissenschaftlich interessante Vorstellung abliefern.
Deshalb für die Nicht-Royalisten aus Anlass des 50. Geburtstages der Sesamstraße ein schönes Video: https://www.youtube.com/watch?v=YEKwEq6fqG4
Bert in der Rolle des Handlungstyps (Egal was du sagst, meine Antwort ist Nein!), Ernie natürlich als Beziehungstyp und die Interaktion zwischen den beiden ist einfach zum Wegwerfen komisch :)
Zurück zu den Royals: Hier stehen sich jetzt interessanterweise drei Paare gegenüber, die jeden unserer Naturell-Grundtypen doppelt besetzen: William und Kate (zwei Beziehungstypen), Charles und Camilla (zwei Sachtypen) sowie Harry und Meghan (zwei Handlungstypen, derzeit im Angriffsmodus). Hier wird es in den nächsten Wochen sicher spannend zu beobachten sein, wie die 3x2 sich schlagen bzw. aus der Affäre ziehen. Noch spannender wäre natürlich, alle sechs zu einem Workshop einzuladen und ihnen die Naturellunterschiede zu erläutern. Träumen ist ja erlaubt ...
Werner Winkler, Januar 2023
P.S. Wer keine Rundbriefe aus unserem Verteiler bekommt, aber trotzdem an unserem normalerweise alle zwei Jahre stattfindenden Fachtag Naturellwissenschaft hat, ist herzlich eingeladen, die folgenden Fragen zu beantworten und an die Antworten an naturellwissenschaft@t-online.de zu mailen:
Liebe Mitglieder und Freundinnen/Freunde der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft e. V.,
der Vorstand möchte euch/Sie wegen dem (für diesen Herbst bislang in Waiblingen bei Stuttgart geplanten) Fachtag 2023 befragen, um ihn optimal vorbereiten zu können:
1. Hast du/haben Sie prinzipiell Interesse an einem Fachtag zur Naturellwissenschaft?
Antwort: ......
Falls Ja, wäre es dir/Ihnen lieber
a) nur vor Ort
b) nur per Live-Stream online
c) hybrid, d. h. vor Ort plus Live-Stream im Internet
Antwort: ......
(Falls Frage 1 mit Nein beantwortet wurde, ist die Umfrage schon zu Ende.)
2. Falls mit Ja, würde uns interessieren, welche Themen für so einen Fachtag für Sie/für dich von Interesse sind?
Antwort: ......
3. Zu welchen naturellwissenschaftlichen Themen könntest du/könnten Sie selbst einen Beitrag zum Fachtag leisten?
Antwort: ......
4. Möchtest du/möchten Sie uns sonst noch etwas mitteilen?
Antwort: ......
Herzlichen Dank für eine Rückmeldung bis zum 31.1.2023!
Der Vorstand
Petra Schmalzl, Holger Hägele, Werner Winkler
Kürzlich ist der brasilianische Fußballer Pele gestorben, der schon bei oberflächlicher Anlayse gut als Beziehungstyp zu erkennen ist, wie mir scheint.
Wer ein genauer nach Hinweisen suchen und das Leben dieses sympathischen Sportlers Revue passieren lassen möchte, kann dies z. B. mit diesem Film in der ARD-Mediathek tun:
https://www.ardmediathek.de/video/sportschau/nachruf-peles-weg-zur-fussball-ikone/das-erste/Y3JpZDovL3Nwb3J0c2NoYXUuZGUvYzBlNzUxYzgtZTdiZi00NzE1LWJjZjQtMjc5OTcxODYyMmNl
Hier gibt es viel zu sehen, was den Typverdacht erhärtet, z. B. die Freundlichkeit, Kreativität und Emotionalität von Pele. Auch kleinere Interviews geben interessante Einblicke in seine Persönlichkeit.
P.S. Über den (vermuteten) Sachtyp-Fußballer Messi sagte ein Reporter neulich während des Endspiels der WM, er "habe das Schleichen zur Kunstform erhoben". Offenbar läuft er oft so langsam übers Feld, dass er fast keine Kraft verbraucht - um sie dann parat zu haben, wenn er gebraucht wird bzw. eine Torchance sieht.
Werner Winkler, Januar 2023
In der ARTE-Mediathek ist noch bis März 2023 (und im TV am Sonntag, 8. Januar um 15:10 Uhr) eine neue Dokumentation über das berühmte Komiker-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy zu sehen - sehr gut gemacht, mit vielen Filmausschnitten, Interviews und neu aufgetauchten Bildern.
Auch naturellwissenschaftlich lehrreich und interessant. So werden etwa die Unterschiede der beiden in der Arbeitsmoral geschildert: Während Oliver Hardy nach Ende der Dreharbeiten sofort seinen Freizeitvergnügungen nachgeht (Golf spielen, Essen, Pferderennen), verbringt Stan Laurel fast seine ganze Zeit mit Arbeiten, Nacharbeiten oder Vorarbeiten. Über ihn heißt es auch, dass er privat eine völlig andere Haltung zeigte als in der Filmrolle.
Spannend auch, wie sich beide für sich und in ihrer freundschaftlichen Beziehung im Lauf der Jahre entwickelt haben. Oder wie wichtig für Stan Laurel die sozialen Kontakte auch nach Ende seiner Karriere waren.
Mein Tipp daher: Sehr sehenswert!
https://www.arte.tv/de/videos/045366-000-A/laurel-und-hardy/
Werner Winkler, Januar 2023
Neulich habe ich eine Reportage gesehen, die mich wegen der Thematik (Permakultur, Gärtnerei) interessierte, da ich als Schüler lange in einer Gärtnerei gejobbt habe.
Es ging um eine Gärtnerei in Frankfurt, die sich mit einer Gruppe Hobby-GärtnerInnen zusammengetan hat, weil das bisherige Geschäftsmodell nicht mehr tragfähig war.
Im Laufe des interessanten Films fiel mir jedoch auf, dass es gleichzeitig ein recht lehrreicher Film in Sachen Naturelltypen, speziell Handlungstypen ist. Denn die Gärtnermeisterin und auch eine der drei Hauptfiguren zeigen sehr deutliche Merkmale dieses Naturelltyps – und die zweite Hauptfigur ist offenkundig Beziehungstyp, was auch in der Interaktion der drei spannende Momente hervorbringt.
Die Reportage ist ca. 1,5 Std. lang und begleitet das Projekt fast ein Jahr lang. Also ideal um in den ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr ein paar Plätzchen zu knabbern, einen heißen Tee zu trinken und sich diesen Film in der ARD-Mediathek anzusehen:
https://www.ardmediathek.de/video/erlebnis-hessen/erfolgreich-mit-permakultur/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xODgxODY
Viel Vergnügen damit und erholsame Feiertage!
Werner Winkler, Dezember 2022
P.S. Inzwischen sind über 400 Bücher "Warum Kinder so verschieden sind" verschickt. Gerne verlängere ich das Angebot an KollegInnen (so lange Vorrat reicht) noch ins Neue Jahr: 2 Euro/Stück inkl. Versand, unabhängig von der Menge.
Heute einige weitere Beispiele, die zeigen sollen, wie das fachliche Benennen von naturelltypischen Verhaltensweisen nützlich sein kann – weil es Bewusstsein schafft und damit Handlungsspielräume eröffnet.
Diesmal für die drei Untertypen im Bereich "Aktivität":
Eine Fühler-Sekretärin nimmt die Stimmungen ihrer Vorgesetzten und Kolleginnen permanent wahr und fühlt sich häufig dadurch in ihrer Konzentration beeinträchtigt – zumal sie zu den Beziehungstypen gehört und gerne allen irgendwie helfen und ihr Mitgefühl zeigen möchte. Als sie einmal von ihrer Chefin mit dem Satz gelobt wird, sie sei ja so etwas wie die Erdbebenwarte in der Firma und wie toll es sei, dass sie so sensible Antennen fürs Zwischenmenschliche habe, ist sie zunächst erschrocken. Nachdem sie jedoch darüber geschlafen hat, kann sie ihre Veranlagung als Stärke akzeptieren und nimmt sich vor, besser zu lernen, ihre Antennen auszuschalten, wenn sie sich auf eine anspruchsvolle Aufgabe konzentrieren muss.
Ein Denker-Fußballtrainer steht häufig während des Spiels still am Spielfeldrand und analysiert das Spielgeschehen. Sein neuer Co-Trainer fragt ihn nach der ersten Halbzeit in seinem neuen Job, ob er ihm vielleicht ab und zu sagen könne, was in seinem Kopf vor sich geht – er könne sicher noch etwas davon lernen. Erst da fällt dem Denker auf, dass er es dem Neuen schuldig ist, seine Gedanken in Worte zu fassen. Sein früherer, langjähriger Co-Trainer wusste nämlich mit der Zeit schon, was er dachte und reagierte von sich aus entsprechend.
Eine Macher-Verkaufsleiterin stieß ihre Kollegen und Kolleginnen im Team regelmäßig damit vor den Kopf, dass sie einfach losredete, wenn ihr etwas auffiel – sowohl Positives wie Negatives. Ein neuer Mitarbeiter (ebenfalls Macher vom Untertyp her) beschwerte sich über eine in seinen Augen unangemessene Kritik vor versammelter Mannschaft im gleichen Tonfall, worauf die ganze Runde ob der Dreistigkeit erstarrte und auf eine noch schlimmere Reaktion der Verkaufsleiterin wartete. Diese riss jedoch zunächst die Augen auf, als ob sie sich verhört hatte, lachte dann aber übers ganze Gesicht und klopfte anerkennend auf den Tisch: So eine klare Ansage gefalle ihr! Das wünsche sie sich öfters! Und ja, sie gab ihm recht, sie hatte wieder einmal zu schnell geredet und keinen Filter zwischen Kopf und Mund eingeschaltet. Aber die anderen würden sie ja kennen und wissen, dass sie nicht alles so drastisch meinte, wie es im ersten Moment klingen würde. Das entspannte Grinsen in der Runde gab ihr jedoch das Gefühl, dass dem nicht unbedingt immer so war ...
Werner Winkler, Dezember 2022
Heute einige weitere Beispiele, die zeigen sollen, wie das fachliche Benennen von naturelltypischen Verhaltensweisen nützlich sein kann – weil es Bewusstsein schafft (auch im Sinne von: einen Spiegel vorhalten) und damit Handlungsspielräume eröffnet.
Diesmal für die drei Untertypen im Bereich "Zeit":
Ein gegenwartsorientierter Professor wird durch die Corona-Pandemie daran gehindert, einen sorgsam vorbereiteten Vortrag zu halten. Dieser wird von der Universität stattdessen als PDF-Datei zum Download für die Studierenden angeboten. Nach Pandemie-Ende fragt ihn die Fachbereichsleiterin an, ob er seinen Vortrag nun im Rahmen der nächsten Fachkonferenz halten möchte. Er lehnt zunächst mit dem Verweis ab, dass der Vortrag doch schon so alt wäre, lässt sich jedoch mit dem Argument überzeugen, dass das Thema an sich eher zeitlos und für viele Studierenden weiterhin aktuell wäre, auch wenn er selbst damit im Prinzip schon abgeschlossen hatte.
Eine vergangenheitsorientierte (Handlungstyp-)Ärztin lernt in einem Seminar über die Naturelltypen und deren typspezifisches Verhalten im Krankheitsfall. Sie erkennt, dass ihr besonders die männlichen Sachtyp-Patienten unangenehm sind und entwickelt eine Aversion, wenn sie einen solchen zu erkennen glaubt. Durch den Hinweis einer Kollegin auf ihren starken Vergangenheitsbezug wird ihr jedoch klar, dass sie selbst wesentlichen Einfluss auf das Zustandekommen einer guten Ärztin-Patienten-Beziehung hat und nimmt sich für die Zukunft vor, hier offen-neugieriger zu sein anstatt ihren eigenen Vorerfahrungen zu viel Gewicht zu geben (und damit häufig eine selbsterfüllende Prophezeihung auszulösen).
Ein zukunftsorientierter Klimawissenschaftler liegt immer häufiger in der Nacht wach, weil ihm die Zukunft des Ökosystems große Sorgen bereitet. Als er jedoch im Fachartikel einer Psychologin darüber liest, dass es vielen anderen, die eher vorausdenkend und -handelnd strukturiert sind, ähnlich ergeht, kann er seine Schlafstörung als gesunde Reaktion seiner Psyche akzeptieren. Er lernt, auch seine Gedanken zum Thema auf die Zukunft (in der Regel auf den nächsten Tag oder die nächste Diskussionsrunde im Kolleg:innenkreis) zu verschieben, bis sie ihn nicht mehr am Schlafen hindern.
Werner Winkler, Dezember 2022
Heute einige weitere Beispiele, die zeigen sollen, wie das fachliche Benennen von naturelltypischen Verhaltensweisen nützlich sein kann – weil es Bewusstsein schafft und damit Handlungsspielräume eröffnet.
Diesmal für die drei Untertypen im Bereich "Verbundenheit":
Eine du-verbundene Lehrerin gerät permanent in Stress, weil sie sich auch in größeren Klassen möglichst mit jedem einzelnen Kind gut verstehen und es individuell unterstützen möchte. Eine Kollegin rät ihr, sich nicht als Mutter der ganzen Klasse zu sehen, sondern eher als Trainerin einer großen Mannschaft. So verlagert sich ihr Fokus auf ihre eigene Haltung.
Ein ich-verbundener Grafik-Designer wird häufig für seine sehr individuellen Gestaltungen gelobt und deshalb auch engagiert. Er gerät jedoch regelmäßig in Konflikte, wenn er es nicht nur mit einem Auftraggeber zu tun hat, sondern mit einem größeren Team. Er bezieht zu viel auf sich und lädt sich zu viel Verantwortung auf. Erst als ihn der Teamleiter nach einer Sitzung beiseite nimmt und ihm deutlich sagt, dass er hier in einer Gruppensportart und nicht in einem Einzelsport tätig ist, realisiert er seine Einseitigkeit.
Ein wir-verbundener Fußballtrainer äußert nach einer hohen Niederlage seines Teams in der Nachbesprechung den Satz: Es geht hier vor allem um die Mannschaft. Jeder Einzelne ist ersetzbar! Darauf fragt der Spielführer zurück, wen konkret er denn damit meine und ob er sich selbst in diese Einschätzung einschließe. Als er in die enttäuschten Gesichter schaut, wird ihm sein Fehler bewusst und er entschuldigt sich.
Ein so komplexes Phänomen wie das Naturell lässt sich in Alltagssituationen kaum angemessen erklären. Dafür braucht es schon etwas mehr Zeit, ein Buch, ein Seminar usw.
Aber das Benennen naturelltypischer Verhaltensweisen kann durchaus Sinn und einen Unterschied zum Besseren machen. Drei Beispiele:
Ein Beziehungstyp liest auf dem Instagram-Kanal seiner Firma einen Kommentar, den er als unangemessen empfindet. Er schickt ihn seinem Vorgesetzten, der es ähnlich sieht und sich ebenfalls aufregt. Da sie sich aber unsicher sind, wie sie reagieren sollen, zeigen sie den fraglichen Satz einer weiteren Kollegin. Sie liest ihn jedoch ganz anders, neutraler, und meint: Ihr seid aber ziemlich dramatisch drauf! Sie überzeugt die beiden, nur kurz und sachlich zu reagieren und die Angelegenheit nicht zu eskalieren.
Ein Sachtyp brütet über den anstehenden Investitionen seines Handwerksbetriebs. Er zögert und zweifelt die bisher getroffenen Vorentscheidungen an, entwickelt Existenzängste und kann kaum noch schlafen. Seine Frau bringt ihm ein Glas Tee an den Schreibtisch, als er frühmorgens schon wieder Excel-Tabellen bearbeitet und meint: Na, will der Herr Professor mal wieder jedes Risiko vermeiden? Dann erinnert sie ihn daran, dass sich diese Szene in den 30 Jahren ihrer Ehe fast jährlich wiederholt hat. Er versteht, dass er sich einen Ruck geben und das Risiko eingehen muss, auch einmal einen Fehler zu machen, wenn er Unternehmer sein möchte und nicht nur Handwerker.
Eine Handlungstyp-Frau macht seit längerer Zeit pro Woche 10-20 unbezahlte Überstunden. Dadurch vernachlässigt sie ihren Schlaf, eine angemessene Ernährung und die ihr sonst so wichtigen sozialen Kontakte. Ihre Partnerin schlägt vor, sie solle doch ihren Stellenumfang auf 150 % aufstocken, dann würde sie auf 50 % reduzieren und sich mehr um den Garten kümmern. Dermaßen konfrontiert (und überholt) muss sie lachen und erkennt ihr schädliches Verhaltensmuster.
Solche alltagsintegrierten und typgerechten Interventionen brauchen kein Psychologiestudium oder vertiefte naturellwissenschaftliche Kenntnisse. Speziell wenn es um Menschen geht, mit denen wir viel Zeit verbringen. Dann ist von unserer Seite aus ein gesunder Blick möglich - und das in der Beziehung vorhandene Vertrauen ermöglicht die Annahme des (kritischen) Feedbacks.
Im Übrigen gelten die oben für die drei Grundtypen beschriebenen Beispiele auch für die Untertypen. Dazu demnächst mehr Beispiele.
Werner Winkler, November 2022
Eine aufmerksame Kollegin hat mir dieser Tage ein kurzes Video geschickt, in dem sich Thomas Gottschalk mit Frank Elstner anlässlich dessen 80. Geburtstages unterhält.
Dabei kommen auch die Unterschiede zwischen einem vergangenheitsorientierten (Gottschalk) und zukunftsorientierten (Elstner) Menschen recht gut zum Vorschein; sie sprechen sogar selbst das Thema an.
Ob die geschilderten Vorlieben aus dem Naturelltyp resultieren oder aus anderen Ursachen, wissen wir natürlich nicht. Aber ich finde es spannend, dass diese beiden hier über Unterschiede sprechen, die wir auch in der Naturellwissenschaft beobachten.
Hier zu sehen: https://fb.watch/gTOKIelU2F/
Werner Winkler, November 2022
Heute möchte ich einen Dokumentationsfilm empfehlen, bei dem man naturellwissenschaftliche Studien mit guter Unterhaltung verbinden kann.
In der ARD-Mediathek gibt es derzeit einen Film über die Olympia-Goldmedaillen-Gewinner im Eiskunstlauf, die ukrainische Sportlerin Aljona Savchenko und den aus Frankreich stammenden Bruno Massot. Sie zeigt deren Vorgeschichte und biografische Entwicklung anhand ihrer sportlichen Karriere auf - mit vielen Interviews, auch von Trainern und Weggefährten der beiden.
Dass Aljona Savchenko eine Handlungstyp-Frau ist, wird dabei rasch klar. Sie sagt z. B. über sich: „Ich brauche keinen Druck, ich mache mir schon selbst genug Druck.” oder auch „Es war von vorneherein für mich klar: Entweder 100 Prozent oder gar nicht.” Ein Trainer sagt über sie: „Aljona ist zwar ein Fliegengewicht, aber charakterlich ein schwerer Brocken.”
Auch ihre Körperspannung und Haltung beim Eislaufen ist sehr handlungstypisch und gut zu erkennen. Spannender ist die Einschätzung ihrer beiden Eislaufpartner. Zuerst Robin Szolkowy, den ich als Beziehungstyp sehe. Dann Bruno Massot, mit dem sie die Goldmedaille gewann: Er hat sofort die Zusammenarbeit mit dem bisherigen (Handlungstyp-)Trainer verweigert, was für einen Sachtyp, als den ich ihn einschätze, durchaus verständlich ist.
Sein langjähriger Trainer, der sein Talent entdeckt hat, sagt über ihn: „Er ist hochbegabt, aber etwas trainingsfaul.” Es ist aber im Film gut zu sehen, dass er sehr sachtypisch durch ein attraktives Ziel motiviert wird und sich dann auch körperlich massiv verausgabt, um das Ziel zu erreichen. Danach (nach der Goldmedaille) ist es aber auch gut. Dann will er noch etwas Geld verdienen und sich nicht mehr übermäßig körperlich anstrengen bzw. quälen.
Interessant auch, dass der neue Trainer Alex König wohl Beziehungstyp ist. Er leidet emotional stark mit (im Film während der Kür, die zu Gold führt, gut zu sehen), freut sich aber auch wie ein Kind, wenn etwas gelingt. Ein deutlicher Unterschied zum Handlungstyp-Trainer, der bestimmt auch Anteil am letztendlichen Erfolg hatte.
Die Dokumentation ist ca. eineinhalb Stunden lang und noch einige Zeit in der Mediathek verfügbar:
https://www.ardmediathek.de/video/dox-der-dokumentarfilm-im-br/die-kuer-ihres-lebens-oder-doku/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzMzYWQ0NWEzLWEwNWEtNGNmYy1iOGE0LTRjM2NmYzliMmI5Mg (evtl. den Link herauskopieren und von Hand in die Browserzeile einfügen)
Wer nicht so viel Zeit hat und nur den Gold-Lauf sehen möchte, der ist hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=oI-cJJhsiRI
Werner Winkler, November 2022
Als ich neulich davon hörte, dass eine Sängerin namens Taylor Swift es als erste geschafft hatte, sämtlichen vorderen Plätze der US-Album-Charts zu belegen, musste ich mir eingestehen, dass ich kein einziges Lied von ihr kannte (also bewusst).
Beim ersten Hören, als ich mich diesem Phänomen widmete, klang sie für mich eher langweilig. Ich verstand nicht, warum sie so einen Hype auslöst, warum so viele sie vergöttern und ihre selbst geschriebenen Lieder auswendig kennen.
Aber da es mich interessierte, zu welcher Gruppe von Naturelltypen sie wohl gehört, habe ich mir Interviews mit ihr angesehen, vor allem frühe (als sie um die 18 Jahre alt war und noch ganz frisch im Musikgeschäft).
Ergebnis: Sie scheint Beziehungstyp zu sein, vielleicht ein ich-bezogener. Sie wollte nach ihrer eigenen Aussage schon als Kind immer „dazugehören”, aber es funktionierte nicht gut, weil sie zu speziell war, zu „eigen”. Das erscheint mir typisch für Menschen mit starkem Ich-Bezug.
In einem Interview sagte sie z. B. (sehr beziehungstypisch): „I’m bored like a 100 percent of my freetime”. Oder gefragt, was sie am Internet stört, ist ihre erste spontane Antwort: „People write: I hate her, she is ugly.” - also typisch für einen Beziehungstyp, der geliebt werden will und schön sein.
Recht typisch auch ihre Antwort, was sie von der Zukunft erwartet (gefragt, als sie 18 ist): „The thing I learned about life is that I know absolutely nothing compared to what I am going to know”. Damit hat sie bei ihrem immensen Erfolg völlig recht behalten.
Wer selbst nachsehen möchte, hier drei Links mit sehenswerten Videos:
- ein frühes Interview mit ihr: https://www.youtube.com/watch?v=vBgiDYBCuxY
- Aufnahmen von ihrem ersten Konzert (da war sie 16!): https://www.youtube.com/watch?v=r1gnUa0nb6E
- mehr Aufnahmen aus der Kindheit in einem längeren Beitrag, aus dem auch die beiden obigen Zitate stammen: https://www.youtube.com/watch?v=WWxhIIdNQzI
- hier ein Video, in dem sie sehr beziehungstypisch ein Beziehungsdrama spielt und vertont: https://www.youtube.com/watch?v=e-ORhEE9VVg
Inzwischen ist sie über 30 und wirkt ziemlich abgeklärt, aber trotzdem noch spontan und freundlich. Spannend fand ich, dass sie ein älteres Lied, das auf einem früheren Album von den Produzenten stark gekürzt wurde, dann in der ursprünglichen 10-Minuten-Version herausbrachte, als sie das Album nochmal neu aufnahm. Zudem drehte sie gleich noch einen Kurzfilm dazu, der auf YouTube zu sehen ist (Achtung: sehr beziehungstypisch emotional und eher rührselig!): https://www.youtube.com/watch?v=tollGa3S0o8
Es wird interessant zu beobachten sein, wie sie sich weiter entwickelt. Und ob sie neben der Musik noch andere Themen findet, die ihr wichtig sind. Gerade in diesem Alter (zwischen 30 und 35) wäre das für einen Beziehungstyp nicht weiter verwunderlich. Auch große Erfolge werden ja irgendwann langweilig für diese Typfamilie ...
Werner Winkler, November 2022
Ab und zu taucht aus der Masse der neuen Filme und Serien eine Ausnahme auf, bei denen man denkt: Das sollten möglichst viele Leute sehen, so gut ist das gemacht.
Seit dem Frühjahr und noch bis März 2023 gibt es bei ARTE eine Miniserie mit dem Titel "State of Happiness", die in diese Rubrik fällt.
Wie in vielen guten Filmen sind auch hier die Naturelltypen und ihre Interaktionen teilweise sehr gut zu erkennen. Die Dialoge sind durchdacht, die Geschichten glaubwürdig. Und gleichzeitig bekommt man einen Einblick in die Lebenswelt der 1960er-Jahre, inklusive die damalige Mode, den Stand der Technik und welche Weltanschauungen damals vorherrschten bzw. aufeinander trafen.
Deshalb meine heutige Empfehlung, z. B. für lange Herbstabende oder einen freien Tag: State of Happiness!
Hier gibt die erste Folge (alle kostenlos) zu sehen:
https://www.arte.tv/de/videos/104749-001-A/state-of-happiness-1-8/
Werner Winkler, Oktober 2022
Neulich fiel mir beim Blick aus dem Fenster (wir wohnen über einer Einkaufsstraße) wieder ein Eltern-Kleinkind-Paar auf, das einen interessanten Machtkampf austrug.
Die Mutter wollte frühmorgens wohl rasch an ihr Ziel kommen, das ca. 3-jährige Kind stattdessen lieber den Spaziergang dazu nutzen, alles Interessante ausführlich anzuschauen oder anzufassen. Erst zog die Mutter noch am Arm. Als das Kind sich freimachte, wechselte sie zu verbalem Antrieb, den das Kind geflissentlich ignorierte. Stattdessen bewunderte es die Schönheit eines behauenen Steins in einer Hausmauer.
Als ich kurz darauf im Buch "Warum Kinder so verschieden sind" blätterte (in Vorbereitung auf eine Neuauflage), fiel mir dort der Satz auf: "Behandle den anderen so, wie ER selbst behandelt werden will."
Die besagte Mutter hatte wohl eher das Motto "Behandle den anderen so, wie du selbst behandelt werden willst" im Kopf. Sie trieb sich selbst zur Eile an und deshalb auch ihr Kind, trotz dessen viel kürzerer Beine.
Ganz klar: Es macht Mühe, andere ihrem eigenen Wesen nach zu behandeln. Dafür muss ich sie erst einmal kennenlernen, beobachten, verstehen. Eine kleine Abkürzung bei dieser Mühe bietet uns die Naturellwissenschaft – denn haben wir erst einmal den Naturelltyp eines Gegenübers erkannt, können wir daraus einige wichtige Tipps ableiten, wie diese Person denn gerne behandelt würde.
Vor allem dann, wenn die andere Person nicht zum gleichen Naturelltyp gehört wie wir selbst, kann das einen deutlichen Unterschied bedeuten (sowohl für uns selbst und unser Verhalten als auch für den anderen, der davon profitiert).
Tipp hierzu: nochmal im oben genannten Buch nachlesen, was für den typgerechten Umgang mit Kindern besonders wichtig ist (und auch für Erwachsene noch zu großen Teilen gilt). Wer das Buch noch nicht im Regal hat, bitte das P. S. hier beachten. Leider kann ich den Text noch nicht als PDF zur Verfügung stellen, da die Rückgabe der Rechte und die Neuauflage noch ein bisschen dauern.
Werner Winkler, Oktober 2022
P.S. Letzte Woche schrieb mich der Verlag an, der das oben genannte, 2006 entstandene Buch "Warum Kinder so verschieden sind" herausgegeben hatte.
Sie überlassen mir die restlichen Bücher der Erstauflage. Ich kann also demnächst über 1000 Exemplare zum Preis von 2 Euro (inkl. Versand) an Interessierte abgeben. Wer sich schon welche vorbestellen möchte, kann das ab sofort tun. Lieferung so lange Vorrat reicht.
In letzter Zeit kommt mir immer wieder die Gedichtzeile aus Bertolt Brechts "An die Nachgeborenen" in den Sinn:
"Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!"
Müssten wir statt über "Bäume" oder auch über Naturellwissenschaft öfter über den Krieg Putins gegen die Ukraine reden? Über die Menschenrechte im Iran oder die Corona-Toten? Über die schlimme Dürre mit darauf folgenden Überschwemmungen in Pakistan im Speziellen oder die Erderwärmung im Allgemeinen? Über Jemen, Somalia, den Libanon oder Afghanistan? Über steigende Preise oder drohende Stromausfälle?
Bertholt Brecht löst das Dilemma, gleichzeitig in einer aufgewühlten Zeit und in einem alltäglich-normalen Leben zu existieren, am Ende seines Gedichts an die Nachgeborenen so auf:
"Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht."
Denn selbstverständlich müssen wir auch über Bäume, über Gedichte oder über Naturellwissenschaft sprechen. Weil wir als Menschen auf das Gespräch, den Austausch, die Kommunikation, die Gedanken und Wahrnehmungen anderer angewiesen sind - ob von Angesicht zu Angesicht, am Telefon, per Brief, Mail oder Whatsapp (in dieser Reihenfolge!).
Was wir als Naturellwissenschaftler:innen wissen: Als Beziehungstypen sollten wir öfters über Kritisches und Riskantes sprechen, als Sachtypen über das offenkundig Negative, als Handlungstypen über Schönes, Lustiges und Gutes.
Und weil zum Gespräch das Zuhören gehört, lautet mein Tipp heute auch, das ganze Gedicht Brechts zu lesen. Hier ist es im Netz zu finden: https://www.lyrikline.org/de/gedichte/die-nachgeborenen-740
Wobei man natürlich einschränkend mit Reiner Kunze sagen kann: "Nicht jedes Gedicht eines jeden Dichters ist in jedem Augenblick etwas für jeden."
Werner Winkler, Oktober 2022
Neulich erhielt ich wieder eine Anfrage nach Inhalten einer nicht mehr im Internet verfügbaren Webseite.
Tatsächlich habe ich viele Inhalte der frühen Webseiten in meine Bücher "Das Naturell" übertragen. Sie sind auf der Vereinsseite https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/download.html kostenlos zugänglich und natürlich auch bei Amazon käuflich zu erwerben.
Einige Inhalte konnten jedoch aus rechtlichen Gründen nicht in die Bücher übernommen werden oder ich fand sie aus fachlicher Sicht nicht mehr zu 100 % vertretbar.
Wenn Sie nachsehen wollen, was früher im Netz verfügbar war, können Sie dies jederzeit auf die Webseite "Waybackmachine" tun. Die archivieren so ziemlich alles: https://web.archive.org/ – geben Sie einfach die gesuchte Webseite ins Suchfeld ein, dann können Sie sehen, welche Versionen (etwa von www.psychographium.de oder www.psychographie.de) archiviert sind und diese anschauen; auch die erste Version der Webseite aus dem Jahr 1999: https://web.archive.org/web/19991214230303/http://psychographie.de/
Werner Winkler, Oktober 2022
Eine der nützlichsten Erkenntnisse aus der Naturellwissenschaft scheint mir die, dass es leichter wird, zwischen "mehr vom selben" und "etwas anderem" zu unterscheiden.
Häufig verschärfen sich Probleme ja dadurch, dass jemand mehr von dem versucht, was seinem Naturell entspricht (und ihn häufig überhaupt erst in die problematische Lage gebracht hat). Beispiel Wladimir Putin: Er versucht es mit immer mehr Druck, Gewalt, Kampf, Lügen etc., was seinem Handlungstyp-Muster für Erfolg entspricht und ihm in den letzten Jahren wohl auch nützlich war. Anstatt aber endlich den erhofften ganz großen Erfolg damit zu haben und weltweit respektiert zu werden, wird er immer unbeliebter und verliert früher oder später seine Macht. In weniger extremen Fällen sieht man Handlungstypen darin ihr Glück suchen, dass sie immer mehr arbeiten, immer perfekter werden möchten oder immer mehr Reichtum anhäufen.
Bei Beziehungstypen lässt sich beobachten, dass sie versuchen, immer netter, hübscher oder freundlicher zu werden oder mehr Freunde zu haben (im Zeitalter der Sozialen Medien in Form von Klicks, Freunden oder Kontakten scheinbar sehr gut messbar). Trotz scheinbarem Erfolg bleibt aber ihr Gefühl aus, ein sinnvolles Leben zu führen.
Sachtypen, die "mehr vom selben" versuchen, sammeln immer mehr Wissen und Informationen, machen eine Fortbildung nach der anderen, stapeln gelesene Bücher in ihren Regalen, werden scheinbar immer klüger, wirken aber auf ihre Umwelt häufig dem Alltag nicht gewachsen. Sie wissen dann oft von einem Thema so viel, dass sie von allem anderen gar nichts mehr verstehen. In ihren eigenen Augen werden sie so zum verkannten Genie oder sie fühlen sich übersehen und ignoriert, weil sich die wenigen Menschen, die ihr angehäuftes Wissen wertschätzen könnten, sie nicht genügend beachten.
Was ist nun das "Andere", das aus diesen naturelltypischen Fallen hilft oder vor den Extremen schützt? Es ist die wohldosierte Aneignung derjenigen Eigenschaften und Verhaltensweisen, die bei denjenigen Naturellen zu beobachten ist, die unsere jeweiligen Ressourcen bzw. Entwicklungsbereiche ausleben:
Ein Handlungstyp kann also mehr auf positive emotionale Verbundenheit, auf Zuneigung, Liebe und Freundlichkeit setzen. Ein Beziehungstyp auf vertieftes Lernen, genaues Informieren und ausreichend Zeit zur Pflege eines einzelnen Themas, das ihn bisher nur oberflächlich interessiert. Und die Sachtypen entgehen dem "Mehr-vom-selben-Muster", indem sie ihre gesammelten Erkenntnisse in praktisch verwertbare Anwendungen übertragen und vielleicht auch anderen verfügbar machen.
Drei positive Beispiele dazu, die mir in letzter Zeit aufgefallen sind: Bundeskanzler Scholz zeigt sich nicht nur als wissend-überheblicher Sachtyp, sondern auch als jemand, der praktische Problemlösungen sucht und mutig umsetzt. Und die Außenministerin Baerbock (Beziehungstyp) hat offenbar verstanden, dass sie nicht damit punktet, dass sie einen scheinbar glänzenden Lebenslauf vorlegt, sondern sich fachlich so gut in Themen einarbeitet, dass sie sich mit ihren Kenntnissen Respekt verschafft. Beim Finanzminister Lindner (Handlungstyp) lässt sich beobachten, dass er nicht mehr nur auf die Zahlen und die korrekte Einhaltung der Regeln achtet, sondern nun auch versteht, dass hinter den Zahlen konkrete Menschen und Schicksale stehen und dass er mithelfen kann, deren finanziellen Problem zu lindern ...
Werner Winkler, Oktober 2022
Nicht nur zur Aufheiterung, aber auch, empfehle ich diese Woche das Nachhören der Musikalischen Monatsrevue des Kabarettisten Lars Reichow – einem klugen, wortgewandten Handlungstyp feinster Ausprägung: https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/lars-reichow-die-musikalische-monatsrevue-september-2022-100.html
Nicht nur sein Lied "Ich wär so gern ein König" ist hörenswert, auch die Beschreibung der Interaktion mit seiner Beziehungstyp-Frau, die völlig anders an die Hürden des Alltags herangeht - sei es das Einrichten des neuen Fernsehers, sei es der Einkauf einer neuen Hose.
Hier wird wieder einmal deutlich, dass die Kenntnis der Naturelltypen neben wertvollen Erkenntnissen auch immer wieder Anlass zur Heiterkeit bietet, die Nicht-Wissenden vorenthalten bleibt. :)
Eine lohnenswerte Dreiviertelstunde am Radio, vielleicht für den ersten Regen-Herbsttag oder wenn man etwas Bedarf nach mehr Licht in der Seele verspürt ...
Werner Winkler, September 2022
Wie bei manchen Filmen gibt es auch in Unterhaltungs-Serien solche, bei denen unsere drei Naturell-Grundtypen überdeutlich auftauchen. Sie taugen daher als Lehrfilme zur Naturellwissenschaft.
Ein sehr unterhaltsames, teilweise lustiges und zudem (US-)gesellschaftskritisches Beispiel ist die eher harmlos daherkommende Serie "Superstore". Darin wird der Alltag eines Warenhauses und die Interaktion ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. die mit der Kundschaft und der Geschäftsleitung thematisiert.
Speziell bei den Hauptfiguren sind die Typunterschiede sehr deutlich erkennbar und ihr Verhalten sowie ihre Interaktion ist über die Serie hinweg häufig besonders typisch.
Hier ein Teaser: https://www.youtube.com/watch?v=NgZXnTZbF3g
Die Serie läuft teilweise im TV, aber auch bei Netflix.
P.S. Wer keine Serien mag, kann sich derzeit auch alternativ die drei Hauptakteure der Ampel-Koalition ansehen: Olaf Scholz (Sachtyp), Christian Lindner (Handlungstyp) und Robert Habeck (Beziehungstyp) – aus Naturellsicht im Grunde eine gute Kombination der Kompetenzen.
Werner Winkler, September 2022
Über den Sommer und falls man im Urlaub auf Reisen war, erlebt man gerne etwas, das man besonders geschätzt hat. Oder man getraut bzw. genehmigt sich Dinge, die man sonst im Jahr eher nicht tut.
Steve de Shazer hat die therapeutische Frage "Was ist so gut, dass es bleiben soll?" häufig als Universalschlüssel genutzt, um den Fokus auf das Wertvolle und Erhaltenswerte zu lenken; speziell in Zeiten der Veränderung.
Vielleicht lohnt es sich, gerade jetzt, wenn sich Vieles ändert, eine Liste von Bleibenswertem anzulegen und das zu pflegen, was uns wertvoll ist und bei dem wir selbst mitbestimmen können, ob es uns erhalten bleibt.
Ebenso kann es sinnvoll sein, nach vergessenem Gutem zu fahnden. Wie leicht geht etwas verloren, das einen wertvollen Beitrag zum guten Leben geleistet hat! Hier setzen z. B. Rituale und Gewohnheiten an, damit das Wertvolle durch Gewöhnung immer wieder auf die Tagesordnung kommt - oft über Generationen hinweg.
Werner Winkler, September 2022
Bevor ich mich mit den Tipps der Woche in die Sommerpause verabschiede, möchte ich noch auf einen interessanten Vortrag des Philosophen Wilhelm Schmid über Kreativität hinweisen.
Häufig sind ja solche "Weisheiten" stark vom eigenen Naturell geprägt, so dass ein Großteil der Zuhörenden nicht so viel damit anfangen kann. In manchen Fällen jedoch (so auch hier) scheint eine vom Naturell unabhängige, übergreifende Sichtweise zu gelingen, von der praktisch Jede/r etwas mitnehmen kann.
Der Vortrag ist auf SWR2-Wissen nachzuhören und dauert eine halbe Stunde: https://www.swr.de/swr2/wissen/kreativ-werden-aber-wie-geht-das-swr2-wissen-aula-2022-06-19-100.html
Ein Zitat daraus als Kostprobe: "Die Menschen spinnen. Aber das ist ihr Job." (Wilhelm Schmid)
P.S.
Gerne lese oder höre ich auch weiterhin "Tipps für die Tipps". Als "Denker" geht es mir nur im Sommer oft so, dass mein Gehirn etwas herunterfährt, zumal wenn es so heiß ist wie zur Zeit. Das wundert mich noch weniger, seit ich gelesen habe, dass es im Inneren des Gehirns über 40 Grad warm ist (https://www.scinexx.de/news/medizin/unser-gehirn-ist-heisser-als-gedacht/).
In diesem Sinne einen kühlen Kopf trotz Hitze wünscht
Werner Winkler
Seit dem Ausscheiden von Angela Merkel als Bundeskanzlerin haben wir nicht mehr viel von ihr gehört. Interessant nun, nicht nur aus naturellwissenschaftlicher Sicht, wie sie sich rückblickend mit sechs Monaten Abstand diese Woche äußerte.
https://www.phoenix.de/sendungen/ereignisse/phoenix-vor-ort/altkanzlerin-angela-merke-a-2815654.html?ref=aktuelles
Aus meiner Sicht ist dieses Gespräch durchaus ein Zeitdokument. Und es lässt das Sachtyp-Naturell mit allen seinen Facetten sehr eindrücklich erkennen - etwa die bekannte Verteidigungshaltung, die Abneigung gegen Kritik und den vernünftig-sachlichen Blick auf die Dinge.
Und ja, es dauert eineinhalb Stunden. Aber diese Zeit sollte man sich nehmen, wenn man sich für den Menschen Angela Merkel (und ihr Naturell) interessiert. Das Thema "Zeit" spielt dabei durchaus auch inhaltlich eine Rolle – wie nicht anders zu erwarten :)
Text: Werner Winkler, Juni 2022
Diese Woche hatte ich Gelegenheit, mich mit einer 98-jährigen Frau zu unterhalten, die immer noch in ihrer eigenen Wohnung lebt. Was für ein Alter! Was man in so einem langen Leben alles erlebt hat! Danach musste ich an die Queen denken, die ja momentan durch ihr Thronjubiläum medial sehr präsent ist: Sie tat mir leid. Sie hat den Zeitpunkt verpasst, ihre Pflichtarbeit gegen Arbeiten zu tauschen, die ihr einfach Spaß machen.
Zur Erinnerung: Für Handlungstypen (zu denen ich Queen Elizabeth zähle) ist Arbeit zunächst Pflicht und Selbstverständlichkeit. Spaß und Freude daran sind dann die Sahnehäubchen. Wenn aber Spaß und Freude zu kurz kommen (und auch noch die Möglichkeit, soziale Interaktionen zu pflegen, ausbleiben), dann wird es rasch zur Quälerei.
Zum Vergleich: Für Beziehungstypen sind Spaß, Freude und soziale Interaktion bei der Arbeit die Basis; das Sahnehäubchen ist Sinnhaftigkeit und das Gefühl, eigene Ideen und Träume umsetzen zu können.
Für Sachtypen liegt der Sinn der Arbeit zunächst schlicht im existenziellen Bedürfnis (keinen Mangel bzw. Hunger leiden). Stark vereinfacht gesagt: Sachtypen tauschen vor allem Zeit gegen Geld, wenn sie für Geld arbeiten. Kommen dann noch positive Aufmerksamkeit, Anerkennung oder zusätzliche Einnahmen dazu, für die nicht viel zusätzlicher Aufwand nötig waren, sind sie besonders zufrieden.
Mein Tipp für die Queen wäre, sich nun den Job zu teilen. Sie ginge dann als erste Teilzeit-Queen in die Geschichte ein und Charles müsste nicht auf seine alten Tage noch seine vielseitigen Interessen für eine Aufgabe zurückstellen, die ihm vermutlich nicht sehr reizvoll erscheint. Und wenn seine Mutter dann gar keine Lust mehr hat oder es körperlich nicht mehr schafft, kann sein Sohn die frei gewordene halbe Stelle übernehmen :)
Und Queen Elizabeth könnte sich mehr Zeit für ihre geliebten Pferde nehmen. Oder die Enkel und Urenkel.
Text: Werner Winkler, Juni 2022
Ein freundlicher Effekt des Wissens um die Naturellunterschiede ist die Nachsicht, die man gegenüber den Besonderheiten der Naturelltypen entwickelt.
So etwa gegenüber dem übertriebenen Positivismus von Beziehungstypen, für die ich gerne zwei Beispiele aufführen möchte: Diese Woche las ich von einem der überlebenden Schüler der Amoktat in Texas den Satz, "Ich hoffe, die Eltern der Getöten sind dankbar dafür, dass ihre Kinder jetzt an einem besseren Ort sind".
Auch wenn sich so eine Aussage sicher zum Teil mit dem Schock erklären lässt, unter dem dieser Junge stand, zeigt sie doch auch die Fähigkeit des Beziehungstyps, selbst schrecklichste Ereignisse irgendwie ins Positive zu drehen.
Ein anderes Beispiel, das mir neulich begegnet ist: In eine Weltkarte, die zeigt, wie eine im Durchschnitt um 4 Grad erwärmte Welt aussehen könnte (erschreckend!), wurden quasi als "Zuckerguss" überall Windräder oder Solarzellen-Felder eingezeichnet. Und die dann wärmeren Gegenden im Norden und in der Antarktis kurzerhand als ideale Orte für neue große Städte ausgelobt, in denen die Klimaflüchtlinge Aufnahme finden könnten. Dafür braucht man schon eine enorme positive Vorstellungskraft, da es sich um ca. 6 Milliarden Menschen handelt. Die unzähligen Tiere wurden übrigens ebenso ausgeblendet wie die vielen verlorenen Ökosysteme in so einem (durchaus möglichen) Szenario.
Die Karte ist bei Interesse z. B. hier zu sehen: https://blog.richmond.edu/livesofmaps/files/2017/09/Warmer_World.jpg
Falls Ihnen also (vor allem wenn Sie selbst kein Beziehungstyp sind) der übertriebene Positivismus dieser Naturellgruppe störend auffällt, hilft es Ihnen vielleicht zu mehr Nachsicht bzw. Verständnis zu wissen, dass dieses Verhalten Teil des angeborenen Musters ist, mit dem Beziehungstypen versuchen, sich die Welt mitsamt ihren Schrecken erträglicher zu machen.
Text: Werner Winkler, Mai 2022
Der Film, den ich heute empfehlen möchte, ist zwar schon ein bisschen älter (von 1997), aber mit einer der besten "Lehrfilme" über Handlungstypen, den ich bisher gesehen habe: "Besser gehts nicht".
Besonders gelungen ist er auch deshalb, weil beide Hauptrollen offenkundig für Handlungstypen geschrieben sind und auch von Handlungstypen gespielt werden: Jack Nicholson und Helen Hunt. Sie bekamen für ihre Rollen in diesem Film einen Oscar (bester Hauptdarsteller/beste Hauptdarstellerin).
Zum Inhalt aus naturellwissenschaftlicher Sicht: Was passiert, wenn ein ziemlich zwanghafter und garstiger, nur seiner Arbeit zugewandter Handlungstyp auf einen anderen trifft, der ganz ähnlich tickt und beide sich wechselseitig verstehen, erziehen, lieben lernen, kurieren?
Eine Vorschau gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=FMchTyC-cwM – der Film selbst findet sich z. B. bei Netflix oder als Leih- bzw. Kauf-Film bei diversen Anbietern. Tipp: möglichst im Original anschauen bzw. -hören!
Es gibt auch einen Wikipedia-Artikel zum Film, für diejenigen, die vorher wissen wollen, was passiert: https://de.wikipedia.org/wiki/Besser_geht%E2%80%99s_nicht
Text: Werner Winkler, Mai 2022
Vor einiger Zeit hatte ich schonmal einen Film über den Pianisten Lang-Lang empfohlen. Nun ist mir in einer Aufnahme von ihm etwas Interessantes aufgefallen: er zeigt eine Art "Hand-Mimik" während des Spiels, während seine Gesichtszüge eher gleichmäßig bleiben.
https://www.youtube.com/watch?v=GR-At2tHdOk
Dass Handlungstypen gerne ihre Aussagen durch (meist parallele) Handbewegungen unterstreichen, ist ja seit langem bekannt – aber dass ein Pianist während des Spiels eine Hand bzw. eine Geste dazu nutzt, eine Emotion (?) auszudrücken oder die Musik zu verstärken, habe ich bisher so nicht wahrgenommen.
Über Beobachtungen und Rückmeldungen freue ich mich wie immer. Besonders dann, wenn jemand etwas Ähnliches in anderen Aufnahmen aufgefallen ist.
P.S. Wer die Goldberg-Variationen komplett hören möchte, findet hier das berühmte Leipziger Konzert mit Lang-Lang: https://www.youtube.com/watch?v=lpXCu-8p1s8 – auch dabei zeigt er ab und zu deutlich "Handgesten", als ob er parallel ein Orchester anweisen müsste.
Text: Werner Winkler, Mai 2022
Ob Finanzkrise, Corona-Pandemie, Kriegsgefahren oder Unsicherheiten in der Lebensmittelversorgung – je nach Naturell reagieren die unterschiedlichen Naturelltypen teilweise sehr verschieden auf die (vermutete, absehbare) Unterbrechung der gewohnten Lebensabläufe.
Dazu kommt, dass die verschiedenen Naturelle mit der einen Art von Krise recht gut zurechtkommen und mit einer anderen eher nicht. Hier ist es dann von Vorteil, in einem Unternehmen, Team oder in einer Familie nicht nur einen Naturelltyp zu haben, sondern verschiedene, die sich gegenseitig ausgleichen und ihre besonderen Komptenzen einbringen können.
Beziehungstypen neigen bekanntlich zum Dramatisieren, Sachtypen dazu, die Dinge zu "sachlich-kühl" zu sehen (siehe Olaf Scholz) und Handlungstypen sehen schonmal gerne alles schwarz-düsterer, als es in Wirklichkeit ist oder wird. Und jede dieser Reaktionen hat ja potentiell seine Berechtigung, je nach Situation – nur hilft eben nicht jede "für alle" und so ist eine gewisse Diversität der Krisenbewältigungskompetenzen nützlich.
Der Austausch der Naturelle bietet somit eine "Imkompetenzkompensationskompetenz" – dieses schöne Wort stammt vom Philosophen Odo Marquard.
Mein Tipp für alle Naturelltypen ist, sich den jeweils eigenen "Worst-Case" konkret-praktisch vorzustellen, ihn also nicht zu verdrängen, schönzureden oder übertrieben zu dramatisieren. Und dann im nächsten Schritt zu schauen, was man in diesem Fall tun würde bzw. was man präventiv jetzt schon tun kann, um die denkbaren Probleme zu reduzieren. Und dabei auch von denjenigen Naturelltypen zu lernen, die für dieses Problem eine potentiell höhere Lösungskompetenz vorweisen.
Da mag dann ein Beziehungstyp andere Prioritäten haben als ein Handlungstyp oder Sachtyp und ein Vergangenheitsorientierter andere Schwerpunkte setzen als ein Zukunftsorientierter, ebenso ein junger Mensch andere als ein älterer. Aber nur wenn jeder den eigenen Blickwinkel und die eigenen Wichtigkeiten ernstnimmt (ohne sie für allein gültig zu erklären), durch die der anderen (z. B. anderer Naturelle) ergänzt, entstehen individuell passende Lösungen, die uns dann auch Gelassenheit verschaffen.
Text: Werner Winkler, Mai 2022
Eine ganz aktuelle Studie, die an der University of Massachusetts durchgeführt wurde, legt nahe, dass nur ein sehr kleiner Anteil der Persönlichkeitsmerkmale eines Hundes von seinem genetischen Hintergrund (seiner "Rasse") abhängt.
Hier nachzulesen (in Englisch): https://www.nature.com/articles/d41586-022-01193-1
Dies deckt sich mit den Beobachtungen von Naturellwissenschaftler:innen wie Petra Schmalzl, die ich in meinem Buch "Das Naturell" aufgenommen habe (hier als kostenloser Download erhältlich: https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/download.html).
Falls Sie sich also überlegen, einen Hund aufzunehmen, ist es wohl sinnvoll, nicht nach den (zugeschriebenen) Merkmalen einer bestimmten "Hunderasse" auszuwählen, sondern (vor allem/auch) den individuellen Hund und seine Gesamtpersönlichkeit zu beobachten. Und dabei natürlich auch sein Naturell.
Wer etwa nach einem Familienhund sucht, der sofort mit den Kindern und anderen Tieren im Haushalt spielen will, wäre sicher mit einem Beziehungstyp-Hund gut beraten. Handlungstyp-Hunde eignen sich z. B. gut als Wach- oder Schutzhunde. Einen Hund für blinde Menschen oder einen Therapiehund würde ich hingegen eher unter den Sachtyp-Hunden suchen.
Zur Erinnerung: Auch wir Menschen sind biologisch gesehen Tiere. Wer also hofft, dass seine Kinder oder Enkel von der Wesensart ihren Vorfahren gleichen, wird in 2/3 der Fälle enttäuscht werden. Ganz wie bei den untersuchten Hunden der aufgeführten Massachusetts-Studie :)
Text: Werner Winkler
Was man von Handlungstypen (unter anderem) lernen kann ist das "So tun als ob": also dass man sich manchmal einfach so verhält, "als ob" (es einem gut geht, man verliebt ist, man Erfolg hat usw.). Und häufig tritt dann genau das ein, also innerlich, was man äußerlich nur vorspielt.
Ein schönes Beispiel dafür ist das über das grundlose, absichtliche Lachen und seine Folgen von Vera Birkenbihl, vergleichbar mit dem Lachyoga:
https://www.youtube.com/watch?v=tOEbI9o-xrY
Vielleicht hilft das dem Einen oder Anderen, dem aktuell durch die vielen schlimmen Dinge in der Ukraine und anderswo das begründete Lachen vergangen ist? Gerade Handlungstypen, so meine Beobachtung, neigen in solchen Zeiten dazu, nur noch das Negative zu sehen und dadurch mentalen Schaden zu nehmen.
Text: Werner Winkler
P.S. Korrektur für den Link zum Buchtipp der letzten Woche (da ist mir leider ein Fehler unterlaufen) https://www.vorablesen.de/buecher/was-man-von-hier-aus-sehen-kann
Gerade in Zeiten, in denen die aktuellen Nachrichten einen über die Maßen in Beschlag nehmen können, scheint mir das Lesen eines guten Buches ein gesunder Ausgleich – zumal wenn es sich um eine eher zeitlose Geschichte handelt.
Früher, als ich noch eine eigene Buchhandlung hatte, habe ich sehr viel und gerne gelesen. Bei vielen Büchern bin ich kaum über die ersten Seiten hinaus gekommen. Manche haben mich jedoch bis zur letzten Seite gefesselt und ich habe sie gerne weiterempfohlen.
Ein Buch, das ich neulich durch meine Frau entdeckt habe und das in die obige Kategorie fällt, kann ich auch für naturellwissenschaftlich Interessierte wärmstens empfehlen. Denn es werden nicht nur die Hauptfiguren sehr fein und auch mit ihrem Naturell gezeichnet, sondern auch der Blick der Autorin Mariana Leky (die ich für eine Sachtyp-Frau halte nach ihrem Schreibstil) ist überaus scharf, detailgenau und bei aller Liebe zur Wahrheit doch gnädig-freundlich.
So erkennt man gleich zwei Handlungstypen leicht (auch) daran, dass sie auf keinen Fall angefasst werden möchten und auf soziale Kontakte überaus skeptisch bis abweisend reagieren. Die Sachtypen haben eine Eselsgeduld, die Beziehungstypen ihre Schrulligkeiten und sogar der Hund, der eine Hauptrolle spielt, lässt sein Naturell erahnen.
Ihre philosophischen Gedanken zur Zeit und zur Liebe verstärken die Lesefreude ebenso wie ihre Sprachkraft. Sie schafft es sogar, den ersten und letzten Satz des Buches identisch zu Papier zu bringen, ohne dass es gekünstelt wirkt. Es würde mich nicht wundern, wenn die Autorin an diesem Buch viele Jahre gefeilt hätte.
Wer sich also an die Leseprobe wagen möchte, hier gibt es sie als kostenlosen Download (das Buch selbst inzwischen sowohl als Taschenbuch wie auch gebraucht günstig erhältlich, sicher auch in der Bibliothek): https://www.vorablesen.de/buecher/was-man-von-hier-aus-sehen-kann
Text: Werner Winkler, April 2022
Es ist immer erhellend, Beschreibungen von öffentlichen Personen von Menschen zu lesen, die (wahrscheinlich) nichts von Naturellunterschieden wissen – und darin dann die Unterschiede trotzdem gut erkennbar wiederzufinden.
Sehr deutlich sind die Typunterschiede zwischen Olaf Scholz und Robert Habeck in einem Artikel der Deutschen Welle beschrieben: https://www.dw.com/de/olaf-scholz-und-robert-habeck-die-krisenmanager/a-61314405
Ein lesenswerter Artikel, finde ich.
Text: Werner Winkler, April 2022
P.S. Der Link zum Film über Patti Smith letzte Woche war leider unzugänglich gemacht, nachdem ich ihn gesehen hatte. Hier ein ganz ähnlicher, der ihr Leben und ihre künstlerische Entwicklung zeigt: https://www.youtube.com/watch?v=5Nyj7YIVNlQ
Als Kind und Jugendlicher habe ich gerne Biografien gelesen – vor allem von Menschen, die mich beeindruckten.
Heute geht es ja leichter, sich ein genaueres Bild über Prominente zu machen, weil übers Internet bzw. auf YouTube rasch viele Informationen zu finden sind.
Neulich stolperte ich über eine Sendung zur Musikerin Patti Smith, die ich sehr erhellend fand; speziell dahingehend, dass mir dabei (nochmal) klar wurde, dass sie wohl zur Gruppe der Sachtypen gehört.
Sehr aufschlussreich und evtl. auch ein bisschen ernüchternd (wenn man sie wie ich als Künstlerin schätzt), aber auf jeden Fall empfehlenswert zum Anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=TwyFh7dEg88
Text: Werner Winkler, April 2022
Manchmal liest man einen Artikel, ein Buch oder sieht einen Film, eine Dokumentation, wobei man in kürzester Zeit mehr zu einem Thema lernt und versteht als zuvor.
Im konkreten Fall habe ich in einem wunderbar animierten (und für Beziehungstypen bunt illustrierten, liebevoll gestalteten) Doku-Film viel mehr über Kohlenstoff verstanden als damals im Chemieunterricht.
Bis Anfang November 2022 kostenlos auf ARTE in der Mediathek zu sehen: https://www.arte.tv/de/videos/096274-000-A/kohlenstoff/
Besonders lustig fand ich, dass Kohlenstoff quasi menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden, genauer gesagt: beziehungstypische Eigenschaften. Und dass Kohlenstoff eine Stimme bekommt, über sich und sein Verhältnis zu uns und zur Welt spricht.
Eine sehr sehenswerte Dokumentation, sowohl für Kinder wie Erwachsene.
Text: Werner Winkler, März 2022
In den aktuellen Nachrichten werden die Naturelltyp-Unterschiede bei führenden Politikerinnen und Politikern (wie in Krisenzeiten üblich) besonders deutlich sichtbar.
Trotzdem spielen natürlich diese Personen auch eine Rolle und zeigen uns nicht nur den typischen Handlungstyp (Putin, Lindner), Sachtyp (Scholz, Merz) oder Beziehungstyp (Selenskyj, Biden, Baerbock, Habeck).
Aber wenn man sich die sehr auffälligen Vertreter:innen eines Naturelltyps anschaut, werden die Ähnlichkeiten durchaus sichtbar – etwa der Hang zur Dramatik und zur Schauspielerei beim Beziehungstyp, was sehr extrem beim leider zu früh verstorbenen Robin Williams (nach meiner Einschätzung war er BT-Macher) sehr deutlich in diesem Beispiel zu sehen ist: https://www.youtube.com/watch?v=id5b0PYgvwo
An zwei Tipps in Sachen Beziehungstyp, die uns Dietmar Friedmann hinterlassen hat, möchte ich bei dieser Gelegenheit erinnern:
1. "Bei dramatischen Äußerungen des Beziehungstyps die Hälfte abziehen, dann kommt es der Wirklichkeit nahe" und
2. "Beim Beziehungstyp gilt häufig: Große Probleme – einfache Lösung.".
Text: Werner Winkler, März 2022
Sting (Gordon Matthew Thomas Sumner, in meinen Augen ein Handlungstyp der feinsten Sorte) hat schon 1985 in seinen Lied "Russians" die folgenden Verse geschrieben:
We share the same biology
Regardless of ideology
What might save us, me and you
Is if the Russians love their children too
und dieses Lied aus aktuellem Anlass noch einmal gesungen:
https://www.youtube.com/watch?v=IW0Wq-t4kSQ
Hier der ganze Text: https://www.azlyrics.com/lyrics/sting/russians.html
und die Hintergründe zum Lied: https://de.wikipedia.org/wiki/Russians
Tipp der Woche: Nicht öfters als einmal am Tag Nachrichten schauen/hören und stattdessen ein gutes Lied wie das obige anhören.
Text: Werner Winkler
Über den derzeitigen russischen Präsidenten Putin und seine Aggressionen könnte man viel schreiben, aber außer dass ich daran erinnern will, dass er wohl ein Handlungstyp, Denker, ich-bezogen und vergangenheitsorientiert ist (was sein Verhalten womöglich etwas verständlicher macht), möchte ich lieber auf einen anderen, weitaus sympathischeren Handlungstypen verweisen – den recht bekannten Künstler M. C. Escher.
Viele kennen seine Bilder mit den unendlichen Treppen oder den sich wiederholenden Mustern. Über ihn gibt es derzeit auf ARTE einen sehr eindrucksvollen Dokumentarfilm, an dem er selbst mitgewirkt hat. Darin lassen sich auch viele Hinweise auf sein Handlungstyp-Naturell entdecken – falls man dafür neben den schönen Bildern noch ein Auge frei hat.
https://www.arte.tv/de/videos/099732-000-A/m-c-escher-reise-in-die-unendlichkeit/
Prädikat: Sehr empfehlenswert!
Ebenfalls in der ARTE-Mediathek jetzt zu sehen ist die ukrainische Serie "Diener des Volkes", durch die Präsident Selenskyj bekannt wurde und die ihm zum Wahlsieg verhalf (ukrainisch mit deutschen Untertiteln):
https://www.arte.tv/de/videos/RC-021804/diener-des-volkes/
Ich schätze Wolodymyr Selenskyj als Beziehungstyp ein, vermutlich Macher im Untertyp – aber das ist aus Filmen oder aus öffentlichen Auftritten nicht ganz einfach abzuleiten. Wer aber die Ukraine besser verstehen möchte, kann mit dieser Serie auf jeden Fall seinen Kenntnisstand erweitern.
Gute Gedanken trotz den derzeit oft weniger guten Nachrichten wünscht
Werner Winkler
P.S. Unser ukrainischer Naturellwissenschafts-Kollege ist glücklicherweise mitsamt Familie in Sicherheit, wie mir eine Kollegin dieser Tage schrieb.
Über viele Jahre habe ich durch Angela Merkel viel über Sachtypen (auch über ihre Untertyp-Bevorzugungen Denken/Wir/Zukunft) gelernt und das auch hier oder in meinen Seminaren immer wieder geteilt.
Seit dem Ende ihrer Amtszeit ist es ja ruhiger um sie geworden, aber jetzt bietet eine aktuelle Reportage auf ARTE die Gelegenheit zu einem kompakten Rückblick:
https://www.arte.tv/de/videos/058922-000-F/angela-merkel-im-lauf-der-zeit/
Eine Fundgrube für alle, die sich für die Naturellwissenschaft und speziell für das Sachtyp-Naturell interessieren!
Werner Winkler, Februar 2022
Besonders deutlich ist dies wohl bei einer Sonate für zwei Klaviere, KV 448: Schon nach wenigen Minuten des Hörens reagiert das Gehirn. Aber nicht bei jedem Zuhörenden gleich. Deshalb empfehle ich, erst einmal in Ruhe das Stück anzuhören und zu beobachten, wie man sich dabei fühlt – und dann den Fachartikel zu lesen. Er ist unten verlinkt.
Hier eine besonders hörenswerte Aufnahme besagten Stücks mit zwei Legenden der Klavierkunst, Martha Argerich und Daniel Barenboim. Da sie augenscheinlich sehr gut harmonieren und sich ähnlich bewegen, habe ich nach Hinweisen auf deren Naturelltyp gesucht (ich mache das gerne in Interviews). Ergebnis: Ich denke, beide sind Handlungstypen. Aber das nur nebenbei. Die Aufnahme, inkl. der Art, sie zu filmen, ist jedenfalls die knappe halbe Stunde Zeit wert:
https://www.youtube.com/watch?v=9iePyP2HOr8
Hier noch der Artikel, in dem der Effekt erklärt wird, die dieses Musikstück bewirkt: https://science.orf.at/stories/3208709/
Viel Vergnügen beim Hören und Schauen wünscht
Werner Winkler, Februar 2022
Mit der heutigen Wiederwahl von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stehen (neben Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas) wieder drei Sachtypen an der Staatsspitze in Deutschland.
Da alle drei erst relativ spät in diese Positionen kamen, demonstrieren sie gut die schon länger gemachte Beobachtung, dass Sachtypen eher langsam die Karriereleitern emporklettern. Oder besser: vom Zufall/Schicksal/Geschehen emporgehoben werden. Denn meist bemühen sie sich nicht allzu aktiv darum, eine Aufgabe zu bekommen, sondern bekommen sie angetragen oder angeboten. Winfried Kretschmann (ebenfalls ein Sachtyp, der spät zu seinem Ministerpräsidenten-Job kam) formulierte es einmal so: Das Amt kommt zum Mann, nicht der Mann zum Amt.
Speziell für Eltern von Sachtyp-Kindern, aber auch für Beratende mit Sachtyp-Klienten kann diese Erkenntnis nützlich sein: Es macht wenig Sinn, Sachtypen zu drängeln oder gar zu hetzen. Im Gegenteil, es blockiert sie eher, als es ihnen nützt. Passender ist es, ihre grundgelassene, entspannte Haltung zu übernehmen und den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, um aktiv zu werden – auch wenn das für Nicht-Sachtypen oft eine enorme Herausforderung darstellt!
Zu unterscheiden wäre allerdings zwischen der angeborenen Eigenart und dem konkret von einer Rolle/Funktion/Aufgabe erwarteten Verhalten: Während es etwa dem Naturell des Sachtyp-Denkers Olaf Scholz völlig entspricht, nicht auf jede tagesaktuelle Meldung mit hektischen Aktivitäten zu reagieren, sondern in Ruhe die nötigen Informationen für eine weise Entscheidung zu sammeln, entspricht es der Rolle eines Bundeskanzlers, sich und sein Verhalten aktiv zu erklären. Also regelmäßig darüber zu sprechen, was man tut, was man gerade denkt, worüber man sich mit Fachkreisen berät. Angela Merkel hat dies in ihren regelmäßigen Video-Podcasts gemacht; auch sie scheint ja Sachtyp-Denker zu sein, wie Scholz.
Tipp also für die drei Sachtypen an der Staatsspitze und alle anderen Sachtypen in Führungs- oder Leitungsfunktionen: Das eigene Wesen und Naturell als Stärke annehmen, aber die Ausübung der Funktion regelmäßig mit handlungs- und beziehungstypischen Verhaltensweisen anreichern, um den Rollenerwartungen gerecht zu werden. Das vermeidet auch einiges an Kritik und sicher so manchen Fehler, der durch übertriebene Zurückhaltung, Risikoscheu oder Angst vor Kritik entstehen kann.
P.S. Falls jemand eine/n dieser drei Sachtypen persönlich kennt, gerne den Tipp weiterleiten :)
Text: Werner Winkler, Februar 2022
In einer der erfolgreichsten Serien der Welt, "Seinfeld", zeigen die vier Hauptfiguren sehr deutlich unsere drei Naturelltypen:
Jerry Seinfeld: Handlungstyp
George Costanza: Sachtyp
Elaine Benes und Kramer: Beziehungstypen
Da viele Episoden zudem mit gut gemachten Geschichten und witzigen Dialogen aufwarten, kann ich diese Serie als lehrreich in vielerlei Hinsicht empfehlen – auch weil sie wie eine Zeitkapsel das Amerika der 1990er-Jahre konserviert hat.
Als kleinen Teaser hier eine 2-Minuten-Szene, in der drei der vier Hauptfiguren vorkommen: https://www.youtube.com/watch?v=nlL_krkAd9s&list=PLpOYU7n3RJbJ7RyDpOKidA0A4BYR4cMhn&index=2
Kramer, ein überdeutlicher Beziehungstyp, zeigt sich hier von seiner besten Seite in der Ophrah-Show (zusammen mit den anderen drei Hauptfiguren): https://www.youtube.com/watch?v=vAYZKxYwQm8
Enjoy! :)
Text: Werner Winkler, Februar 2022
Der Film lief diese Woche im ZDF, ist aber noch länger in der Mediathek dort verfügbar unter: https://www.zdf.de/filme/die-wannseekonferenz/die-wannseekonferenz-104.html
Tatsächlich scheint es besser, sich den Film in der Mediathek anzusehen, weil man so jederzeit anhalten kann, wenn es einem zu viel wird. Oder ihn in 2-3 Portionen über mehrere Tage verteilt zu Gemüte führen.
Worum geht es darin? In Form einer eineinhalbstündigen Live-Dokumentation (in Farbe, nicht im historisch verklärenden Schwarz-Weiß) zeigt der Film fast in Echtzeit die bekannte Wannsee-Konferenz, bei der 15 führende Männer 1942 besprechen, wie die Vernichtung von 11 Mio. Jüdinnen und Juden in Europa umgesetzt werden kann.
Die ZEIT schreibt dazu in einer Rezension: "Obwohl er eine eigentlich undramatische Konstellation darstellt (schließlich sind sich ja alle einig), erlebt man eine Vielfalt menschlicher Abgründe: Aus jedem tönt das Grauen anders herauf. Man ist so gebannt, dass man sich kein Wort entgehen lässt."
Als Naturellwissenschaftler:innen interessiert uns ja nicht nur das Naturell eines Menschen, sondern auch dessen gesamte Persönlichkeit – inklusive der Kultur, Moral, Ethik usw. – und wie sich diese auf sein Denken und Handeln auswirkt.
Zwar lassen sich auf Grund der sehr überzeugenden Schauspielkunst auch Hinweise auf die verschiedenen Naturelle der Konferenzteilnehmer erahnen, jedoch tritt das zunehmend dadurch in den Hintergrund, dass die Anwesenden eine gemeinsame Ansicht teilen: Nämlich dass es in Europa mindestens 11 Mio. Menschen gibt, denen auf Grund einer angenommenen "Rasse" das Recht zu Leben abgesprochen wird. Und zwar so selbstverständlich, dass einem aus heutiger Sicht regelmäßig der Atem stockt.
Diesen Film sollten wir uns zumuten. Auch deshalb, weil er verständlicher macht, was diejenigen ausblenden, die in den Jahren danach und bis heute lieber wegschauen, verharmlosen, relativieren. Und nicht, weil wir (also die Mehrheit der hier Mitlesenden) Deutsche, sondern weil wir Menschen sind. Saba-Nur Cheema hat es in der ZEIT so formuliert: "Für mich war die Erinnerung an die Schoah nie eine Frage der Abstammung, der Nationalität oder der Hautfarbe. Die Schoah ist nicht nur deutsche Geschichte, sondern Menschheitsgeschichte."
Wie lässt der Filmautor eine Hauptperson am Ende der Sitzung sagen: Bitte ein Protokoll an alle, „nicht dass es später wieder heißt, dass keiner was wusste.”
Text: Werner Winkler, Januar 2022
Leider nur noch bis Di. 25.1.22 ist in der 3sat-Mediathek ein Beitrag zu sehen, der sich mit der Leistungsfähigkeit von Primatenhirnen beschäftigt – und auch einige neue Erkenntnisse liefert.
Zum Beispiel wird ein Bonobo gezeigt, der mittels tausenden Zeichen auf einem Bildschirm kommunizieren und auch selbständig Feuer machen kann (um sich Marshmellows zu rösten). Außerdem bringt er das, was er von Menschen gelernt hat, seinem Sohn bei. Absolut erstaunlich und sehenswert, finde ich.
https://www.3sat.de/dokumentation/tiere/die-wunderbare-welt-der-affen-3-superhirne-100.html
Sehr lustig fand ich auch die Szene, in der ein Gorilla-Vater seinem Nachwuchs zeigt, wie man bestimmte Blätter mit Stacheln so faltet, dass man sie gut schlucken kann – die Junggorillas schauen nicht richtig hin und spielen lieber. Das rächt sich dann ... und die Gesichter bzw. Verhaltensweisen sind unglaublich "menschlich".
Auch ein kluger Orang-Utan kommt im Beitrag vor, der nur durch Beobachtung lernt, wo jemand die begehrten Bananen aufbewahrt und wie man die Tür öffnet, die den Weg dahin versperrt.
Und wer ganz genau hinschaut, findet auch dezente Hinweise auf das Naturellphänomen, das sich ja auch bei unseren nächsten Verwandten zeigt :)
Text: Werner Winkler, Januar 2022
Als Gegenstück zu David Bowie, einem Vertreter der moderneren Musik, möchte ich heute einladen, eine Vertreterin der Klassik, Nicole Chevalier, kennenzulernen:
https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/nicole-chevalier-sopranistin-100.html
Selten habe ich in einem Radiobeitrag so überdeutlich den Naturelltyp eines Menschen erkannt wie bei dieser Sängerin. Lohnende eineinhalb Stunden also nicht nur für Naturellwissenschaftler:innen, sondern auch für Klassikliebhabende :)
Wer nur ein paar Minuten Zeit aufwenden möchte, kann hier schön sehen, wie gut Beziehungstypen ihre Mimik verändern und Dramatik spielen können: https://www.youtube.com/watch?v=ajlXELP0dMY
Oder hier ein kürzeres Interview mit ihr für einen ersten Eindruck: https://www.youtube.com/watch?v=Mzy3KcvNz14
Und wer noch nie etwas von einer "Pop-up-Opera" gehört hat, hier ein Beispiel dafür, ebenfalls mit Nicole Chevalier: https://www.youtube.com/watch?v=a2Ubykgmej8
Text: Werner Winkler, Januar 2022
Seine Ex-Frau sagte über den bekannten Künstler, der am 8. Januar 2022 75 Jahre alt geworden wäre:
"Bowie war einer der am stärksten kontrollierten Menschen, die ich je getroffen habe.(…) Er gehört zu den kältesten und berechnendsten Menschen, die ich je
kennengelernt habe, ein Mann aus Eis"
Wie jemand, der sehr deutlich mit einem Handlungstyp-Naturell ausgestattet war, dennoch ein so kreatives Leben führen konnte, beschreibt eine halbstündige Radio-Doku auf SWR2 sehr anschaulich.
https://www.swr.de/swr2/wissen/david-bowie-112.html
Einige Auffälligkeiten, die auf den Handlungstyp hindeuten:
- er machte häufig andere nach und versuchte dabei, besser zu sein
- er mochte es, eine selbst definierte Rolle zu spielen, weil er noch nicht sicher war, wer er selbst wirklich war
- das Äußere (Kleidung, Körper, Frisuren, Showeffekte) spielten eine große Rolle für ihn
- er litt lange unter Drogenabhängigkeit und Überarbeitung
- im Alter wurde er "milder" und seine Interessen weiteten sich immer weiter aus
Interessant auch, was Udo Lindenberg (den ich auch als Handlungstyp einschätze) über ihn sagt – sie hätten eine "gute Verbindung" gehabt. Wen wundert's :)
Viel Spaß beim Hören (oder nachlesen, das Manuskript kann heruntergeladen werden)!
Text: Werner Winkler, Januar 2022
Der diese Woche verstorbene Friedensnobelpreis-Träger Desmond Tutu ist mir schon länger als ein klares Beispiel für einen Beziehungstypen aufgefallen, ebenso wie seine Freunde Nelson Mandela und Kofi Anan.
Hier zwei kurze Beiträge, die einen Rückblick auf sein Leben geben, einmal aus Anlass seines Todes, einmal aus Anlass seines 82. Geburtstages. In beiden wird auch ohne genaueres Hinsehen das Beziehungstyp-Naturell dieses außergewöhnlichen Menschen sichtbar.
Beitrag auf Deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=uvfUsMp0_88
Beitrag auf Englisch: https://www.youtube.com/watch?v=AaCQNeF4VLI
Zum Schmunzeln und Beleg für seinen legendären Humor noch zwei Zitate von ihm:
„Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land.“
Quelle: gutezitate.com/autor/desmond-tutu
If you are neutral in situations of injustice, you have chosen the side of the oppressor. If an elephant has its foot on the tail of a mouse and you say that you are neutral, the mouse will not appreciate your neutrality.
Quelle: www.brainyquote.com/authors/desmond-tutu-quotes
Text: Werner Winkler

Tatsächlich scheint mir die Hamburger-Metapher gut als Erklärungsmodell zu taugen: Obwohl äußerlich ähnlich, sieht es "innen" doch oft recht verschieden aus: Die einen lassen den Käse weg, die anderen mögen keine Zwiebeln, das Patty besteht gar nicht aus Fleisch, sondern aus veganen Zutaten usw. – trotzdem lässt sich das Ergebnis stets als Hamburger erkennen.
Wie bei uns Menschen – rein äußerlich oft recht ähnlich, aber bei genauerem Hinsehen doch sehr verschieden in vielerlei Hinsicht!
Wieder zuhause fiel mir ein, dass ja in der Broschüre "Das Naturell als Teil der Persönlichkeit" dieses "Schichtenmodell" bereits enthalten ist – wenn auch nicht wie bei einem Hamburger übereinander, sondern nebeneinander aufgelistet.
Persönlichkeit ist eben nicht nur Vererbung, Gene usw., sondern auch das, was danach noch während der embryonalen Entwicklung und nach der Geburt im Laufe des Lebens geschieht (nicht nur in der Kindheit!).
Auch spät im Leben schichten wir manchmal noch etwas um, legen Gewohnheiten ab oder nehmen neue an. Der Prozess der Persönlichkeitsbildung ist ja nie richtig abgeschlossen und selbst in den letzten Lebenstagen zeigen sich manchmal noch erstaunliche Veränderungen bei Hochbetagten.
Meine Wünsche daher an die Leserinnen und Leser der Tipps der Woche für den Übergang ins Jahr 2022: Offenheit für neue Einsichten, Bereitschaft, alte Gewohnheiten abzulegen oder neue anzunehmen (sich einmal im Jahr gegen ein potentiell tödliches Virus impfen zu lassen zum Beispiel!) und die Fähigkeit, das besonders Wertvolle zu bewahren (auch in Pandemiezeiten).
P.S. Falls jemand das Schichtenmodell wie oben beschrieben sucht, hier im Anhang als .jpg-Datei (andere lassen sich leider nicht mitschicken) und auf Anforderungen gerne als PDF per Mail.
Die genannte Broschüre ist übrigens wieder neu aufgelegt und weiterhin erhältlich (Preise je nach Abnahmemenge auf Anfrage).
Neulich wurde uns der Film "The Girl in the Cafe" wärmstens empfohlen und wir nahmen uns die Zeit, ihn anzuschauen – er entpuppte sich nicht nur als wirklich sehenswert, sondern gleichzeitig als Lehrfilm über das Beziehungsanbahnungsverhalten von Sachtypen.
Ebenso kann man gut beobachten (da Filmfiguren und Darsteller offenbar übereinstimmend Menschen mit Sachtyp-Naturell sind), wie etwa Körperhaltung und Mimik von Sachtypen das Naturell verraten.
Kurzum: Ich gebe den Filmtipp weiter und verspreche gute Unterhaltung. Zu sehen bei den bekannten Streamingdiensten, auf DVD oder kostenlos nach Alters-Anmeldung (keine Ahnung warum) auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=z7Jt7Rj-guo
Text: Werner Winkler
Wie versprochen heute eine erste Einschätzung der Naturelltyp-Zugehörigkeiten im Kabinett des neuen Bundeskanzlers Olaf Scholz:
vermutlich Beziehungstypen:
- Annalena Baerbock, Auswärtiges
- Robert Habeck, Wirtschaft und Klimaschutz
- Hubertus Heil, Arbeit und Soziales
- Cem Özdemir, Ernährung und Landwirtschaft
- Anne Spiegel, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
- Svenja Schulze, Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
vermutlich Sachtypen:
- Olaf Scholz, Bundeskanzler
- Steffi Lemke, Umwelt, Naturschutz
- Bettina Stark-Watzinger, Bildung und Forschung
- Marco Buschmann, Justiz
vermutlich Handlungstypen:
- Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien
- Christian Lindner, Finanzen
- Nancy Faeser, Inneres und Heimat
- Karl Lauterbach, Gesundheit
- Volker Wissing, Digitales und Verkehr
Naturelltyp unklar:
- Christine Lambrecht, Verteidigung (unklar)
- Klara Geywitz, Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (unklar, eher kein - Handlungstyp)
- Wolfgang Schmidt, Chef des Bundeskanzleramts (unklar, eher kein Handlungstyp)
Es scheint also eine recht ausgewogene Mischung der Grundtypen zu geben, was für ein Team dieser Größe nicht ungewöhnlich ist.
Wenn ich den Kabinettsmitgliedern einen Tipp geben dürfte, wäre es vor allem der: Achten Sie darauf, dass alle Naturelltypen zu Wort kommen und die Stärken aller drei Naturelle genutzt werden – vor allem in den Politikbereichen, wo sie jeweils ihre "angeborenen Talente" haben.
So sollten z. B. bei den Finanzen die Sachtypen besonderes Gehör finden, bei der Kommunikation die Beziehungstypen und bei der praktischen Umsetzung von Beschlüssen die Handlungstypen (ebenso im Umgang mit autokratisch-diktatorischen Führungspersönlichkeiten!).
Text: Werner Winkler
Sehr unterhaltsam, wie zwei ähnliche, aber doch auch unterschiedliche Beziehungstypen hier aufeinander treffen und sich unterhalten – BT-Denker-Wir (Robert Habeck) und Ina Müller (BT-Macher-Ich):
https://www.youtube.com/watch?v=LlZ4u6XH_gc
Einmal erkennt Habeck sogar selbst den Naturell-Unterschied (als er endlich einmal zu Wort kommt): Er erklärt Ina Müller den Unterschied zwischen ihr und ihm: "... du auf dem Ego-Trip und ich als Team-Player".
Übrigens fällt mir auch in den Diskussionen rund ums Impfen immer wieder auf, dass hier der Gegensatz zwischen dem "Wir" und dem "Ich" deutlich wird: Während die einen auf ihre individuelle Freiheit bzw. ihr Recht, sich nicht impfen zu lassen, pochen, plädieren die anderen dafür, sich für das Wohl aller impfen zu lassen – also weil man ja nicht nur selbst gefährdet ist, sondern auch andere gefährdet.
Text: Werner Winkler
Eine kleine Beobachtung aus der Politik: Diese Woche soll ja eine neue Bundesregierung die Geschäfte übernehmen – bestehend aus drei (!) sehr unterschiedlichen Parteien.
Interessant dabei erscheint mir, dass diese drei Parteien jeweils besonders stark für einen der drei Lebensbereiche einstehen, die wir in der Naturellwissenschaft als unterscheidbar betrachten:
- die SPD kümmert sich bevorzugt um das Soziale, das Zwischenmenschliche, die Gesellschaft, das Miteinander (gelber Bereich)
- die FDP sieht sich besonders der Ökonomie, den Finanzen und dem wirtschaftlichen Erfolg verpflichtet (blauer Bereich)
- und die Grünen stehen primär für die Ökologie, also die materielle Welt, inkl. Artenschutz, Klimaschutz, Umweltschutz etc. ein (das würde ich dem roten Bereich zuordnen)
Alle drei Parteien haben sozusagen einen "Markenkern" und sprechen damit ihre jeweiligen Zielgruppen an. Das Problem der CDU/CSU könnte so gesehen darin fußen, dass sie durch ihre Geschichte und Größe praktisch gezwungen ist, alle drei Bereiche gleichermaßen abzudecken. Also eine "Volkspartei für alle" zu sein.
Spannend wird in den nächsten Wochen sein, wie sich die drei Parteien an den Konfliktlinien zwischen den drei Bereichen, in denen sie sich besonders profilieren, einigen bzw. streiten werden.
Wenn die neue Bundesregierung steht und die Ministerien vergeben sind, werde ich versuchen, eine Zuordnung der Naturelltypen zu den handelnden Personen vorzulegen, so dass hier die Beobachtungen einfacher werden.
Text: Werner Winkler
Falls Sie jemand in Ihrem Umfeld haben, der noch ohne Corona-Impfung ist, hier für jedes Naturell drei passende Überzeugungshilfen:
1. Beziehungstyp
- an Fürsorge appellieren (für wen sollte man sich impfen lassen?)
- um Mithilfe/Mitwirkung bitten (damit sich alle besser fühlen im Umfeld)
- eine Belohnung aussetzen, auch eine humorvolle :)
2. Sachtyp
- gute Argumente vorlegen (Zahlen, Daten, Fakten zu Impferfolgen und -stoffen)
- Zweifel am Zweifel wecken, falls der Zweifel den Schritt zur Tat blockiert
- an historische Hintergründe für kulturell verankerte Impfskepsis erinnern
3. Handlungstyp
- ideal: Impfpflicht (dann ist es Gesetz für alle und wird gemacht); bis dahin: auf positive Vorbilder setzen im eigenen Umfeld
- überholen: die ungeimpften Verwandten um ein Testament, eine Lebensversicherung bitten (da ja das Sterberisiko deutlich höher ist ohne Impfung)
- klare Ansage, Befehl, "Erpressung", Streik ("Ich koche erst wieder für dich, wenn du geimpft bist!")
Ähnliches gilt natürlich für die jetzt nötige Nachimpfung!
Text: Werner Winkler (letzte Woche frisch geboostert)

Neulich fiel mir dabei auf, dass sich die bekannte Triade Traum/Wunsch/Erwartung (s. Anhang) in den Äußerungen von Teilnehmenden oder Demonstrierenden zeigt:
- die beziehungstypischen "kindlichen" Träume (heile Welt, alles soll gut werden bzw. irgendwie werden die Erwachsenen es schon richten, es wird schon nicht so schlimm werden etc.)
- die sachtypischen "undeutlichen/heimlichen" Wünsche (die anderen sollen es richten, mein Land/mein Unternehmen/ich selbst soll keinen Aufwand haben, ich würde gerne wirtschaftlich vom Kampf gegen den Klimawandel profitieren, ich will als Opfer anerkannt und entschädigt werden ohne dass ich meinen Anteil an Verantwortung eingestehe usw.)
- die handlungstypischen hohen bzw. nicht erreichbaren Erwartungen (mit viel Technik lässt sich das schon lösen, zur Not ziehen wir das diktatorisch durch was notwendig ist, alle Staaten/Menschen/Unternehmen müssen ihr Äußerstes geben zur Lösung, wir verklagen einfach alle Klimaschädiger, wir wandern auf den Mars aus ...)
Spannend wird es, wenn die naturelltypisch bevorzugten Verhaltensmuster verlassen und die eher vernachlässigten genutzt werden:
Dann hört man
- vom Beziehungstyp eine klare Bitte, einen bisher heimlichen Wunsch oder ein schlüssig-überzeugendes Argument,
- vom Sachtyp eine deutliche Erwartung, eine klare Ansage, eine konkrete Forderung und
- vom Handlungstyp seine Träume, Hoffnungen, Utopien.
Und da in der voraussichtlich nächsten Bundesregierung mit Olaf Scholz (Sachtyp), Robert Habeck und Annalena Baerbock (Beziehungstypen) sowie Christian Lindner (Handlungstyp) alle drei Naturelle prominent vertreten sein werden, gibt es auch für den naturellwissenschaftlich Interessierten hier bald reichlich Gelegenheit zu beobachten, wer in seinem bevorzugten Bereich bleibt und wer sich in den Ressourcenbereich traut.
Dann würde Olaf Scholz das Aus für die Kohleverstromung für Ende 2022 durchsetzen, Habeck/Baerbock einen wissenschaftlich fundierten Gesetzentwurf für eine adäquate Bepreisung von Klimagas-Ausstoß vorlegen und von Christian Lindner käme ein Buch auf den Markt, das er für seine Enkel geschrieben hat und in dem er seinen Traum von einer Welt skizziert, die trotz Klimaveränderungen noch irgendwie Platz für die Kinder von Morgen bietet.
Text und Zeichnung: Werner Winkler
Jane Goodall ist sicher die bekannteste Schimpansenforscherin der Welt. Auf ihrer Auffangstation Tchimpounga werden verwaiste, verletzte oder misshandelte Schimpansen aufgenommen und wo möglich auf die Wiederauswilderung vorbereitet.
Spannend: Um die Gruppen entsprechend den recht unterschiedlichen Charakteren zusammenleben zu lassen, wurden dort drei Flussinseln zu natürlichen Gehegen gemacht.
Auf der einen Inseln leben die "bösen Jungs" – dort geht es sehr laut zu, es gibt (die unter Schimpansen üblichen) Rangkämpfe, aber insgesamt ist die Hierarchie für das Zusammenleben geklärt. Allesamt sind "Raufbolde", aber es klappt insgesamt ganz gut.
Auf der zweiten Insel leben die "Sonderlinge" – Schimpansen, die die unterschiedlichsten Traumata oder Verhaltensweisen zeigen und so schwer in einer normalen Gruppe existieren oder sich anpassen könnten. "Unter sich" verstehen sie sich aber gut, wie die Mitarbeitenden erzählen. Alle verhalten sich seltsam, aber sie akzeptieren sich untereinander. In der Praxis funktioniert es. "Sie genießen es, in Freiheit "ihr Ding" zu machen – was auch immer das ist".
Und auf der dritten Insel leben die "Normalos", das sind diejenigen Schimpansen, die sich sozial gut integrieren und besonders freundlich zueinander sind. Hier geht es sehr harmonisch zu; die Schimpansen sind besonders zufrieden und ausgeglich, die gesündeste Gruppe.
Hier ein beeindruckender Bericht auf ARTE, die drei Inseln werden ab Min. 35:00 beschrieben, die Begründung ab Min. 41:00.
https://www.arte.tv/de/videos/104824-000-A/schimpansen-im-kongo-mit-jane-goodall/
Wer eine Weihnachtsspende zu Gunsten des Jane Goodall-Institut tätigen möchte, kann das hier tun: https://www.janegoodall.ch/projekte/schimpansenschutz/auffangstation-tchimpounga/
Text: Werner Winkler
Da ich seit vielen Jahren immer wieder Kreativkurse (Kalligrafie) anbiete, hat sich hier ein reicher Fundus an Beobachtungen angesammelt - auch dahingehend, was die drei Naturelltypen besonders gut können ...
Beziehungstyp-Naturell:
etwas Neues anfangen, etwas Neues ausprobieren, Techniken kombinieren, mit Farben arbeiten, Überraschendes entdecken, anderen Kursteilnehmer:innen helfen, kindliche Neugier zeigen
Sachtyp-Naturell:
selbstkritisch sein, an Fehlern arbeiten, geduldig-ausdauernd arbeiten, Kraft und Aufmerksamkeit dosiert einsetzen, sich an einem Erfolg freuen, sparsam mit Material umgehen
Handlungstyp-Naturell:
handwerklich hohen Anspruch umsetzen, Arbeitsaufträge abarbeiten, gute Vorbilder nachahmen/kopieren, über Stunden an einem eng begrenzten Werk arbeiten, akkurat und sauber arbeiten, mutig an Herausforderungen wagen, sich Kritik aussetzen bzw. diese sogar aktiv einfordern
Aus naturellwissenschaftlicher Perspektive nicht weiter verwunderlich: die echten Fortschritte machen die jeweiligen Naturelltypen dann, wenn sie sich auf ihre Ressourcen einlassen – also das, was der jeweilige Ressourcentyp schon gut kann, auch einzuüben oder zuzulassen.
Dann wird
- der Beziehungstyp konstanter, geduldiger und ausdauernder
- der Sachtyp traut sich Neues, gesteht sich Fehler zu, nimmt Kritik an
- der Handlungstyp macht etwas nur zum Spaß, spielt mit Farben, öffnet sich Neuem
Kein Wunder also, dass viele Kursteilnehmer:innen von solchen Kursen über den Kurs hinaus für sich profitieren – weil sie Seiten an sich entdecken, die sie vergessen oder vernachlässigt hatten.
Tipp der Woche an dieser Stelle: Einmal wieder etwas Künstlerisches ausprobieren oder neu lernen!
Text: Werner Winkler