Tipp der Woche
Der Tipp der Woche gibt wöchentlich einen Input aus dem naturellwissenschaftlichen Fundus, häufig mit aktuellem Bezug.
Interesse? Einfach bestellen per Mail (kostenlos, jederzeit widerrufbar) an naturellwissenschaft@t-online.de
Zum Nachlesen finden Sie unten die bislang versendeten Tipps der Woche.
Diese Woche fiel mir (als Beziehungstyp) in einer Auseinandersetzung mit Teamkolleg:innen auf, dass es mir im Vergleich zu früher wesentlich besser gelingt, meine Argumente sachlich, aber doch leidenschaftlich vorzubringen.
Früher ging es mir als Beziehungstyp oft so, dass mir meine Emotionen in die Quere kamen und den klaren Verstand in einer Auseinandersetzung blockierten, worauf ich mich oder ein Argument nicht mehr gut verteidigen konnte, sondern meine kindliche Seite gekränkt war und auf "Flucht", "Zorn" oder "Beleidigtsein" geschaltet hat.
Offenbar klappt also das vor Jahren schon postulierte "Training" der naturelltypspezifischen Ressourcen mit der Zeit immer besser, wenn man sich hier regelmäßig fordert. Es bilden sich wohl neue Synapsen im Gehirn oder sie verstärken sich, so dass es einfacher wird, sie zu aktivieren.
Im Fall einer Diskussion zeigt sich so der "Trainingszustand" der Beziehungstypen daran, ob sie sachlich verteidigen können und nicht überemotional reagieren, auch mal eine Pause aushalten oder sich ganz aus einem Thema herausnehmen können, in das sie sich nicht unbedingt einmischen müssen.
Bei Sachtypen wäre es hingegen die Fähigkeit, klare Entscheidungen zu treffen, deutlich Nein zu sagen, offensiv vorzugehen und nicht nur still-leidend die Auseinandersetzung über sich ergehen zu lassen und hinterher zu jammern, dass man wieder zum Opfer der vorgeblich "stärkeren/lauteren" Teilnehmenden wurde.
Bei Handlungstypen wiederum wäre ein Zeichen für gut trainierte Ressourcen die emotional-empathische Zuwendung zu den anderen in einer Gesprächsrunde, eine positive Offenheit, die Zurücknahme des Dominanzimpulses oder auch der Wechsel auf eine eher private Gesprächsebene.
Alles nur Beispiele, da gibt es natürlich viel mehr.
Wie trainiert man seine Ressourcen? Indem man sich bewusst, spielerisch, sportlich und ungezwungen Situationen aussetzt, in denen sie automatisch gefordert werden und in denen man auch sofort merkt, ob die schon vorhandenen "Muskeln" ausreichen oder ob man noch mehr trainieren sollte.
Übrigens fordern gerade besondere Zeiten wie derzeit die Pandemie uns auch in Richtung Entwicklung unserer Persönlichkeit verstärkt heraus und bieten so einen guten Anlass, die teilweise widrigen Umstände als "Trainingsmöglichkeit" dennoch willkommen zu heißen!
Werner Winkler
„Solang Du Dir Dein Unbewusstes nicht bewusst gemacht hast, wird es Dein Leben bestimmen und Du wirst das Schicksal nennen.“ (C.G.Jung)
Beim "Unbewussten" denken die meisten sicher zuerst an Freud und Jung, an Psychoanalyse oder Traumdeutung. Jedoch ist auch das Bewusstwerden des eigenen Naturells, der angeborenen Bevorzugungen und Vernachlässigungen, wie sie von Dietmar Friedmann entdeckt und von der Naturellwissenschaft beschrieben wurden, Teil der Bewusstwerdung.
Sigmund Freud wollte einst, nachdem er den Nutzen der Psychoanalyse erkannt hatte, Nicht-Mediziner zu "Laien-Analytikern" ausbilden. Möglichst viele, nicht nur die Wohlhabenden, sollten von seinen Erkenntnissen profitieren. Leider gelang es den Ärzten, die bereits ein gutes Einkommen aus der boomenden Psychoanalyse zogen, dies zu verhindern. Ergebnis: Fast niemand macht heutzutage mehr eine Psychoanalyse – womöglich erfahren inzwischen sogar mehr Menschen hierzulande etwas über ihr Naturell als über ihr Unbewusstes.
Und dabei muss es ja nicht gleich eine "große Naturellanalyse" sein, die einen Unterschied macht. Schon eine einzelne Triade, in der jemand seine Gewichtung erkennt, kann ein Aha-Erlebnis auslösen. So wie neulich eine Bekannte, der ich das Du-Ich-Wir-Dreieck und ihren starken "Du-Bezug" erklären konnte. Ihr wurde bewusst, dass es völlig okay ist, ihr Ich, ihre eigenen Ziele und Bedürfnisse deutlich zu machen und auszuleben. Und dass sie dafür nicht "kämpfen" muss, dass sie diesen Impuls nicht permanent verteidigen und rechtfertigen muss.
Dieses "Okay-Sein" der verschiedenen Naturelle und naturellbedingten Veranlagungen mit anderen zu teilen und für sich selbst im Bewusstsein zu halten, verändert offenbar die Einstellung zur eigenen Person und zu anderen. Vielleicht mehr, als eine Psychoanalyse das tut.
Werner Winkler
P.S. Wer sich für die Frühgeschichte der Psychoanalyse interessiert, dem sei das hervorragende Werk "Die Entdeckung des Unbewussten" von Henri F. Ellenberger empfohlen.
Im Laufe einer Woche sammeln sich – oft ohne dass wir es merken – so manche Fundstücke in unserer Erinnerung an.
Die meisten davon verblassen mit der Zeit wieder, sind es aber trotzdem wert, festgehalten zu werden. Hier als mein kleines Weihnachtsgeschenk an die Leserinnen und Leser einige davon ...
... unterwegs mit dem Fahrrad. Im äußersten Blickfeld etwas, das mich ablenkt und den Kopf drehen lässt: tatsächlich sitzen da einige weiße Hühner in einem Obstbaum. Ich halte an. Einige Meter hinter mir zwei Jungs auf ihren Rädern, die ebenfalls anhalten und staunen. Ich schlage symbolisch mit den Armen und schüttle den Kopf. Coronagerecht mit viel Abstand tauschen wir uns über das sonderbare Verhalten dieser Vögel aus. In Indien leben sie im Wald und schützen sich so vor den Tigern, sage ich. Die Jungs schauen bewundernd hinüber. Der Tiger, wiederholt der eine. Und ich denke darüber nach, ob es wohl Füchse in den Gärten gibt, während ich weiterfahre und mich freue, dass die beiden noch stehenbleiben und weiter diskutieren.
... die Rollläden gerade erst am Morgen hochgezogen; irritiert über ein ungewöhnlich helles Licht in Richtung Sonnenaufgang. Es ist noch stockdunkel draußen. Ein Flugzeug? meint meine Frau. Ich sehe genauer hin, ob sich das Licht bewegt. Nein. Die Venus? So hell kennen wir sie nicht. Aber ein Hobby-Astronom schickt per Whatsapp umgehend die Erklärung: Auch die Venus hat Phasen wie der Mond und ist aktuell besonders gut beleuchtet. Die aufgehende Sonne schluckt nach und nach ihr eigenes Licht.
... an einem Tag in zwei Telefonaten einer Sachtyp- und einer Handlungsyp-Bekannten mit naturellgerechter, lösungsorientierter Kommunikation und zu ihrem Naturell passenden Tipps weiterhelfen zu können und den Satz zu hören: Darf ich dich wieder anrufen?
... halbwach am Schreibtisch den kommenden Tag sortierend entdecke ich auf einem achtlos liegen gelassenen Briefumschlag eine Briefmarke mit sechs Gesichtern von Sesamstraßen-Figuren. Ernie lächelt mich an und der Tag hat einen unerwartet guten Start.
... ein Auftraggeber, der mir wegen Lockdown ein Engagement absagen muss, mir aber das Honorar als Vorschuss für das nächste Jahr trotzdem bezahlt. Nicht selbstverständlich.
... zufällig auf einen wunderbaren Film zu stoßen und ihn zusammen mit jemand zu genießen, der an den gleichen Stellen lacht wie ich: Willkommen bei den Hartmanns. Mit Heiner Lauterbach, Uwe Ochsenknecht und Senta Berger in Hauptrollen.
... für eine kleine Präsentation mal wieder die Filzstifte und Holzfarbstifte herausholen statt ein Computerprogramm zu benutzen; und für das überhaupt nicht perfekte Ergebnis Komplimente zu bekommen.
... in der Zusammenarbeit mit Menschen, die nur halb oder gar ein Drittel so alt sind wie ich selbst, permanent Neues zu lernen und ihnen im Gegenzug den einen oder anderen Fehler ersparen zu können, die ich selbst schon einmal gemacht habe.
... die Lieblingsnüsse endlich in einer Portionierung und Verpackung im Supermarkt zu finden, die ich mir schon immer gewünscht hatte.
... eine Antwort auf eine Mail zu bekommen, mit der ich nicht wirklich gerechnet hatte.
... glückliche Gesichter von Forschern im Fernsehen, deren Impfstoffe wirken und weltweit verteilt werden können; ältere Menschen, die strahlend die Impfspritze über sich ergehen lassen und sich freuen, vor einem unnötigen Tod verschont zu werden.
... die Stille in unserer Straße zu bemerken und zu würdigen, die eingekehrt ist, seit wegen des Lockdowns die kleine, laute Kneipe geschlossen hat.
... zwei Raben auf dem Dach gegenüber: einer hat einen Meisenknödel komplett mitgenommen und teilt nun widerwillig die Leckerei mit seinem Freund. Er weiß nicht, dass er von uns beobachtet wird und uns zum Lachen bringt.
In diesem Sinne: Eine in vielerlei Hinsicht reiche Woche wünscht
Werner Winkler
Ein Mitleser der Tipps der Woche hat mich auf einen Text hingewiesen, den ich gerne (mit Erlaubnis der Autorin) hier teilen würde, weil er eine naturellwissenschaftliche Seite enthält:
"Stell dir vor, du stehst vor einer Aufgabe, die du nicht alleine bewältigen kannst. Was ist deine Strategie?
Sie so abzuwandeln, dass du es alleine schaffst?
Nur zur Hälfte machen, um dann doch unzufrieden sein?
Mit aller Gewalt über deine Kräfte gehen?
Oder bittest du um Hilfe?"
Hier werden ja drei denkbare Strategien vorgestellt, wie man es vermeiden kann, um Hilfe zu bitten. Bei der Zuordnung der dritten zum roten Naturelltyp waren sich der Kollege und ich einig, nur bei der ersten und zweiten wichen wir in der Zuordnung ab.
Ich kenne die Strategie 1 von mir als Beziehungstyp und die Strategie 2 von Sachtypen. Was sind hier die Erfahrungen der Mitlesenden?
Gerade in diesen herausfordernden Zeiten ist ja die Fähigkeit, um Hilfe zu bitten, wenn sie gebraucht wird, fast schon eine Kernkompetenz. Und jemand zu haben an den man diese Bitte richten kann, ein besonderes Glück!
Beides wünscht von Herzen
Werner Winkler
P.S. Der Text entstammt dem "Energetischen Adventskalender" von Uta Sander.

https://www.ardmediathek.de/daserste/video/reportage-und-dokumentation/ich-bin-greta/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzZiZTEwZWEyLWVjOWYtNDcwYS04OTE4LTNlMDUwNzdkYWQ3MQ/
Ich kann sie sehr empfehlen, nicht nur im Hinblick auf die Thematik, sondern auch im Hinblick auf die Persönlichkeit, um die es geht. Denn auf die Person Greta Thunberg bezogen lässt sich im Beitrag aus naturellwissenschaftlicher Perspektive immer wieder gut beobachten, wie zwei Persönlichkeitsmerkmale (das Asperger-Syndrom und das vermutete Sachtyp-Denker-Naturell) ineinandergreifen und sich gegenseitig womöglich verstärken.
Werner Winkler
P.S. Wer es noch nicht im Rundbrief gelesen hat: Dr. Dietmar Friedmann, der Entdecker der drei Grundtypen und Mitbegründer unserer Initiative, ist leider am 27.11. nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Auf der Seite der ILPV ist ein Kondolenzbuch eingerichtet: https://www.ilpv.org/content/kondolenzbuch-dietmar-friedmann/
Anhang: Screenshot von der Webseite der ILPV
... so war diese Woche ein Artikel auf tagesschau.de überschrieben, was mich natürlich neugierig gemacht hat ob der Dreier-Einteilung.
Und tatsächlich finden sich in den Charakter- und Verhaltensbeschreibungen der Ministerpräsident:innen und der anderen Agierenden im Artikel einige Hinweise auf das (vermutete) Naturell derselben.
Ich will die Forschungsfreude aber nicht durch meine eigenen Gedanken blockieren und gebe deshalb einfach den Tipp, sich den Artikel in Ruhe anzuschauen (und vielleicht hier und da "kundig" zu schmunzeln): https://www.tagesschau.de/inland/ministerpraesidenten-coronakrise-101.html
Werner Winkler

Aus naturellwissenschaftlicher Sicht sind wir ja inzwischen so weit, dass wir das Naturell als "einen Teil der Gesamtpersönlichkeit" verstehen. Also einen Teil NEBEN anderen (An-)Teilen, wie z. B. dem biografischen Einfluss, dem biologischen Geschlecht, dem Hirngeschlecht, der sexuellen Orientierung oder den für wichtig erkannten Grundwerten.
Welcher dieser Persönlichkeitsanteile bestimmt jedoch unsere Identität, also unser Selbstverständnis?
Wenn sich jemand etwa als "Feministin" oder als "Beziehungstyp" bezeichnet, und diese Zuordnung zu einer Gruppe (alle Feministinnen, alle Beziehungstypen) für sie oder ihn identitätsstiftend ist, erhält ein einzelnes Persönlichkeitsmerkmal eine hervorgehobene Bedeutung.
Im vertieften Gespräch oder Austausch mit anderen kann es deshalb sehr sinnvoll sein, auch zu verstehen, welche/s Persönlichkeitsmerkmal/e – ob angeboren oder erworben – dieser Mensch für sich als besonders bedeutend anerkennt (um ggf. darauf Rücksicht zu nehmen oder um sein Verhalten besser zu verstehen).
Auch gibt es Identitäten, die sehr übergreifend oder übergeordnet wirksam sind. Mancher Fußballfan lässt sich z. B. in einem Sarg beerdigen, der in die Vereinsfarben gehüllt ist. Oder jemand, der ein bestimmtes Fach studiert und darin promoviert hat, gibt seinem Namen einen entsprechenden Zusatz, der dann Teil der Identität wird (Dr. med. ...). Genauso bei Menschen, die heiraten und den Nachnamen des Partners annehmen, oder bei Menschen, die in eine Klostergemeinschaft eintreten und dabei einen Ordensnamen ("Bruder ...") annehmen usw.
Ein junger Mann sagte mir neulich, als ich jungen Klimaaktivist:innen dabei half, ihre Kandidat:innen für die nächste Wahl korrekt aufzustellen, dass er sich nicht so sehr über seine Männlichkeit identifiziere, sondern sich vor allem als Mensch und als Lebewesen sehe. Er war zu Gunsten einer jungen Frau von der möglichen Kandidatur zurückgetreten, weil sonst zu viele Männer auf der Wahlliste stehen würden.
Das fand ich sehr sympathisch, sowohl dass er jemand hier den Vortritt ließ, als auch, dass er sich von seinem Selbstverständnis her vor allem als "Mensch und Lebewesen" sah. Denn das verbindet ihn dann automatisch zuerst mit allen anderen Menschen bzw. allen anderen Lebewesen. Und nicht mit einer kleinen Teilgruppe – denn aus stark vereinzelten Gruppen entsteht bekanntlich häufig nicht nur Identität ("Wir Armenier", "Wir Aserbaidschaner"), sondern auch Feindschaft und Krieg.
Vielleicht lassen sich Identitäten dahingehend in eher sinnvolle und eher schädliche sortieren, ob ihre Annahme als Teil des Selbstbildes nicht nur die eigene Persönlichkeit bereichert, sondern auch dazu beiträgt, das Zusammenleben mit anderen zu verbessern.
Denn genau das sehen wir ja häufig, wenn jemand seine "Naturell-Identität" zu den schon vorhandenen Identitäten dazunimmt: er versteht nicht nur sich selbst besser, sondern auch seine Mitmenschen.
Werner Winkler
P.S. Der oben zitierte junge Mann weiß übrigens noch nichts von seinem Sachtyp-Naturell und dass die Erkenntnis darüber womöglich ein wertvoller Teil seiner Identität sein könnte. Falls sich die Gelegenheit dazu ergibt, werde ich ihn aber gerne in dieses "Geheimnis" einweihen :)
Was einem durchschnittlichen Handlungstypen die Lebensfreude vermiesen kann, wissen wir ja nur zu gut:
- Krankheiten und andere Blockaden
- fehlende Handlungsfreiheit
- etwas Leckeres kochen oder backen und dann die Hälfte verschenken
- zu wenig zu tun
- fremde Menschen, die Unruhe ins Leben bringen
- unharmonische Beziehungen
- um nur einige zu nennen.
Was aber befördert die Lebensfreude von Handlungstypen? Wovon braucht es "mehr", damit sie mehr Glück erleben?
Hier einige Beispiele und Tipps aus meiner Sammlung:
- ein spannendes Hobby, bei dem auch soziale Kontakte möglich sind
- wenn das Leben oder andere Menschen einen zum Glück "zwingen"
- wenn man sich selbst zu etwas Neuem zwingt (sich den Befehl dazu gibt)
- wenn ein neuer und sympathischer Mensch ins eigene Leben tritt
- Zeit mit den Kindern oder Enkelkindern (keine fremden Kinder!)
- wenn etwas Neues oder Überraschendes ins Leben tritt
- ein Haustier (auch Freizeittier, z. B. ein Pferd)
- ein Garten, der gerade genug Arbeit bedeutet
- schöne Rituale, die soziale Kontakte in Maßen bedeuten
- kulturelle Veranstaltungen, bei denen Emotionen angesprochen werden
- gute Filme, Theateraufführungen, Musicals, Konzerte usw.
- sportliche Veranstaltungen (als Zuschauer oder Akteur)
- Gelegenheit zum Spiel und Spaß
- eine anspruchsvolle oder lustige Serie komplett durchsehen und dabei die eigentlich nötigen Arbeiten völlig vergessen
- ein großes Puzzle an einem Stück machen und dabei völlig abschalten
- in der Badewanne lesen, ohne gestört zu werden
- mit dem Auto, Fahrrad oder Motorrad eine Spazierfahrt machen
- ein Kurztripp in eine noch unbekannte Stadt, wo man niemand kennt
Zwar geht nicht alles davon in Pandemie-Zeiten, aber vielleicht ist ja der eine oder andere Tipp dabei, den man selbst (als HT) oder mit "seinem HT" umsetzen kann?
Werner Winkler
Gestern schrieb mir ein netter Sachtyp (der noch nichts von seinem Naturell weiß) als Entschuldigung dafür, dass eine seit über sechs Wochen versprochene Arbeit so lange gedauert habe, er hätte das leider so ausführlich in seinem Hinterkopf bebrüten müssen und er wisse, dass es für andere so aussehe, als sei er ein "fauler Sack".
Da ich ihn seit vielen Jahren kenne, war mir klar, dass es nicht von heute auf morgen geht bei ihm. Aber da er eine super Arbeit leistet, tolerieren seine Kundinnen und Kunden das offenbar.
Aber das Stichwort "Motivation" tauchte da bei mir wieder auf. Was motiviert einen Sachtypen, über seine naturellbedingte Grenze hinauszuwachsen, zumindest für einen Moment oder für eine dringende Aufgabe?
Nach meinen Beobachtungen aus inzwischen 23 Jahren werden Sachtypen in ihrer Motivation z. B. durch folgende Faktoren angeregt:
- faire Konkurrenz (auch mit sich selbst)
- Anerkennung und Aufmerksamkeit (oder Aussicht darauf)
- Angst vor wirtschaftlichem Abstieg oder ökonomischem Verlust
- gute Bezahlung ihrer Arbeit
- Aussicht auf guten Gewinn bei wenig Aufwand
- ein attraktives Ziel im Allgemeinen
- Aussicht auf einen Titel
- Aussicht auf (finanzielle) Sicherheit
- Aussicht auf körperliche Zuwendung
- Aussicht auf weniger Verantwortung
- Aussicht auf etwas Leckeres zu Essen
- Aussicht darauf, etwas lernen zu können
- wenn sie ihre Stärken, z. B. ihre Ausdauer, ausspielen können (Marathon-Lauf)
Dieses Wissen um die naturelltypischen Motivationsmuster ist gerade für diejenigen wichtig, die es mit Sachtyp-Kindern, -SchülerInnen, -MitarbeiterInnen oder einer/m Sachtyp-PartnerIn zu tun haben UND selbst kein Sachtyp-Naturell haben.
Ich beobachte immer wieder, wie etwas Handlungstyp-Chefs versuchen, "ihre" Sachtypen mit Druck zu motivieren (also so, wie sie sich selbst motivieren) oder Beziehungstyp-Eltern ein Sachtyp-Kind mit Neugier oder Begeisterung bzw. Entzug von Zuneigung aus der (vermeintlichen) Reserve locken möchten.
Hier braucht es Einsicht in die Verschiedenheit der Naturelltypen und eine bewusste Verhaltenssteuerung, um dem anderen gerecht zu werden. Die Mühe lohnt sich aber – auch das habe ich in der Zeit immer wieder beobachten können!
Werner Winkler
Nicht nur für Corona-Quarantäne bzw. -Rückzug-Zeiten heute ein Tipp für Beziehungstypen (und alle, die mit ihnen zu tun haben).
Wie schaffen es Beziehungstyp-Menschen, ihre vernachlässigte Ressource "Konzentration" zu nutzen und sich nicht in ihren vielseitigen Projekten und Ideen zu verheddern?
Erfahrungswert hierzu ist, dass ein Beziehungstyp sich dann (für eine gewisse Zeit) auf ein Thema konzentrieren kann, wenn es für ihn mit einer relativ hohen Leidenschaft verknüpft ist. Wenn er also einen Sinn darin sieht, der über den gewöhnlichen Anreiz, sich mit etwas zu befassen, hinausgeht.
Idealerweise hat dieses mit Leidenschaft versehene Thema noch etwas mit Menschen (oder auch Tieren, Pflanzen) zu tun, denen damit etwas Gutes getan wird.
Und wenn ein einzelnes Thema nicht genug Leidenschaft und Konzentration auf sich ziehen kann, sind es vielleicht zwei oder drei Themen, die im Wechsel über längere Zeit bearbeitet werden.
Aber einen glücklichen Beziehungstypen sieht man eher dann, wenn er für eine gewisse Zeit an einem einzelnen Thema mit Leidenschaft arbeiten kann, bei dem dann auch ein längerfristig bestehendes Ergebnis sichtbar wird (zum Beispiel ein Renovierungsprojekt, ein Buch, eine politische Aktivität, eine Hilfsaktioin, eine Aufräumaktion, eine Firmengründung, ein Lernprojekt usw.).
Und so lange sich gar keine solchen spannenden Themen zeigen, auf die sich der Beziehungstyp konzentrieren kann, bleibt ihm nur eine andere Lernaufgabe: das Aushalten der Langeweile und das Warten auf den Moment, an dem ihn die Muse küsst und seine Kreativität anspringt.
Text: Werner Winkler
Aus den Gesprächen über die erweiterten Begriffe in der Landkarte von letzter Woche ergab sich erneut die Einsicht, wie naturelltypisch manche Sätze sein können – und wie deutlich dadurch die Hinweise auf den Naturelltyp eines Menschen.
Die folgenden Beispiele enthalten jeweils ein Adjektiv, ein Verb und ein Substantiv. Wobei alle drei Begriffe zum jeweiligen Grundtyp passen, bzw. für diesen "typisch" sind:
Beziehungstyp:
- etwas aufregend Neues anfangen
- emotionale Verbundenheit kommunizieren
- rasch auf eine dramatische Situation reagieren
- einen persönlichen Zusammenhang intuitiv erfassen
Sachtyp
- den zeitlichen Aufwand und das eventuelle Risiko genau analysieren
- existenziellen Ängsten detailliert auf den Grund gehen
- einem problematischen Thema viel Zeit und Aufmerksamkeit widmen
- geistigen Dingen Raum geben, die vielleicht übersehen wurden
Handlungstyp
- kraftvolle körperliche Aktivitäten zeigen
- ein anspruchsvolles Ziel verfolgen
- einen ambitionierten Plan durchsetzen
- die geschäftlichen Zahlen kontrollieren
Solche und ähnliche Muster tauchen immer wieder auf, wenn man nach ihnen Ausschau hält. Zwei Beispiele: Über die letzte Diskussion zwischen Donald Trump und Joe Biden hieß es, der Präsident habe auf viele Aussagen seines Herausforderers nur mit "lustigen Grimassen reagiert". Oder Angela Merkel, die derzeit versucht, sehr sachlich für Vorsicht im Hinblick auf Ansteckungsgefahren argumentiert.
Gerade in außergewöhnlichen, nicht-alltäglichen Situation finden sich solche naturelltypischen Muster, bei denen jemand ganz seiner angeborenen Eigenart folgt und dadurch gut in seiner Zugehörigkeit zu einer Gruppe erkannt werden kann (bzw. ein Typverdacht entsteht, der sich oft als zutreffend erweist).
Werner Winkler

Oder aus "Tätigkeit" irgendwann "Aktivität".
Nun ist mir schon länger aufgefallen, dass die Begriffe der Grundbereiche besser verstanden werden, wenn ich nicht nur "Verbundenheit" sage, sondern genauer "emotionale Verbundenheit".
Genauso im Bereich "Aktivität", der durch "körperliche Aktivität" exakter wird.
Womit ich aber lange "gekämpft" habe, war der Grundbereich, auf den sich die Sachtypen spezialisieren. Nun habe ich letzte Woche zusammen mit Günter Hiller und danach auch mit einigen anderen Sachtyp-KollegInnen verschiedene Begriffe bedacht und bewertet.
Ursprünglich meinte ich, mit einem Adjektiv vor "Zeitorientierung" wäre es getan, so wie bei den anderen beiden Bereichsbenennungen. Aber irgendwie passte kein Wort perfekt und mit einem Wortungetüm wie "daseins-existenzielle Zeitorientierung" wäre es sicher schwer geworden, Nicht-Sachtypen zu erklären, was damit gemeint ist.
Um es kurz zu machen: Letztlich haben wir das Hauptwort adjektiviert und einen Begriff zum Hauptwort gemacht, der schon lange im Raum schwebte – so dass nun als alternative Bezeichnung "zeitliche Existenz" im Sachtyp-Feld steht.
Anbei eine Landkarte mit den drei ergänzten Begriffen, wer sie für Seminarunterlagen etc. in besserer Auflösung braucht, bitte melden.
Über Rückmeldungen* bin ich wie immer dankbar.
Werner Winkler
* in den letzten Wochen kamen manche Rückmeldungen wegen eines Softarefehlers offenbar nicht bei mir an; falls jemand eine Antwort vermisst, bitte bei mir melden
Nachdem Freddy Mercury 1991 gestorben war, dachten viele Rockfans, die Band Queen wäre am Ende. Zu prominent und prägend war ihr langjähriger Leadsänger und Komponister vieler Hits wie "Bohemian Rhapsody" oder "We Are The Champions".
Doch dann kreuzten sich die Wege der verbliebenen Bandmitglieder mit einem jungen Talent, Adam Lambert. Ein Funke sprang über und die Beteiligten sagten später, es habe ein besonderes "Passen" zwischen ihnen gegeben.
Aus naturellwissenschaftlicher Sicht kein Wunder, denn hier waren wohl mehrere Beziehungstypen miteinander in Kontakt gekommen.
Kurz und gut, es wurde probeweise gemeinsam musiziert und Adam Lambert tourte als neuer Leadsänger mit Queen um die Welt (ich hatte das Privileg, auf dem Konzert in Stuttgart mit meiner Frau dabei zu sein).
Nachdem ich mir neulich Adam Lambert nochmal ausführlicher angeschaut habe, bin ich zum Ergebnis gekommen, dass es sich bei ihm um einen Beziehungstyp-Macher handeln müsste.
Hier zwei Beispiele - ein Auftritt im Finale der Talentshow, bei der er entdeckt wurde: https://www.youtube.com/watch?v=q6DAcA3RZDY - und hier die so genannte
First Audition: https://www.youtube.com/watch?v=hXWpyaFFxxQ als er ziemlich selbstbewusst vor die Juroren tritt und a capella singt.
In einem Interview zeigt sich für mich deutlich sein Naturell: https://www.youtube.com/watch?v=x5ANY6HdSM8 und wer gerne ein bisschen Gänsehaut und Freddy-Mercury-Feeling spüren möchte, sollte sich diese Aufnahme mit ihm anhören und ansehen: Who wants to live forever: https://www.youtube.com/watch?v=eHPv80jNoQU
Viel Vergnügen!
Werner Winkler
"Es ist schwer, mit so einem Clown umzugehen" hat sinngemäß Joe Biden im TV-Duell mit Donald Trump gesagt.
Ich gebe zu, dass es mir nicht gelang, die Aufzeichnung länger als zwei Minuten am Stück anzuschauen. Aber was mir beim kopfschüttelnden Betrachten dieser beiden Beziehungstypen wieder einfiel: Selbst ein schlechtes Vorbild taugt noch zu etwas - nämlich als abschreckendes Beispiel.
Und hierfür können wir Donald Trump tatsächlich dankbar sein. Er macht vor, wie man sich (egal jetzt, ob man Beziehungstyp oder Macher oder ich-bezogen oder alles drei ist wie er) im Gespräch mit anderen, zumal vor laufender Kamera und der ganzen Welt als Zuschauer, NICHT verhalten soll:
- dem anderen permanent ins Wort fallen
- dem anderen nicht zuhören
- schlecht informiert über Themen reden, von denen man Ahnung haben sollte
- den Moderator übergehen und nicht akzeptieren
- die vorab vereinbarten Regeln nicht einhalten
- als Erwachsener ein Verhalten zeigen, das höchstens bei einem Kleinkind akzeptiert würde.
Ich hoffe inständig, dass die Wählerinnen und Wähler in den USA sich ihrer demokratischen Möglichkeit besinnen, einen offenkundig ungeeigneten und überforderten Präsidenten friedlich zu ersetzen.
Biden ist zwar kein Obama, bei dem man als Beziehungstyp stolz auf die eigene Naturelltyp-Familie sein konnte – aber egal, was er tut und lässt, es dürfte ihm nicht schwer fallen, den Unterschied gegenüber seinem Vorgänger deutlich ausfallen zu lassen.
Werner Winkler
Neulich schauten wir uns auf Empfehlung die dänische Serie "Rita" an, die von einer ungewöhnlichen Lehrerin handelt (und vor allem angehenden Lehrkräften durchaus zu empfehlen ist). Hier ein Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ca1USk2u4xQ
Dabei fiel mir auf, dass mich die Hauptdarstellerin an jemand anderen erinnert, der mir zunächst nicht einfiel: Hildegard Knef nämlich, die ein ganz ähnliches Gesicht zeigt wie Mille Dinesen (Rita in der Serie).
Daraufhin habe ich mir nochmal Aufnahmen von Hildegard Knef angesehen und dabei zum ersten Mal bewusst den Text des bekannten Liedes "Für mich solls rote Rosen regnen" wahrgenommen. Ziemlich handlungstypisch, finde ich.
Hier eine Aufnahme mit eingeblendeten Text: https://www.youtube.com/watch?v=VcWrt6_4_oM
Und zum Lied selbst findet sich ein Hinweis zur Entstehungsgeschichte auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Hildegard_Knef): "1968 kam ihre Tochter Christina Antonia durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Sie selbst schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr. Im selben Jahr noch erschien ihr optimistisch-ironisches Erkennungslied Für mich solls rote Rosen regnen."
Text: Werner Winkler
In den nächsten Wochen wird uns der US-Wahlkampf zwischen Joe Biden und Donald Trump reichlich Gelegenheit geben, nicht nur deren Persönlichkeit insgesamt, sondern auch ihr Naturell zu beobachten.
Etwas im Hintergrund, aber wegen der symbolischen Bedeutung trotzdem wichtig dürfte die Person von Kamala Harris sein – Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin neben Joe Biden. Sie würde auch im Fall einer Amtsunfähigkeit des Präsidenten automatisch die neue Präsidentin werden.
Schon im Vorwahlkampf habe ich sie beobachtet und versucht, Hinweise auf ihren Naturelltyp zu finden (was nicht so schwer war).
Hier ein Video, der ihr Handlungstyp-Naturell (wie ich meine) gut zeigt: Kamala Harris https://www.youtube.com/watch?v=6C9nglcK0w8
Text: Werner Winkler
In der aktuellen ZEIT ist eine lesenswerte Reportage über zwölf Bewohnerinnen und Bewohner eines Hamburger Altenwohnheims abgedruckt, die 1016 Lebensjahre an Erfahrungen abdecken, wie die Autoren schreiben.
https://www.zeit.de/2020/38/pflegeheim-bewohner-lebensgeschichten (derzeit komplett leider nur mit Abo zu lesen)
Am Ende werden die zwölf Interviewten nach einem kurzen Statement gefragt, was sie denn jungen Leuten gerne mit auf den Weg geben wollen. Daraus ein paar Beispiele bzw. Tipps, die für mich z. T. sehr naturelltypisch klangen:
Frau Böge: "Was ich festgestellt habe: Man bleibt so, wie man ist. Wer in jungen Jahren schon ein Knatterbüdel ist, der bleibt das auch im Alter."
Frau Michaelis: "Wenn ich mir als junger Mensch begegnete, würde ich mir sagen: Lass alles auf dich zukommen. Wehr dich gegen nichts. Sei offen."
Frau Neindorf: "Ich habe keine Lebensweisheiten, ich halte auch nichts davon. Eine vielleicht. Seien Sie immer nett. Auch wenn es eine Überwindung ist - es zahlt sich aus."
Frau Davids: "Im Leben hat alles einen Sinn. Aber es ist gar nicht so einfach zu sagen, was der Sinn des Lebens ist."
Herr Wiech: "Das Wichtigste im Leben ist: Erstens, Sport. Zweitens, Arbeit. Drittens, mit dem Auto durch die Gegend fahren."
Dann hätte ich noch ein Film- bzw. Serientipp (leider nur auf Netflix), in dem speziell das Handlungstyp-Naturell (sehr deutlich bei Hilary Swank) ausführlich und sehr treffend dargestellt wird: AWAY. Die Geschichte handelt von fünf Raumfahrerinnen und Raumfahrern aus fünf Nationen, die sich auf den Weg zum Mars machen. Hier kann man einen Trailer sehen: https://www.netflix.com/de/title/80214512
Lustig darin auch die kleinen Seitenhiebe auf die chinesische und russische Raumfahrerkultur und auch auf die US-amerikanische Technikverliebtheit.
Zuletzt noch zwei Tipps für diejenigen, die statt zu lesen oder zu schauen lieber nur zuhören (dafür jetzt ohne jegliche Abohürde): Durch die Corona-Pause sind ja viele Künstlerinnen und Künstler auf Online-Auftritte ausgewichen.
Neulich war ich auf der Suche nach einer bestimmten Musik durch die Vorschläge auf Youtube daran erinnert worden, dass Cat Stevens (bei dem ich immer noch rätsle, ob er zu den Sach- oder Beziehungstypen gehört) immer noch eine wunderbare Stimme hat: https://www.youtube.com/watch?v=yXuq6XpoasE – und dass es auch Talente gibt, die man bei uns kaum kennt (und bei denen das Beziehungstyp-Naturell ziemlich offensichtlich ist): https://www.youtube.com/watch?v=dMXAvHxcN_w
Tipps gesammelt von: Werner Winkler
Seit vielen Jahren habe ich einen Augenmerk auf alle Berichte und Studien, in denen eine Dreiteilung auftaucht.
Zum Einen aus Neugier, wo sich unsere drei Grundtypen zeigen könnten (unten ein Beispiel) und zum anderen, weil ich noch immer die Hoffnung habe, es könne sich ein biologischer bzw. genetischer Marker finden, mit dem wir die Grundtypen "sicher", also objektiv, bestimmen könnten.
Zwei Fundstücke dazu aus den letzten Wochen für die eigene Begutachtung bzw. zum Schmunzeln:
In Tübingen hat die Stadtverwaltung Eigentümer von freien Grundstücken gebeten, eine Bebauung zu bedenken, um die Wohnungsnot zu lindern. Ergebnis: „Auf dieses Schreiben hatte sich knapp ein Drittel der Eigentümer bereit erklärt, zu bauen oder zu verkaufen. Rund ein Drittel lehnte die Bebauung ab, das letzte Drittel sind Eigentümer, die um mehr Bedenkzeit gebeten oder noch nicht geantwortet haben."
Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.wohnungsnot-in-tuebingen-boris-palmer-lockt-grundstuecksbesitzer-mit-mini-haeusern.b0062271-2dd1-45fa-b6a3-51c189fd6f16.html
Und dann die spannendere Sache. Kanadische Forscher haben einen Genabschnitt (ein "Allel" identifiziert, das offensichtlich direkt mit dem sozial-emotionalen Verhalten assoziiert ist. Es heißt ...
In einem Fachartikel heißt es dazu: "CD38.rs3796863 has two variants (alleles): A and C. The gene can therefore be present as three combinations, or genotypes: AA, CC and AC. The authors found that individuals with the CC genotype reported higher communal behavior than individuals with AA or AC genotypes. Those with the CC genotype were also more likely to see their partner as behaving communally and they experienced fewer negative feelings, such as worry, frustration or anger than AA or AC genotypes. Those with the CC genotype also reported higher levels of relationship adjustment, including perceptions of relationship quality and support."
Quelle: https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/sr-grr081820.php
Hier ein deutscher Artikel zum Thema: https://www.br.de/nachrichten/wissen/ist-die-romantik-in-unseren-genen-veranlagt,S8DLIKO
Zitat daraus: "Grund für ihre am 20. August 2020 in “Scientific Reports” erschienene Studie war die Annahme, dass das Gen “CD38” eine Rolle in unseren romantischen Beziehungen spielen könnte. Das Gen ist bei Tieren dafür bekannt, am Bindungsverhalten zwischen Individuen beteiligt zu sein.
Dabei haben die Forscher herausgefunden, dass eine Variation des Gens - CD38.rs3796863 - für das Gemeinschaftsverhalten von Menschen verantwortlich sein kann - vor allem für Äußerungen von Zuneigung in einer Partnerschaft. Die Genvariation selbst hat nochmal zwei Variationen, sogenannte Allele: A und C. Damit gibt es drei mögliche Kombinationen bzw. Genotypen: AA, CC und AC."
Dies klingt für mich tatsächlich nach "unseren" Naturelltypen, zumal das Phänomen ja auch bei Tieren auftaucht. Jetzt wäre natürlich die Frage, wie es sich vererbt und ob es z. B. in eineiigen Zwillingen einmal so und einmal so auftaucht (wie bei den Naturelltypen).
Ich bin auch noch auf der Suche nach einem Labor, das eine entsprechende Analyse durchführt. Für Tipps hierzu wäre ich sehr dankbar!
Werner Winkler
P.S. Hier noch der Link zum Originalartikel, der allerdings recht anspruchsvoll ist, was das fachliche Englisch anbelangt: https://www.nature.com/articles/s41598-020-69520-y
Einen (nicht nur für Sachtypen) sehr hörenswerten Vortrag über die neuronalen Hintergründe des Lernens findet sich auf SWR2: https://www.swr.de/swr2/wissen/neuronale-fitness-wie-lernt-das-gehirn-swr2-wissen-aula-2020-08-30-100.html
Sehr spannend für alle, die wissen wollen, wie ein kluger Sachtyp sich in das Thema Lernen vertieft und dabei unabsichtlich auch das eine oder andere Geheimnis seines eigenen Naturells erklärt.
Sicher auch für Eltern von Sachtyp-Kinder oder Pädagogen interessant.
Neugieriges Hören wünscht
Werner Winkler
Mit einem kleinen Katzenvideo verabschiede ich mich für dieses Jahr in die Sommerpause:
https://www.youtube.com/watch?v=g1W1BvT63SQ (hier mit dem originalen Text des Dekans: https://www.youtube.com/watch?v=V4WsJjZ-cgg)
Spannend die Auskunft der Kirchenleute, denen diese Katze "gehört": Jede ihrer Katzen hätte einen eigenen Charakter und ein eigenes Temperament. Zu welchem Temperament oder Naturell gehört wohl eine Katze, die sich auf einen Frühstückstisch schleicht und die Milch mit der Pfote auftunkt? Und ein Hinweis an die bibelfesten LeserInnen hier: Die Katze taucht just in dem Moment auf, als der Geistliche den Satz zitiert, dass "das Reich Gottes mitten unter uns" sei :)
Für die Sommerpause (oder das "Sommerloch") in der deutschen Politik hätte ich noch eine interessante Beobachtungsaufgabe: Wem gelingt es, aus dem "Nein" des Handlungstypen Markus Söder ein "Ja" zu machen und mit welchem Argument? Wir wissen ja als Naturellkundige, dass das "Nein" eines Handlungstyps sehr häufig nur bedeutet: "Überzeuge mich vom Gegenteil!".
Vielleicht könnte man München zur Hauptstadt machen anstatt Berlin? Dann wäre das Problem gelöst, dass Söder kommuniziert hat, sein "Platz wäre in Bayern". Falls also nicht noch irgend eine gut versteckte schmutzige Wäsche auftaucht, die seine Konkurrenten ans Tageslicht befördern, können wir uns auf den dritten CSU-Kanzlerkandidaten (alle übrigens dann Handlungstypen) einstellen und vermutlich auch auf den nächsten Handlungstyp-Kanzler nach Gerhard Schröder (man beachte die Ähnlichkeit der Namen Schröder und Söder!).
Den potentiellen anderen KanzlerkandidatInnen (Laschet, Spahn, Baerbock, Habeck) traut ja die Mehrheit der Deutschen offenbar genauso wenig diese Rolle zu wie den Sachtypen Scholz und Merz.
Franz-Josef Strauß soll angeblich erst nach reichlich Alkohol zur Kanzlerkandidatur bereit gewesen sein - bei Markus Söder könnten schon die "berauschenden" Meinungsumfragen ihre Wirkung tätigen, so meine Vermutung. Weil ein bisschen selbstverliebt wirkt er schon, nicht erst, seit er Kreide gefressen hat und sich plötzlich angewidert von seinen noch kürzlich vertretenen rechtslastigen Parolen verabschiedet hat, weil ihm das Wahlvolk das übel genommen hat.
Wobei: Menschen können ja dazulernen, auch Handlungstyp-Politiker, die gerne noch mehr Macht hätten als sie schon haben. Immerhin hat er öffentlich eingestanden, dass sein Liebäugeln mit Rechtsaußen ein großer Fehler war ...
Werner Winkler
Als Walter Arlen 18 Jahre alt war, sprang sein jüdischer Nachbar Egon Friedell aus dem Fenster, um sich der Verhaftung durch die Nazis zu entziehen.
Er selbst überlebte den Terror in Wien, weil er zu einem Onkel in den USA auswandern konnte. Am 31. Juli feiert er (hoffentlich) seinen 100. Geburtstag und ich denke, es lohnt sich, ihn und seine Musik kennenzulernen.
Vom Naturell her scheint er ein vergangenheitsorientierter Beziehungstyp zu sein. Jedenfalls ist es erstaunlich, wie er trotz seines hohen Alters noch viele Daten, Namen und Erlebnisse präzise schildern kann.
Hier eine Auswahl an Links zu seiner Person – eine lohnende Zeitreise, denke ich!
Interview (Video) mit ihm: https://www.youtube.com/watch?v=4cdP9PgzR78&list=PL3sxuOVv41kL--jijwlPFCvmMkpLREq78&index=2
Wikipedia-Artikel über ihn: https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Arlen
„Das erste Jahrhundert des Walter Arlen”. Film, z. B. bei Amazon zu sehen, hier der Trailer: http://www.walterarlen-film.com/
Interview mit ihm: https://kurier.at/kultur/zeitzeuge-walter-arlen-das-blut-auf-dem-weissen-schnee-werd-ich-nie-vergessen/297.103.512
Interview in der ZEIT von Juli 2020: https://www.zeit.de/2020/28/walter-arlen-zeitzeuge-nationalsozialismus-wien-exil-los-angeles
Eine Klavierkomposition von ihm: https://www.youtube.com/watch?v=zJDhPrYsOyw&list=PL3sxuOVv41kL--jijwlPFCvmMkpLREq78&index=9
Ein Sonnett von ihm: https://www.youtube.com/watch?v=e5rjZYl_zXw&list=PL3sxuOVv41kL--jijwlPFCvmMkpLREq78&index=8
https://www.youtube.com/watch?v=s5JpyMDz9UI&list=PL3sxuOVv41kL--jijwlPFCvmMkpLREq78&index=3
Und zum Schluss noch ein schönes Zitat von ihm: „Musik, Kunst oder Romanschreiben hat eine Bedeutung für die Zukunft, denn es macht aus halbwilden zivilisierte Leute”.
Text: Werner Winkler
Dass im Fußball die verschiedenen Charaktertypen und auch Naturelle ihren Platz haben und gemeinsam für den Erfolg einer Mannschaft kooperieren, hatte ich hier schon einmal thematisiert.
Also etwa das Passen der unterschiedlichen Positionen zu unseren drei Naturelltypen: die Handlungstypen sind die idealen Angreifer (Robben, Ribery, Lewandowski), die Sachtypen die besten Verteidiger (Boateng) und die Beziehungstypen können sowohl im Mittelfeld, als Liberos (Beckenbauer) oder in der Torwartposition das Team zusammenhalten oder für gute Stimmung sorgen (Podolski, Schweinsteiger).
Neulich sah ich nochmal einen Film, der die Anfänge des Fußballspielens in Deutschland zeigt – und in dem auch die Naturelltypen bei den Schülern sehr gut zu erkennen sind, z. B. beim späteren Torwart ("Wo muss man sich in diesem Spiel am wenigsten bewegen?"). Interessant darin auch Daniel Brühl als innovativer Lehrer im Deutschen Kaiserreich und wie er sich gegen die Vorurteile des Kollegiums mit seiner Idee durchsetzt, Fußball als Teil des (Englisch-)Unterrichts einzuführen.
Sehenswert und im Juli noch dreimal im Fernsehen zu sehen: https://programm.ard.de/Programm/Sender?sender=28106&datum=2020-06-15&sendung=281063120328342
Spannend übrigens auch im echten Fußball-Leben die Rollen der Trainer und wie sich dabei die Naturellunterschiede zeigen (etwa im Vergleich von Jogi Löw, HT, Berti Vogts, ST und Jürgen Klinsmann, BT)!
Text: Werner Winkler
Neulich las ich in einem Artikel über die Band Bee Gees (benannt nach dem Kürzel für "Brüder Gibbs", B.G.s), dass sie sich im Laufe ihrer Karriere immer wieder heftig in die Haare gekommen und auch zeitweise getrennt hatten. Begründung, so die Autorin des Artikels: Sie waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten.
Das weckte natürlich meine Neugier und ich nahm mir die Zeit, zahlreiche Interviews und Live-Auftritte der drei auf YouTube anzusehen.
Am schnellsten war dabei Barry Gibb als Beziehungstyp zu erkennen und auch der Sachtyp bei Robin Gibb war bald offenkundig, wobei ich länger schauen musste, da Barry seinen Brüdern in Interviewrunden gerne mit den Antworten zuvor kam und seinen Sachtyp-Bruder damit wohl überrumpelte, bevor der selbst antworten konnte :)
Schwierig war es bei Maurice Gibb, der oft still in den Runden saß und nur wenig sagte. Sollte der Zwillingsbruder zu Robin auch Sachtyp sein?
Aufklärung brachten Einzelninterviews mit ihm und mit Bekannten, die in einem Film zu seinen Ehren nach seinem frühen und überraschenden Tod zu sehen sind. Darin erzählt er von seinen Alkoholproblemen (deshalb war er wohl auch so oft still, um sich nicht zu verraten) und dass er schon als Jugendlicher alle anderen unter den Tisch trinken konnte. https://www.youtube.com/watch?v=hbz-CzJBjXc
Der Typverdacht "Handlungstyp" wurde dann weiter verstärkt, als mir seine schwache Mimik auffiel (neben den parallelen Handbewegungen); auch mochte er es wohl, während die anderen beiden sangen, kleine Gags zu machen und zum Beispiel einem Kameramann die Kamera wegzunehmen und selbst damit zu filmen. Wenn er gehend zu sehen ist, zeigt sich eine sehr aufrechte, fast steife Körperhaltung, wie für das Handlungstyp-Naturell typisch.
Hier ein später Auftritt, als noch alle drei am Leben waren (inzwischen lebt nur noch Barry): https://www.youtube.com/watch?v=-Ly6P65kYKc
Und hier zum Vergleich alle drei in einem frühen Interview (da sitzen sie auch in der "richtigen Reihenfolge" nach ihren Naturellen, falls ich richtig liege: 1,2,3) und überzeugen mit kleinen Live-Musik-Einlagen: https://www.youtube.com/watch?v=osNgv7Ndap8
Text: Werner Winkler
Nachdem ich letzte Woche drei prominente Männer mit einem besonders gut erkennbaren Naturell vorgestellt habe, heute das Pendant dazu mit prominenten Frauen – jeweils mit einem kurzen Video:
Angela Merkel (vermutlich Sachtyp + Denker):
https://www.youtube.com/watch?v=dJfMFkXxj5U
Judy Dench und Ellen Degeneres (vermutlich beide Handlungstyp + Macher):
https://www.youtube.com/watch?v=U8hwQqDRKgs
Franziska Giffey (vermutlich Beziehungstyp + Fühler):
https://www.youtube.com/watch?v=PDkpVyBQcDU
Viel Spaß und Erkenntnisgewinn beim Schauen
wünscht Werner Winkler
P.S. Und falls Sie mehr Prominente und deren Naturelltyp entdecken möchten, hier nochmal der Link zur "Promiliste": http://www.123modell.de/prominente.htm
Immer wieder taucht die Frage auf, wie man denn als Einsteiger ins Thema Naturellwissenschaft lernen kann, die drei Grundtypen bei Prominenten oder im Bekanntenkreis zu unterscheiden.
Ein nützlicher Tipp hier ist, sich zuerst die prägnanten Beispiele vorzunehmen und sie zu beobachten, speziell wenn zum Grundtyp auch noch die identische "Farbe" beim Untertyp im Aktivitätsbereich hinzukommt, sind diejenigen oft besonders leicht zu erkennen.
Mit solchen "extrem typischen" Beispielen in der eigenen Startsammlung ist es dann leichter, weitere hinzuzufügen, die jenen ähnlich wirken – wobei es stets um die subjektiv wahrgenommenen Eindrücke geht, nicht um objektiv messbare Vergleiche. Wenn ich also zum Beispiel auf jemand treffe, der mich spontan und auch längerfristig an Thomas Gottschalk erinnert, dann ist die Chance hoch, dass diese Person zur gleichen Naturellgruppe gehört.
Drei Beispiele für solche "extrem typischen" Menschen (bewusst drei Männer), bei denen der Grundtyp gut zu sehen ist (mit jeweils einem YouTube-Video, um sich einen ersten Eindruck zu machen):
- Markus Söder, vermutlich Handlungstyp + Macher:
https://www.youtube.com/watch?v=gnZr2OVkB6E
- Olaf Scholz, vermutlich Sachtyp + Denker:
https://www.youtube.com/watch?v=y-uoIs-tp8Q
- Thomas Gottschalk, vermutlich Beziehungstyp + Fühler:
https://www.youtube.com/watch?v=LnjrOao044o
Viel Vergnügen beim Schauen und Lernen!
Werner Winkler
Einer der Faktoren für die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit sind ja die frühen Bezugspersonen in der Kindheit – oft neben den Eltern und Geschwistern auch Großeltern, Tanten und Onkels.
Wer seine eigene frühe Kindheit besser verstehen möchte, kann das vielleicht auch dadurch, dass er versucht, nachträglich etwas über die Naturelle derjenigen herauszufinden, die ihn in der ersten Phase seines Lebens begleitet und womöglich auch mit geprägt haben.
Ich habe als Beispiel diejenigen aufgelistet, die meine Bezugspersonen in den ersten vier Jahren waren und in Klammern deren Naturelltyp, so weit ich (Beziehungstyp) das aus der Erinnerung analysieren konnte:
Mutter (Handlungstyp)
Vater (Sachtyp)
Ältester Bruder (Sachtyp)
Zweitältester Bruder (Handlungstyp)
Großvater (Handlungstyp)
Großmutter (Beziehungstyp)
Tante (Handlungstyp)
Onkel (Handlungstyp)
Patenonkel (Beziehungstyp)
Frau von Patenonkel (Beziehungstyp)
Als ich mehr über die Naturelle und deren Interaktionen gelernt habe und auch nach und nach erkannte, zu welcher Naturellgruppe meine frühen Bezugspersonen gehören bzw. gehört haben, hat mir das doch sehr dabei geholfen, mich selbst und meine Erinnerungen an die frühe Kindheit besser zu verstehen.
Ich könnte mir daher vorstellen, dass es anderen ähnlich ergeht und dass es sich lohnt, sich für die dafür nötigen Analysen aus der eigenen Erinnerung etwas Zeit zu nehmen.
Text: Werner Winkler
Das Wissen um das eigene Naturell, also die Gewichtung zwischen den Erlebensbereichen, ermöglicht eine vertiefte Kenntnis der eigenen Gesamtpersönlichkeit.
Wie aber steht es mit den anderen Persönlichkeitsfaktoren? Wie gut kennen Sie sich in dieser Hinsicht?
In der Broschüre "Das Naturell als Teil der Persönlichkeit", die häufig in Seminaren oder bei der Naturellanalyse genutzt wird, sind neben dem Naturell noch sieben weitere Bereiche benannt, die einen starken Einfluss auf die Gesamtpersönlichkeit ausüben.
Anhand dieser Faktoren und einige anderen habe ich einen kleinen Selbsttest entwickelt. http://www.123modell.de/selbsttest.htm
Wie viele dieser 20 Fragen können Sie beantworten? Was können oder wollen Sie noch über sich selbst herausfinden? Vielleicht geben Ihnen diese Fragen an der einen oder anderen Stelle Gelegenheit, evtl. vorhandene Wissenslücken zu schließen.
Text: Werner Winkler
Neulich fragte mich ein Klient, wie er seine Ressourcen besser trainieren könne.
Da aus der Sportwissenschaft bekannt ist, dass Trainingsfortschritte in der Regel an der Leistungsgrenze stattfinden, empfahl ich ihm, sich "Hausaufgaben" zu geben, die seine Ressourcennutzung in einem stärkeren Maße erforderten als bisher üblich.
Also im konkreten Fall die Selbstliebe (Beziehung zu sich selbst stärken, weniger stark auf das "Du" bezogen agieren). Fast wäre ich auf die (unbewusst) gestellte Falle eingegangen – "Herr Winkler, können Sie mir nicht sagen, was ich da machen kann ...". Aber zum Glück bemerkte ich den darin enthaltenen Du-Bezug und forderte ihn auf, sich selbst eine "Hausaufgabe" zu stellen und sie mir auch nicht zu verraten. Sie sollte ja wirklich seine eigene Aufgabe und Herausforderung sein.
Ich kenne diesen Trainingseffekt an den eigenen Grenzen auch von mir selbst. Als Denker fällt mir das Aufschreiben meiner Gedanken (auch von Tipps wie diesem) prinzipiell eher schwer. Als Schüler graute mir vor Aufsätzen, weil das, was dann auf dem Papier erschien nicht genau dem entsprach, was vorher in meinem Kopf so gut geklungen hatte.
Trotzdem habe ich es Stufe für Stufe so weit gebracht, dass mir sogar dreibändige Lehrbücher zur Naturellwissenschaft gelingen (wenn auch unter starkem "Muskelkater"). Hätte ich das aber schon 2001 machen sollen, als mir durch massive Unterstützung meiner damaligen Partnerin gerade einmal das erste Lehrbuch gelang, ich hätte gleich abgewunken.
Man darf sich also weder überfordern noch unterfordern, wenn man einen "Naturellmuskel" trainieren will. Und ihn dann auch möglichst regelmäßig benutzen, damit die neu gebildete Stärke nicht durch Erschlaffung wieder zurückgeht.
Insofern bin ich ganz dankbar für die Möglichkeit, jede Woche einen Tipp verfassen zu können und hoffe, der eine oder andere in der Leserschaft kann damit etwas anfangen.
Text: Werner Winkler
In den letzten Wochen fällt immer stärker auf, dass die Krise, die durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde, das Beste, aber auch das Schlechteste aus uns hervorholt.
Aus Sicht der Naturellwissenschaft lassen sich hierbei je nach Grundtyp bestimmte Muster erkennen, die vielleicht helfen, sich für die "hellere Seite" des eigenen Naturells zu entscheiden und der Versuchung zu widerstehen, der "dunklen Seite" nachzugeben – und auch von den anderen Naturellen zu lernen, die ja oft im Extrem das zeigen, was in uns allen an Potential steckt (im Guten wie im Schlechten).
Beispiele für die hellere Seite des Naturells im Umgang mit der Krise:
- beziehungstypisch: hilft anderen, nimmt viel Rücksicht, zeigt Empathie, pflegt soziale Kontakte trotz Hindernissen, macht kostenlose Angebote, engagiert sich ehrenamtlich
- sachtypisch: informiert sich genau und in seriösen Quellen, versucht zu verstehen, zeigt Verständnis und Mitleid, nimmt sich Zeit für andere und speziell für Erkrankte oder Betroffene, hohe Opferbereitschaft und Leidensfähigkeit
- handlungstypisch: setzt sich für Gerechtigkeit ein, engagiert sich wo er nützlich sein kann, entwickelt zusätzliche Aktivitäten, nutzt seine Macht aus um Schaden zu begrenzen oder zu reparieren, kümmert sich um praktische Hilfe und Unterstützung, versieht seine Pflichten gewissenhaft, übernimmt die Verantwortung in seinem Einflussbereich
Beispiele für die dunklere Seite des Naturells im Umgang mit der Krise:
- beziehungstypisch: zeigt Schadenfreude, verbreitet ungeprüfte Horrormeldungen, Verschwörungstheorien oder Werbebotschaften, zeigt sich uneinsichtig und unvorsichtig, informiert sich kaum sondern hört nur auf Bekannte oder Freunde, gibt sinnlos Geld aus, wechselt permanent seine Meinung (weil sie nie fundiert erarbeitet wurde), lässt sich von Stimmungen beeinflussen oder von seinen Emotionen mitreißen, verschließt die Augen vor der Realität, flüchtet sich in eine Fantasiewelt
- sachtypisch: rebelliert gegen Autoritäten um des Prinzips willen, zerlegt die Fakten so lange, bis keine praktischen Schlussfolgerungen mehr möglich sind, wittert geheime und schicksalhafte Kräfte im Geschehen, sieht keine eigenen Handlungsmöglichkeiten und sich selbst als Opfer dunkler Mächte etc., sucht nach Aufmerksamkeit für sich selbst durch Einnahme einer Außenseitermeinung (sieht sich als "Querdenker" und unterstreicht damit seine Individualität), zeigt sich zynisch und übertrieben sachlich gegenüber dem Leid anderer, wird übertrieben ängstlich
- handlungstypisch: geht in einen misstrauischen Kampfmodus, meidet fremde Menschen und sogar Freunde, sieht das Böse am Werk, übertreibt es völlig mit der Hygiene oder mit Medikamenten, verliert jegliche Relation und Lebensfreude, verliert das Vertrauen in andere Menschen oder Institutionen, setzt übertrieben auf Autorität und Befehlston, reagiert kaltherzig und empathielos
Als eines der schönsten Beispiele für die "helle Seite" habe ich das Engagement eines alten Mannes in England erlebt, der nur mit seinem Rollator ausgerüstet Geld für das Gesundheitssystem sammeln ging und am Ende Millionen zusammenbrachte: https://www.tagesschau.de/ausland/captain-tom-100-103.html – ein schönes Beispiel dafür, was ein Einzelner an Gutem bewirken kann! Die schlechten Beispiele lasse ich lieber weg, die kennt ja jeder zur Genüge aus den Nachrichten ...
Text: Werner Winkler
Nachdem ich letzte Woche eine Dokumentation über den Handlungstyp Maria Callas empfohlen hatte, möchte ich heute noch eine über Hannelore Kohl, ebenfalls Handlungstyp, nachreichen (nur bis Ende Mai abrufbar):
https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/geschichte-im-ersten/sendung/hannelore-kohl-die-erste-frau-100.html
Ich habe sie eher zufällig entdeckt und war fasziniert, wie viele klare Hinweise auf das Handlungstyp-Naturell der ehemaligen Kanzlergattin enthalten sind – bis hin zu Sätzen, die aus dem naturellwissenschaftlichen Lehrbuch stammen könnten: "Sie hat in praktischen Dingen immer perfekt funktioniert".
Insgesamt kein "schöner Film" wie bei Maria Callas, aber sicher ein lehrreicher für alle, die Handlungstypen und auch ihre Abgründe besser verstehen möchten.
Text: Werner Winkler
Noch bis Ende Mai ist in der Mediathek von 3sat der Film "Maria by Callas" zu sehen (und zu hören!).
Darin werden viele bis dato unveröffentlichte Aufnahmen und auch Interviewszenen gezeigt. Sie zeigen an vielen Stellen das Handlungstyp-Naturell dieser außergewöhnlichen Sängerin.
Besonders interessant fand ich auch die Persönlichkeitsentwicklung, die sich im Laufe ihres (recht kurzen) Lebens zeigt, speziell im Spannungsfeld zwischen ihrer Arbeit und ihrem privaten Leben als Frau, Freundin und Liebende.
https://www.3sat.de/film/dokumentarfilm/maria-by-callas-100.html
Nicht nur für MusikliebhaberInnen, auch für NaturellwissenschaftlerInnen sehenswert!
Text: Werner Winkler
Wenn es jetzt wärmer wird, verbringen wir wieder mehr Zeit im Freien, vielleicht im eigenen Garten, im Park oder auf dem Balkon.
Seit Jahren beobachte ich die Vögel, die auf unserem Balkon den Winter über zu Gast sind. Manchmal sind da mehrere Vögel, auch verschiedene Arten, gleichzeitig anwesend, so dass sich Unterschiede im Verhalten zeigen, die mich an unsere Naturelle erinnern.
Beispiel: Bei einem Rotkehlchen-Paar ist das eine sehr zutraulich, es schaut zum Fenster herein oder sitzt im Baum ganz nah bei mir, wenn ich etwas im Garten arbeite. Das andere hält sich eher im Hintergrund, ist vorsichtig und scheu.
Ähnlich bei den Meisen: da gibt es sehr vorwitzige, aber auch welche, die ständig versuchen, die anderen zu dominieren oder zu verscheuchen. Eine versucht sogar, offensiv mit mir zu kommunizieren und mir zu signalisieren, wenn das Futter alle ist. Sie kommt dann direkt ans Fenster und nickt mit dem Kopf in meine Richtung, bis ich aufstehe und Futter nachfülle.
Leider können wir nicht mit den Vögeln sprechen, insofern ist es auch nicht möglich, eine Naturellanalyse wie fachlich richtig durchzuführen – aber ich finde es doch faszinierend, auch bei diesen Lebewesen Unterschiede in der Persönlichkeit bzw. im Naturell beobachten zu können und sie so wenigstens etwas zu verstehen.
Denn ich als Beziehungstyp würde das genauso machen, wenn die Vögel die "überlegenen" Wesen wären und mir ab und zu Futter hinstreuen, damit ich die letzten kalten Nächte besser überstehe :)
Tipp also für alle, die die Gelegenheit dazu haben: Noch ein bisschen Futter investieren und das Schauspiel genießen!
P.S. Auch bei Vögeln, die man zu Hause hält (was für die meisten von ihnen kein guter Zustand ist), kann man die Naturellunterschiede beobachten. Vor über 30 Jahren hielten wir zwei Nymphensittiche. Im Rückblick wurde mir klar, dass einer davon ein Beziehungstyp-Naturell zeigte: suchte ständig Kontakt, probierte alles aus, was man ihm anbot, flog auf den Tisch, wenn Essenszeit war und unterhielt sich mit uns etc. Der zweite war eher sachtypisch: still, unauffällig, ängstlich, aber ein sehr guter Beobachter.
Text: Werner Winkler
Je mehr sich die Folgen der Corona-Pandemie durch unsere weltweit vernetzte Gesellschaft verbreiten und sogar das ansonsten gut abgeschottete Nord-Korea erreichen, desto stärker wird bei mir als Beziehungstyp (neben vielen anderen Gefühlen) das Gefühl der Ohnmacht.
Auch wenn die vorsichtigen Sachtypen (wie Merkel, Kretschmann, Steinmeier) uns zu Geduld und Verzicht mahnen oder sich der Handlungstyp Söder wieder einmal als tatkräftiger Landesvater (oder Kanzlerkandidaten-Kandidat) in Szene setzen kann – letztlich sind wir alle mehr oder weniger ohnmächtig den Naturgesetzen unterworfen.
Die Frage ist hier, wie sehr wir uns von der offenkundig vorhandenen Ohnmacht (oder besser: begrenzten Macht über das eigene Leben oder das Funktionieren der Gesellschaft) überraschen, beeinflussen bzw. einschüchtern lassen. Denn zu leben bedeutet ja von Geburt an bis zu unserem Tod auch das "am Leben bleiben". Das ist unser eigentlicher Job, nicht der, den wir derzeit vielleicht zu verlieren drohen. Manchmal vergessen wir das, wenn die Dinge zu lange zu rund und ungestört ihren Gang gehen – persönlich und wirtschaftlich. Als wäre alles Gute, das wir ansonsten schätzen, eine Selbstverständlichkeit.
Also heißt es, unsere begrenzte Macht nicht zum Anlass zu nehmen, gar nichts mehr zu tun. Sondern im Gegenteil genau auszuloten, wo wir tatsächlich "mächtig" sind. Wir können leider nichts gegen die Corona-Toten in New York, Ecuador oder Italien unternehmen, aber sehr wohl das eigene Umfeld und uns selbst einem möglichst geringen Ansteckungsrisiko aussetzen.
Ebenso (um auf eine andere hohe Todeszahl hinzuweisen, die es heute wieder einmal in die Schlagzeilen geschafft hat) können wir nichts dagegen tun, dass es in China und anderswo auch weiterhin normal ist, Wildtiere zu essen; aber wir können die Millionenzahl der in Deutschland geschredderten oder vergasten männlichen Küken um unseren eigenen Anteil daran reduzieren. Hier haben wir Macht, dort nicht.
Ob das dann unser naturelltypisch eingefärbtes Mit-Leiden tatsächlich lindert, muss sich zeigen. Aber jede Oma, die nicht erkrankt, jeder Beatmungsplatz in der Klinik, der wegen unserer Rücksichtnahme freibleibt, jedes Küken, das durch unsere bewusste Kaufentscheidung nicht geschreddert wird, ist unsere Mitwirkung wert.
P.S. Wer die gestrige Rede des Bundespräsidenten verpasst hat, kann sie hier nachhören: https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-127.html#Steinmeier-Zeigen-wir-einander-das-Beste-in-uns
Text: Werner Winkler
Häufig höre ich in Coachinggesprächen, dass sich jemand durch sein Umfeld stark (negativ) beeinflusst erlebt – etwa durch Vorgesetzte, Kunden oder die Bürokratie. Das Leiden bezieht sich dann häufig nicht auf das geforderte Verhalten an sich, sondern durch die bloße Anordnung an sich; wir mögen es nicht sonderlich, wenn uns jemand demonstriert, dass er Macht über uns hat.
Hier hat jeder Naturelltyp seine typspezifischen Einfallstore für das Unwohlsein: Beziehungstypen möchten bekanntlich geliebt werden und lassen sich so leicht dazu hinreißen, etwas nur jemand "zuliebe" zu tun, das sie von sich aus gar nicht tun würden.
Sachtypen werden häufig von ihren Ängsten gesteuert. Sie folgen dann Verhaltensmustern, die scheinbar mehr Sicherheit oder weniger Gefahr versprechen, aber nicht zum ansonsten vernünftigen und freiheitsliebenden bis rebellischen Verhalten dieses Naturells passen.
Und Handlungstypen neigen zu besonders pflicht- und regeldominiertem Verhalten, das durchaus zwanghaft ausarten und die seelische Gesundheit massiv schädigen kann – also die Pflicht um der Pflicht willen zu erfüllen oder ein Gesetz um des Gesetzes willen zu befolgen.
Worin liegt nun der Spielraum, die Freiheit? Wie wehrt man sich (unabhängig vom Naturelltyp) gegen ein von Außen gesteuertes Verhalten, wenn es nicht zum eigenen passt? Die Antwort liegt in der inneren Haltung. Denn diese kann uns nicht gegen unseren Willen aufgezwungen werden, wenn wir uns dafür entscheiden, sie selbst zu wählen.
Praktisches Beispiel aus der gegenwärtigen Situation: Der Staat kann uns (aus gutem Grund) Einschränkungen für unsere sozialen Kontakte vorschreiben – aber nicht unsere innere Haltung dazu. Wir können uns etwa selbst dazu auffordern, auf unnötige Kontakte, Ausflüge oder Besuche verzichten; also aus unserer eigenen Einsicht heraus, nicht deshalb, weil es uns vorgeschrieben wird.
Die innere Haltung, die wir dabei zeigen, wenn wir freiwillig etwas tun, ist eine ganz andere, als wenn wir gezwungen werden. Und genau hier liegt unsere Freiheit – dem Notwendigen und Unvermeidlichen zuvorzukommen. Und dieses Verhalten womöglich auch dann noch eine zeitlang aufrecht zu erhalten, wenn es von offizieller Seite nicht mehr vorgeschrieben oder angeordnet wird.
Oder ein etwas allgemeineres Beispiel: Jemand ärgert sich, dass er immer pünktlich um 8.00 Uhr auf der Arbeit erscheinen muss. Um seine Freiheit zu demonstrieren, kommt er bereits eine halbe Stunde früher und tut in dieser halben Stunde nur Dinge, die ihm selbst sehr wichtig sind. Die Haltung zur Vorgabe ändert sich so augenblicklich und verliert ihre Unausweichlichkeit.
Text: Werner Winkler
P.S. Ein sehr verständliches Aufklärungsvideo zur aktuellen Pandemie-Situation hat mir ein Freund geschickt. Die Zeit, die es dauert, es anzuschauen, lohnt sich aber und hinterher ist man deutlich schlauer: https://www.youtube.com/watch?v=3z0gnXgK8Do
In den letzten Wochen wird vielen zum ersten Mal richtig bewusst, dass unser gewohntes Alltagsleben keinesfalls selbstverständlich und völlig gesichert ist. Die derzeitige Krise zeigt u.a., wie verletzlich unsere hoch organisierte und vernetzte Zivilisation ist – angefangen vom Klopapier bis hin zur Anzahl der Beatmungsgeräte im Krankenhaus.
Je nach Naturelltyp gehen die Ängste, Befürchtungen oder Fantasien dann mehr in die emotionale, rational-mentale oder praktische Richtung. Und besonders schwer fällt es uns in so einer ungewohnten Situation, unsere jeweiligen Ressourcen zu aktivieren. Denn bekanntermaßen tritt in Stress- und Krisenzeiten das angeborene Naturell stärker in den Vordergrund.
Beziehungstypen neigen also zu dramatischer Fantasie, vernachlässigen potentiell aber die neutrale, rationale und vertieft-analytische Sicht auf die lösbaren Probleme. Sie wirken dann übertrieben optimistisch (s. Trump) und schauen mit einer rosaroten Brille auf ihre Welt anstatt sich der sachlichen Realität ernsthaft zu stellen (wozu die Bundeskanzlerin ja in sachtypisch-ernster Form aufgefordert hat).
Sachtypen informieren sich intensiv und versuchen sich in Leidensfähigkeit oder Fatalismus, vernachlässigen dabei aber gerne die praktischen Aspekte einer Krise (und merken dann z. B., dass sie keinen Vorrat an Toilettenpapier oder Nudeln haben); oder sie blenden die möglichen negativen Folgen komplett aus und bleiben untätig, wo sie handeln sollten.
Handlungstypen gehen in ihren gewohnten Kampf-Angriffsmodus und organisieren das Nötige, blenden aber meist die emotionale oder empathische Reaktion aus und wirken eher kalt und teilnahmslos (auch auf sich selbst). Sie sehen auch weniger das Positive an der Krise oder die Chancen und haben Schwierigkeiten mit der eingeschränkten Freiheit bzw. den reduzierten sozialen Kontakten.
Für jeden Naturelltyp hilfreich, sinnvoll oder nützlich kann es in einer so massiven Krise sein, sich den eigenen (oft typspezifischen, angeborenen und damit sehr tief reichenden) Wort-Case-Szenarien zu stellen. Also in Fantasie, Theorie und Praxis durchzuspielen, was im jeweils schlimmsten Fall passieren könnte und wie man damit dann umgehen will. Das hilft dann, auch die vorerst noch abgeschwächten Stressfaktoren lösungsorientiert anzugehen (was im Kleinen hilft, hilft oft auch im Großen und umgekehrt).
Eine Art Training für den Ernstfall sozusagen. Viele delegieren diese Aufgabe an den Staat (der hat doch Notvorräte), ans Schicksal (was kommt, das kommt) oder an die Wissenschaft (irgendjemand wird da schon eine Lösung finden). Damit liefert man sich aber aus und macht sich unnötig abhängig anstatt die eigene Autonomie und Resilienz zu stärken.
Gerne sammle und teile ich Rückmeldungen dazu, was für Sie/euch der "Worst Case" in dieser Krise ist und wie Sie/ihr euch darauf einstellen/einstellt.
Text: Werner Winkler
Die meisten von uns sind es nicht gewohnt, so oft und so lange zu Hause zu sein, wie derzeit wegen Ausgangsbeschränkungen, Kurzarbeit oder weil sie in Quarantäne oder krank sind.
Deshalb einige Tipps für diese Ausnahmesituation aus dem naturellwissenschaftlichen Fundus:
1. Beziehungstypen
- Langeweile bewusst aushalten und längere Zeit "Nichtstun", bis einem etwas Sinnvolles einfällt, für das man motiviert ist
- sich einen (locker-luftigen) Zeitplan ohne zu viel Anstrengungen für den Tag machen und versuchen, ihn einzuhalten
- sich intensiv und ausführlich um ein Thema kümmern, das einen schon länger interessiert; evtl. durch Pausen zur Entspannung unterbrechen, bis man wieder konzentriert weiterarbeiten kann
2. Sachtypen
- ein Trainingsprogramm aufstellen, bei dem man ins Schwitzen kommt und dieses regelmäßig abarbeiten
- bewusst gut und vielseitig ernähren, dabei darauf achten, ausreichend Nährstoffe und nur so viele Kalorien zu sich zu nehmen, wie man tatsächlich braucht
- einen großen Karton oder eine Mülltüte aufstellen und diesen mit Sachen füllen, die man schon länger wegwerfen wollte, aber es bisher nicht geschafft hat; Variante: jeden Tag z. B. 10 Dinge wegwerfen oder 10 kg
3. Handlungstypen
- mit Freunden oder Bekannten telefonieren, die man schon länger nicht mehr gesprochen hat (auch wenn sie gerade keinen Geburtstag haben)
- lustige Filme anschauen, über die man früher schon einmal gelacht hat (z. B. Loriot, Heinz Erhardt, Pipi Langstrumpf)
- anderen etwas Gutes tun, eine Freude bereiten oder etwas für andere kochen oder backen
Gerne teile ich hier weitere Tipps. Bitte mailen an naturellwissenschaft@t-online.de
Text: Werner Winkler
Nachdem sie inzwischen "jeder" kennt und obwohl ich ihre Lieder bislang nicht sonderlich mag, habe ich mich nun doch etwas intensiver mit der Sängerin Billie Eilish befasst, Interviews und Auftritte angeschaut und versucht herauszufinden, zu welchem Naturelltyp sie wohl gehört.
Zunächst hatte ich von ihr nur im Radio gehört und von der dezenten, leisen, manchmal fast unhörbaren Stimme auf ein Sachtyp-Naturell geschlossen. Sie erinnerte mich an Sinead O Connor, die ich für eine Sachtyp-Frau halte.
Aber schon die ersten Filmaufnahmen von ihr zeigten überhaupt nichts Sachtypisches. Ich war also verwirrt und schaute mir mehr an, versuchte in ihrer Sprache, ihrer Mimik und Gestik, Hinweise zu finden.
Ergebnis: Ich denke, dass sie ein Handlungstyp ist. Zeitweise performt sie wie die junge Madonna, wenn auch nicht mit so kraftvoller Stimme. Dafür hüpft sie manchmal wie ein Känguru auf der Bühne umher und agiert sehr körperbetont.
Interessant auch, wie sie über ihre Mutter spricht oder was die Eltern von ihr erzählen (wie sie schon als kleines Kind ständig gesungen hat).
Überzeugt hat mich schließlich eine kleine Doku, die vor den Grammys gedreht wurde und - wie ich finde - sehr persönliche (und naturellwissenschaftlich wertvolle) Szenen enthält: https://www.youtube.com/watch?v=HVVN1fmUjXM
Man kann ihr nur wünschen, dass sie weiterhin Menschen hat, die sie und ihr Talent fördern, ohne sie zu zerstören; und dass sie nicht wie andere Handlungsyp-Stars (Elvis, Amy Winehouse, Johnny Cash) Probleme mit Drogen bekommt.
Text: Werner Winkler
Inzwischen befasst sich ja quasi jeder mit dem neuen Corona-Virus und Informationen dazu sind reichlich vorhanden.
Welche Kompetenzen können wir aus unserem eigenen Naturell und dem der anderen Naturelle ableiten, um zu einer realistichen Einschätzung zu gelangen?
Einige Tipps hierzu:
Beziehungstyp-Kompetenzen:
- die Relationen sehen
- das Potential an Drama und Eskalation ernst nehmen
- im Ernstfall anderen helfen
Sachtyp-Kompetenzen:
- sachlich, vernünftig und gelassen bleiben
- die Zerbrechlichkeit des Lebens und der Gesundheit akzeptieren, vorsichtig sein
- die ökonomischen Konsequenzen für die eigene Existenz bedenken
Handlungstyp-Kompetenzen:
- praktische Vorkehrungen treffen
- Verantwortung für andere übernehmen, z. B. eine Veranstaltung lieber absagen
- Nein sagen zu Handschlägen oder zu riskanten gesellschaftlichen Verpflichtungen
Und wie immer bin ich neugierig auf Rückmeldungen: Was für Beobachtungen gibt es hinsichtlich Naturellen und Coronavirus?
Text: Werner Winkler
Nach meiner Bitte aus dem letzten Tipp der Woche, mir Hinweise zu schicken, zu welchem Naturelltyp der demokratischen Bewerber für die US-Präsidentschaft, Pete Buttigieg, gehört, bekam ich einige interessante Zuschriften.
Mit freundlicher Erlaubnis der Autorinnen teile ich hier einige ihrer Beobachtungen – sie zeigen sehr anschaulich, auf was man bei einer Typanalyse „aus der Ferne” alles achten kann (und auch, wie unterschiedliche Schlussfolgerungen diese Beobachtungen nach sich ziehen können).
„…ganz spontan und im ersten Eindruck ist er für mich ein BT.
Er stellt sich gleich zu Anfang mit seiner Mutter dar, nimmt Bezug auf, das ist ihm nicht zu privat und auch sonst im Gespräch immer in Beziehung zu Menschen. Zwar macht er parallele Handbewegungen, aber meistens fuchtelt er eher, so eine gezähmte Zappeligkeit. Die Augen leuchten und glänzen, er erzählt seine Inhalte voller Begeisterung, lächelt, will die Welt retten und am Ende des Filmchens arrangiert er wieder Kinder an seiner Seite. Für einen HT strahlt er mir zu wenig "Machtgefühl" aus, für einen Sachtyp ist er mir fast zu lebendig und zu viel auf einen flachen Joke aus.
Er sieht aus wie ein großes Spielbaby das es schon rocken wird.
Für mich ist er ein sympathischer Beziehungstyp.”
(Angela Zeugner, Hamburg)
*******
„…also ich halte Pete Buttigieg a.G. des Videos für einen Handlungstyp. Leider verstehe ich das Amerikanisch zu schlecht, deshalb kann ich nicht weiter einordnen.
Aber das unruhige Sitzen, nach vorne Rücken und mit dem ausgestreckten Finger zeigen, das erinnert mich schon sehr an HT. Auch, dass er zu seinen Heiterkeit auslösenden Aussagen keine Miene verzieht scheint zu passen.”
(Susanne Huber, Babenhausen)
*******
„… mein Verdacht, generell gesehen ist BT. Entweder ein
- tiefgründiger/ausdauernder BT oder ein
- freundlicher HT oder ein
- humorvoller ST
Ich halte ihn für zukunftsorientiert und "wir-bezogen" (was ihn HT-ähnlicher machen könnte) und "Fühler" (sehr empfänglich für Emotionen), was ihn Richtung ST beeinflussen könnte. Dazu kommt, dass viele Homosexuelle allgemein "weicher" wirken, besonders, wenn sie glücklich sind.
Gründe für BT:
- weiche, melodische Stimme, authentisch lebendige Sprach-Melodie, häufiges Lächeln/Lachen, das von innen kommt (kein Verlegenheits-Lächeln)
- er ist im Flow, d. h. er könnte sich auch in diesem wichtigen Interview Fehler verzeihen. Er spricht sehr sicher und mit einer deutlichen inneren "Sprungkraft"
- die Karikatur: wer sich selbst auf die Schippe nimmt, ist selbstbewusst und kitzelt aktiv Lachsalven/Emotionen aus dem Publikum heraus - woran er selbst sichtlich Spaß hat. Er ist im Studio, vor dem Publikum und den Kameras "zu Hause"
Er freut sich über "Lacher". Die wären einem HT eher unangenehm, und ein ST könnte sich dadurch angegriffen fühlen. Buttigieg "badet" in der Anerkennung durch die Lachsalven. Andererseits genießt er den Spaß mit einer kindlichen Unschuld, die ihresgleichen sucht! Köstlich...
- die vielen großen Bewegungen
- Parallele Handbewegungen sind oft erlernt - so wie das berühmte Angela-Merkel-Herz der zusammengelegten Fingerspitzen, die "Pass-auf-jetzt-komm-ich-Geste", die von Natur aus so gar nicht zu ihr passt. In Buttigiegs Fall nehme ich ihm diesen kleinen Trick ab. Außerdem verselbständigt sich meistens eine der Hände sehr bald, um eine Aussage noch mehr zu verdeutlichen.
- die locker übereinandergeschlagenen Beine, die er sehr entspannt wieder löst.
- seine Einstellung, "alle ins Boot" zu holen (zu retten), ganz gleich, von woher sie stammen.
- ich glaube, dass er deshalb so schwer einzuordnen ist, weil bei ihm die Naturell-Verteilung sehr harmonisch ist (ca. 30 % für jeden Typ). Er ist extrem gut vorbereitet, hat eine fundierte Basis, weiß viel, hat durch seinen Beruf viel gesehen und hat eine mitreißende Art, sein Konzept zu kommunizieren. Ich traue ihm zu, dass er auf dieser Grundlage zielgenaue Entscheidungen treffen und dazu stehen kann.”
(Felicitas Noorollah, Freiburg)
Es kommt zwar recht selten vor, aber im Fall des demokratischen Bewerbers für die US-Präsidentschaft, Pete Buttigieg, ich bin unsicher, zu welcher Naturellgruppe er gehört.
In solchen Fällen schaue ich mir gerne lockere Interviews an, z. B. dieses https://www.youtube.com/watch?v=R5Xk7q01SSQ
- aber auch das machte mich nicht schlauer.
Auch hier sind viele Szenen mit ihm zu sehen, z. B. ab min. 12.00 – da macht er viele parallele Handbewegungen, was auf einen Handlungstyp hinweisen könnte, aber insgesamt ist er schon sehr dezent und "mild".
Zwar kenne ich meine eigene Regel: "Wenn einem nichts auffällt, das auf einen bestimmten Naturelltyp schließen lässt, soll man an seinen eigenen denken" – aber auch klare Hinweise auf einen Beziehungstyp habe ich nicht gefunden.
Wer kann mir mit sachdienlichen Hinweisen helfen? Der Mann könnte immerhin der nächste US-Präsident werden.
Zuschriften bitte an naturellwissenschaft@t-online.de
Mehr dazu in einem der nächsten Tipps, wenn gute Argumente auftauchen.
Wer unterschiedliche Naturelltypen in demokratischen Spektrum beobachten möchte, hier zu Erinnerung meine Typverdachts-Liste: Bernie Sanders: ST, Michael Bloomberg: HT, Joe Biden: BT, Elizabeth Warren: ST
Text: Werner Winkler
In den letzten Wochen gab es gleich drei Rücktritte prominenter Menschen – und da es sich nach meiner Einschätzung um drei Vertreter unterschiedlicher Naturellgruppen handelt, bietet sich eine kleine Analyse derselben geradezu an.
1. Jürgen Klinsmann
Er gehört schon lange zu den Beispiel-Beziehungstypen, die ich anführe, um Gesprächspartnern oder Seminarteilnehmern die Naturellunterschiede plastisch zu machen. Er kam ja erst kürzlich als "Retter" zum Fußballverein Hertha BSC, erst im Aufsichtsrat, dann als Trainer. Krempelte alles um, wollte Spieler und Zuschauer mit seiner Begeisterungsfähigkeit gewinnen.
Als er dann weder von allen geliebt wurde noch der große Erfolg eintrat, zog er nach wenigen Wochen die Reißleine und gab seinem naturelltypischen Fluchtinstinkt so spontan nach, dass alle Beteiligten überrascht wurden. Zudem noch per privatem Facebook-Account! Mit ihm würde ich gerne mal eine Naturellanalyse machen :)
2. Kardinal Marx
Kurz bevor das Schreiben von Papst Franziskus bekannt wurde, in dem dieser Zugeständnisse in Sachen Zölibat und Priesterinnen ablehnt, gab der Münchner Kardinal, den ich für einen Sachtyp halte, bekannt, dass er nicht mehr Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz sein möchte – mit Verweis auf sein Alter.
Der zeitliche Zusammenhang legt aber nahe, dass auch die Aussichtslosigkeit der von ihm geförderten Reformansätze eine Rolle gespielt hat. Aus naturellwissenschaftlicher Sicht ging ihm wohl die Motivation verloren, weil er ein für ihn attraktives Ziel nicht mehr für erreichbar ansieht. Anders gesagt hat er wahrscheinlich einfach keine Lust mehr, sich mit den Konservativen in seiner Kirche zu streiten, obwohl die Realitäten dringend nach Reformen schreien (aber die Mauern des Vatikans isolieren offenbar weiterhin sehr gut).
3. Annegret Kramp-Karrenbauer
Sie will zwar ihren Job als Verteidigungsministerin behalten, aber das Amt der CDU-Vorsitzenden und die Aussicht auf eine Kandidatur als Kanzlerin hat sie unter größeren Qualen (so mein Eindruck) zur Verfügung gestellt. Dass sie zu den Handlungstypen gehört (HT-Denker) ist wohl in den letzten Monaten nochmal deutlicher geworden – vor allem an ihrer Fähigkeit, kein Fettnäpfchen auszulassen, das Menschen mit mehr Einfühlungsvermögen locker umschiffen können.
Lachen habe ich sie auch noch nie gesehen, aber seit ihrer Rücktrittsankündigung wirkt sie locker und aufgeräumt. Flucht ist ja für HTs ein Lösungsansatz (so wie für BTs das Standhalten und für STs der Angriffsmodus). Vermutlich hatte sie keine Lust mehr auf den permanenten "Sozialstress", dem sie von Seiten ihrer Partei-"Freunde" ausgesetzt war. Zudem war ihre Presse ja nie richtig gut und ihre Beliebtheitswerte bei den WählerInnen gingen in den Keller.
Vielleicht weiß sie aber nur, dass Markus Söder schon als neuer Kanzlerkandidat der Union abgesprochen ist (auch wenn er das handlungstypisch noch verneint) und dass deshalb ein eher "schwacher" CDU-Vorsitzender gebraucht wird, Armin Laschet zum Beispiel, der freundlich-naive (sorry, aber so kommt er für mich rüber) Beziehungstyp aus NRW. Denn ihn kann man sich als Kanzler kaum vorstellen, als CDU-Vorsitzenden, der Angela Merkel eine würdige Rest-Legislaturperiode und Markus Söder einen störungsfreien Wahlkampf ermöglicht, schon. Nur ob da der Sachtyp Friedrich Merz mitspielt? Es bleibt spannend.
Wen es interessiert, hier ein vertiefender Artikel aus der Süddeutschen Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-politik-cdu-markus-soeder-csu-1.4798016
P.S. Über den "Rücktritt" des kurzzeitigen FDP-Ministerpräsidenten aus Thüringen darf ich auf Anraten meines Arztes nicht schreiben (Gefahr zu hohen Blutdrucks) ;)
Text: Werner Winkler

Sie hat mir neulich einen Spruch von einer Tagebuchseite geschickt, den sie sich mit 16 aufgeschrieben hat (siehe auch als Bild im Anhang):
"Der Mensch ist nicht auf der Welt
um glücklich zu werden,
sondern um seine Pflicht zu tun.
Bismark"
Und sie selbst ergänzte dazu:
"Und er wird in seiner Pflicht
glücklich werden."
Sie hat das in irgend einer alten Schublade gefunden, in der sie Erinnerungen aufbewahrt.
Dass dieser Spruch sehr handlungstypisch ist, brauche ich ja nicht zu unterstreichen. Sicher findet sich im eigenen Erinnerungsfundus der eine oder andere sehr naturelltypische Satz, womöglich einer, der uns mehr beeinflusst hat, als es uns bewusst ist.
Tipp der Woche daher: Mal wieder die alten Schubladen und Kisten öffnen und mit der naturellkundlichen Brille schauen, was sich da so findet (und gerne mit mir teilen, damit ich es dann hier zum Besten geben kann).
Werner Winkler
P.S. Als Kalligraf wollte ich noch hinzufügen: Man achte auf die akurate Handschrift des jungen Handlungstyps!
Heute möchte ich an zwei Videos erinnern, in denen sich das heimliche, versteckte Talente zweier Sachtypen gezeigt hat:
Susan Boyle: https://www.youtube.com/watch?v=RxPZh4AnWyk
und Paul Potts: https://www.youtube.com/watch?v=V8ejP78Q8c4
Die kann man ja nicht oft genug anschauen bzw. ihnen zuhören.
Vor allem die Gesichter der Juroren sind köstlich.
Vielleicht dienen solche wahren Geschichten auch dazu, Sachtypen Mut zu machen, ihr Talent mutiger zu zeigen – unabhängig davon, wie die Reaktionen darauf dann sind.
Text: Werner Winkler

Nun bekam ich ein Buch zu Weihnachten geschenkt, das von einem klugen Beziehungstyp (soweit ich das einschätzen kann) geschrieben und für Beziehungstypen gut zu lesen ist.
Der Autor heißt Noah Harari und das Buch "Eine kurze Geschichte der Menschheit". Es ist leicht zu lesen (bis auf wenige Abschnitte, wo er sich ein bisschen in seinem eigenen Fachgebiet verliert), bietet einen guten Überblick über die Jahrtausende – und zwar beginnend mit den ersten Menschen und nicht erst (wie sonst so oft) mit den alten Babyloniern oder Sumerern.
Vom Untertyp her schätze ich Harari als Du-verbunden ein – spannend nämlich, wie er das "Ich" abwertet bzw. für nichtig erklärt; oder wie vielen einzelnen Menschen er am Ende für deren Mitarbeit etc. dankt. Von sich selbst schreibt er eher "verschämt" und nicht sonderlich selbstbewusst, auch das ein Indiz für die Bevorzugung des Du-Aspektes.
Ich wage auch deshalb eine Beurteilung, weil ich schon seit der Schulzeit gerne Bücher über Geschichte lese und mich darin auch einigermaßen auskenne.
Infos zum Buch gibt es auch auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Eine_kurze_Geschichte_der_Menschheit
Text: Werner Winkler

Welche Kekse sind die besten? Quadratische, dreieckige oder runde?
Oder sind alle gleich gut, wenn man Kekse an sich mag?
Auch wer kein Englisch kann, versteht genug, um seinen Spaß zu haben: https://youtu.be/gfNalVIrdOw (Screenshot anbei)
P.S. Da ich als Kind viel Sesamstraße geschaut habe, könnte es sein, dass aus dieser Episode die Idee zu den drei Formen stammt, die in den Triaden genutzt werden.
Text: Werner Winkler
Winfried Kretschmann, der baden-württembergische Ministerpräsident, ist schon länger einer der beliebtesten Politiker Deutschlands und ein echtes Original.
Was ist sein Geheimnis? Dieser Frage geht eine ca. 20-minütige Analyse im Deutschlandfunk nach, die hier zu hören ist: https://www.deutschlandfunk.de/gruener-ministerpraesident-warum-winfried-kretschmann-so.724.de.html?dram:article_id=466499
An mehreren Stellen kommt sein Sachtyp-Naturell klar zur Sprache: seine Langsamkeit oder Bedächtigkeit, sein unordentlicher Schreibtisch voller Unterlagen und Mappen, seine Fachkenntnis – und auch sein Ärger darüber, dass er permanent kritisiert wird und in der Presse oft so dargestellt wird, als "bestehe er nur aus Fehlern".
Lustig auch, dass er sich äußerlich (Kleidung, Frisur) von seinen Kindern optimieren ließ. Das lässt sich bei Sachtypen öfters beobachten, dass sie selbst keinen großen Wert auf Äußerlichkeiten legen, sich aber von anderen hier beraten oder unterstützen lassen.
Ich halte ihn ja für einen "Zwilling" von Angela Merkel (Sachtyp-Denker, zukunftsorientiert, wir-verbunden) - dass beide sehr beliebt sind, könnte durchaus auch mit ihrem Naturellmuster zusammenhängen.
Text: Werner Winkler
Dass der Unterschied im Stil des letzten mit dem des aktuellen Papstes auch von deren unterschiedlichen Naturellen beeinflusst sein könnte, war ja schon bald nach der Wahl von Papst Franzikus Gesprächsthema unter Naturellwissenschaftler.
Jetzt bietet ein neuer Film eine wundervolle Gelegenheit, sich diese Naturellunterschieden in unterhaltsamer und teilweise rührender Weise zu nähern – er heißt "Zwei Päpste" und läuft sich kurzem in Kinos und im Streaming. Wann er im Fernsehen zu sehen sein wird, scheint noch nicht klar.
Hier der Wikipedia-Artikel zum Film https://de.wikipedia.org/wiki/Die_zwei_P%C3%A4pste und hier eine Rezension, die u. a. sagt, der Film "komme den Seelen der beiden Päpste nah", was ich als naturellwissenschaftlicher Zuschauer vollauf bestätigen kann. Da hat jemand sehr genau hingesehen, auch bei der Auswahl der Schauspieler! https://www.rnd.de/medien/die-zwei-papste-netflix-liefert-den-beweis-dass-streaming-besser-als-kino-ist-VKXYXS4FFVDXDIGMORDROJ5OBY.html
Eine Szene aus dem Film illustriert den Naturellunterschied sehr prägnant: Handlungstyp fragt Beziehungstyp, was denn der Trick wäre, mit dem er so beliebt bei allen Leuten sei. Beziehungstyp: Ich bin einfach ich selbst. Darauf der Handlungstyp: Wenn ich einfach ich selbst bin, mag mich keiner.
Also eine klare Empfehlung – dieser Film lohnt sich anzuschauen und bietet neben gelungenen Einblicken in die Seelen auch reichlich Situationskomik und Stoff für ein besseres Verständnis der katholischen Institution des Vatikans!
Text: Werner Winkler
Eine der derzeit beliebtesten und (zumindest soweit ich sie bisher sehen konnte) qualitativ anspruchsvollen Serien ist "The Crown", die die Geschichte von Queen Elisabeth II. und ihrer Familie erzählt.
Hier die bisherigen Naturelltyp-Verdachtsfälle, die zum Teil sehr deutlich auftauchen – vor allem dann, wenn Schauspieler und die von ihnen dargestellten Naturelltypen übereinstimmen (was leider nicht immer passt):
Queen Elisabeth II. – Handlungstypen
Prinz Philipp – Beziehungstyp
Prinz Charles – Sachtyp
Prinzessin Margret – Beziehungstyp
Premierminister Churchill – Handlungstyp
Prinzessin Anne – Sachtyp
Camilla – Sachtyp
Queen Mum - Beziehungstyp
Hier kann man einige Trailer sehen: https://www.netflix.com/de/title/80025678
Text: Werner Winkler
Jetzt hat ja das Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag des Komponisten Ludwig van Beethoven begonnen und wir werden in den nächsten 12 Monaten jede Menge über ihn und seine Musik zu hören bekommen.
Bereits in früheren Analysen ergab sich für ihn der Naturelltypverdacht "Sachtyp", der mir heute in einem Radiobeitrag nochmal verstärkt wurde: es ging um die vielen Umzüge Beethovens, über 50 sollen es gewesen sein.
Grund war wohl u.a., dass er sich sehr chaotisch verhalten haben und seine Wohnungen permanent in Unordnung gebracht hat – inkl. Stapel von Notenblätter, ungewaschener Kleidung und Essensresten.
Leider fand ich das Zitat aus dem Radio nicht im Netz, aber die Gesamtaussage war wohl ungefähr: ein Genie, das es nicht schafft, sein Äußeres in Ordnung zu halten.
Auch eine Verlobung ging wohl deshalb in die Brüche.
Trotzdem hat er unglaublich schöne und bis heute unübertroffene Kompositionen erschaffen, nicht nur seine Neunte, die "Ode an die Freude", die wohl jeder kennt.
Es lohnt sich also, im Beethovenjahr vielleicht die eine oder andere Biografie neben seiner Musik zu beachten und so noch etwas über einen genialen Sachtypen zu lernen.
Text: Werner Winkler
Im Radiosender SWR2 kommen unter der Rubrik "Wissen" immer wieder interessante Sendungen, zum Beispiel über die bekannte Tänzerin und Spionin Mata Hari.
Erst hörte ich nur mit einem Ohr zu, da ich mit dem Auto unterwegs war, aber ab diesem Satz
"Doch wie wird die „Tempeltänzerin“ zur Spionin? Historiker sind sich einig: durch ein Zusammentreffen von Lebensfreude, Naivität und Realitätsverlust."
war ich neugierig geworden, da er schon sehr nach Beziehungstyp klang und ich sehen wollte, ob da noch mehr naturelltypisches über sie kommen würde.
Wer sich eine halbe Stunde Zeit nimmt, kann es selbst herausfinden: https://www.swr.de/swr2/kunst-und-ausstellung/mata-hari-taenzerin-spionin-justizopfer,broadcastcontrib-swr-15512.html
Viel Vergnügen dabei wünscht
Werner Winkler
Seit vielen Jahren sammle ich (auch auf Hinweise aus dem KollegInnenkreis) Vermutungen zur Naturelltypzugehörigkeit von Prominenten.
Nun kann ich wieder zwei "Neue" ergänzen: Saskia Esken (vermutlich Handlungstyp) und Norbert Walter-Borjans (vermutlich Beziehungstyp), die auf Andrea Nahles (vermutlich Sachtyp) als SPD-Vorsitzende folgen.
Beide waren ja in letzter Zeit häufiger zu sehen und zu hören, so dass ich mir ein Bild von deren Naturell machen konnte.
An der Wahl (die ja von den SPD-Mitgliedern ausging) spannend fand ich, dass sich der viel prominentere Sachtyp Olaf Scholz (hier bin ich mir sehr sicher in der Naturellzuordnung) nicht durchsetzen konnte. Offenbar wollten die Wähler einen Wechsel im Stil. Ein Journalist sagte, Scholz wäre "die Merkel in männlich", was vom Habitus beider her verständlich ist – aus meiner Sicht sind beide Sachtyp+Denker.
Wer mal wieder auf die genannte Liste schauen oder mir Hinweise schicken möchte: http://www.123modell.de/prominente.htm
Interessant natürlich auch der Machtkampf in der CDU mit Handlungstyp Kramp-Karrenbauer, Sachtyp Friedrich Merz und den Beziehungstypen Armin Laschet und Jens Spahn. Es gibt ja viele Leute, die gerne ins Theater gehen, um sich einen spannenden Abend zu machen – mir genügen da die Abendnachrichten oder auch mal eine Stunde Parteitag live auf Phönix :)
Text: Werner Winkler
P.S. Bei Boris Johnson war ich mir längere Zeit unsicher, aber inzwischen erscheint mir die Zuordnung "Sachtyp" doch am Wahrscheinlichsten.
Es ist selten, dass in einem Film gleichzeitig die drei Naturelltypen sehr deutlich zu Tage treten, die Schauspieler selbst den von ihnen gespielten Naturelltypen entsprechen – und es zudem noch um die lösungsorientierte Beratung geht.
Alle drei Faktoren kommen im Film "Die Wunderübung" zusammen und bieten sowohl den an der Naturellwissenschaft interessierten als auch den beratend Tätigen einen vergnüglichen, heiteren Anschauungsunterricht. Dieser Film könnte glatt als Lehrfilm verwendet werden: http://wunderuebung-derfilm.de/
Als kleine Starthilfe:
Ehefrau in der Paarberatung - Beziehungstyp
Ehemann in der Paarberatung - Handlungstyp
Paarberater - Sachtyp
Viel Spaß damit wünscht (nicht nur den in der Paarberatung tätigen)
Werner Winkler
Ich freue mich, weil sich jemand freut!
Im konkreten Fall etwa, weil mir jemand schreibt, meine wenigen Zeilen hätten einen "Moment der Freude" ausgelöst.
Oder weil sich der Mann vor mir an der Supermarktkasse, der des Deutschen nicht völlig mächtig ist, sich freut und bedankt, weil ich ihm geholfen habe, sich gegen einen unfreundlichen Menschen durchzusetzen, der ihm für einen Artikel mehr abnehmen wollte, als am Regal angeschrieben war.
Das erinnert mich wiederum an Friedrich Hölderlin, den tragischen Dichter und seine Zeile
"... denn wer
Möcht es hindern und wer
möcht uns die Freude verbieten?"
und an einen klugen Menschen, dessen Namen ich leider vergaß und der mir beibrachte, dass das "sich freuen" zu denjenigen Verhaltensweisen oder Haltungen gehört, die wir Menschen jederzeit selbstbestimmt initiieren können.
Ich kann mich ja nicht nur über eine nette E-Mail oder den glücklichen Mann an der Kasse freuen, sondern auch über fast alles, was dazu taugt:
- das frische Obst im Supermarkt, dass die Kasse dort ausnahmsweise frei von der üblichen langen Schlange ist,
- dass der Handwerker so freundlich ist und sofort Zeit hatte,
- dass ich heute morgen gesund aufgewacht bin und in der Küche etwas zu Essen vorhanden ist,
- dass jemand, der mich liebt, das Leben mit mir teilt,
- dass in meinem Land Frieden herrscht usw.
– die Liste wird umso länger, desto mehr ich mich frage, was Anlass zur Freude bieten könnte. Steve de Shazer hat diese Übung einmal in der Ausbildung in der Form gemacht, dass er uns aufzählen ließ, was heute schon alles gut war (es war grade acht Uhr morgens und wir hatten zunächst übersehen, dass der Tag schon acht Stunden alt war).
Es stimmt zwar, dass Beziehungstypen sich leichter freuen können als die anderen Naturellgruppen, aber eben auch, dass die "Gelben" rascher wieder durch eine flüchtige Stimmung davon abgebracht werden.
Handlungstypen muss und darf man ruhig einmal öfters als nötig zum Lachen bringen oder auf etwas Schönes hinweisen. Und wenn ein Sachtyp sich freut, verstärkt und vertieft es dessen Freude noch, wenn man ihm klarmachen kann, dass er selbst mit seinem Tun oder Lassen den Grund der Freude mit zu verantworten hat (und nicht nur zufällig dem Glück über den Weg lief).
Verwandt mit der Freude ist die Dankbarkeit, denn auch bei ihr liegt es alleine an uns, für was wir dankbar sind oder uns dankbar zeigen.
In diesem Sinn: Danke für die Freude, die Sie als Leserin oder Leser des Tipps der Woche mir bereiten, weil Sie auf denselben warten und mich herausfordern, regelmäßig etwas zu schreiben, das womöglich Sinn macht!
P.S. Das vollständige Gedicht von Hölderlin, es heißt "Brot und Wein" in dem die oben zitierte Zeile auftaucht findet sich hier: http://www.zeno.org/Literatur/M/H%C3%B6lderlin,+Friedrich/Gedichte/Gedichte+1800-1804/%5BElegien%5D/Brot+und+Wein
Text: Werner Winkler
Eine Sachtyp-Denker-Teilnehmerin eines Seminars beklagt sich in der Rückmeldung am Ende darüber, dass niemand bemerkt habe, dass sie mehr Unterstützung und Ansprache benötigt hätte.
Wäre ich nicht selbst Denker und wüsste ich nicht, was Sachtypen sind, hätte ich wie so manche andere in der Runde wohl meinen Kopf geschüttelt und mich gewundert.
So aber weiß ich, dass a) Denker sich schwer damit tun, sich zu äußern und b) dass Sachtypen gerne meinen, der andere würde "es schon merken", dass man dies oder jenes Bedürfnis hat und dann ohne weiteres Zutun auf einen zukommen und dieses Bedürfnis erfüllen.
Als sie darauf hingewiesen wurde, dass sie sich doch wie die anderen auch (durch ein kurzes Handzeichen oder eine mündlich geäußerte Bitte) hätte bemerkbar machen können, meinte sie "das ist nicht meine Art".
Spannend, dachte ich und hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken, weil ich gut nachvollziehen und verstehen konnte, was in ihr vorging.
Ich dankte also für den Hinweis, bekannte, dass ich keine Gedanken lesen kann (was die Sachtyp-Frau zum Lächeln brachte) – und da immer wieder Denker und auch Sachtypen in den Seminaren sitzen, habe ich beschlossen (und das auch gleich so kommuniziert) jedem Teilnehmer wahlweise ein kleines Lämpchen auf den Tisch zu stellen, das angeschaltet werden kann, wenn man Aufmerksamkeit benötigt und sich nicht anders äußern mag oder kann.
So lernt man auch nach über 20 Jahren Seminartätigkeit ab und zu noch etwas Neues :)
P.S. Es handelt sich um Kalligrafie-Kurse, bei denen viele Teilnehmer zeitweise gerne ruhig vor sich hin arbeiten und man als Lehrer oft raten muss, ob jetzt eine Ansprache gewünscht ist oder nicht.
Text: Werner Winkler
In den nächsten Wochen werden wir viel über den Start des US-amerikanischen Vorwahlkampfes hören, lesen oder sehen.
Wer dabei etwas über die Naturellunterschiede lernen oder sie beobachten möchte, hat nun neben den bereits einigermaßen bekannten Sachtypen (Bernie Sanders und Elisabeth Warren) sowie den beiden Beziehungstypen (Donald Trump und Joe Biden) auch die Gelegenheit, einen Handlungstypen im Rennen zu beobachten: Michael Bloomberg, den früheren Bürgermeister von New York.
Spannend finde ich seine Ähnlichkeit mit George W. Bush jr., speziell wenn man sich eine Foto-Galerie von ihm anschaut. Aber auch seine Stimme, Mimik und Gestik erinnern an den früheren Präsidenten, bei dem das Handlungstyp-Naturell ja sehr deutlich wurde.
Hier ein Interview mit Michael Bloomberg, das aus meiner Sicht sein Naturell recht deutlich zeigt: https://www.youtube.com/watch?v=OToYQaUPWcA
Text: Werner Winkler

Naturellanalyse in einer Seminargruppe, die sich untereinander nicht kannte
Zur Vorbereitung habe ich alle Aussagen zu den drei Grundtypen aus der Broschüre abgeschrieben und blockweise/themenweise auf Mind Map Karten geklebt. Dann drei Flipcharts jeweils mit roten, gelben und blauen Mindmap-Karten bestückt (s. anhängendes Bild).
Die Teilnehmer bekamen dann ihre Namensschilder und ich habe auf die Rückseite jeweils einen blauen, roten und gelben Punkt geklebt. Dann haben die Teilnehmer Zeit bekommen, sich die Aussagen durchzulesen. Sie konnten entweder für jede Aussage einen Strich unter dem jeweiligen Punkt machen oder sich blockweise den Punkt durch einen Strich auf ihrer Karte bestätigen.
Das Verhältnis bei der Auswertung ist dasselbe.
Die Teilnehmer empfanden es sehr interessant, sich so zu erkennen und bei der gemeinsamen Auswertung auch den anderen zu erkennen. Besonders später im Laufe des Seminartages, kann man immer wieder auf die Auswertung zurückgreifen, weil die Kommunikation von den Naturellen geprägt wird. Speziell im Seminarformat "Kommunikation" und "Konflikte vermeiden" sowie in der Teamentwicklung ist diese Arbeit sehr von Vorteil – denn wer das Naturell seines Kollegen/in erkennt, weiß nach dem Seminar, dass bestimmte Erwartungen aufgrund der Andersartigkeit nicht erfüllt werden können.
Ich habe dieses Format inzwischen drei Mal durchgeführt, mit jeweils ähnlich gutem Ergebnis.
Kontakt zur Autorin: www.sw-coaching.de
Wie wertvoll die lösungsorientierten Fragen von Steve de Shazer in Beratungen sind, konnte ich kürzlich wieder erleben (wie seit über 20 Jahren).
Ein neuer Klient, ganz wenig Vorgespräch am Telefon, also auch wenig Möglichkeit, mich von eigenen Gedanken ablenken zu lassen. Auch der Naturelltyp zunächst unklar.
Also stellte ich die Frage: Wann war es denn zum letzten Mal so gut, wie Sie es gerne wieder haben würden? Mehr war als Einstieg zu einem sehr produktiven Gespräch nicht nötig, weil so die Erfahrungen und Kompetenzen des Klienten sofort aktiviert wurden.
Die Frage verhindert auch "Problemgespräche", wie sie ja Handlungs- und Sachtypen so gerne führen (wenn der Gesprächspartner mitmacht) – und auch schwammige bzw. dramatische Geschichtenerzählerei (Beziehungstypen).
Und dann lässt sich auf die Antwort (wann es zum letzten Mal gut war) leicht die Anschlussfrage nach den Ausnahmen anhängen: Gab es denn seitdem noch einmal Zeiten, in denen es ebenso gut war? Oder in Richtung Zukunft: Woran werden Sie wohl merken, dass es wieder gut ist (Was ist der erwünschte Unterschied?). Was können Sie tun, damit es wahrscheinlicher wird, dass diese Ausnahmen erneut auftreten? usw.
Wer mehr lösungsorientierte Fragen und Interventionen sucht, dem empfehle ich hier gerne das Buch "Worte waren ursprünglich Zauber" von Steve de Shazer, das Standardwerk "Lösungsorientierte Beratung" von Bamberger oder auch mein Buch von 2003 "99 Lösungswerkzeuge".
Text: Werner Winkler

Auch das Aufräumen und Ausmisten kommt ja immer mehr in Mode – bis hin zum Extrem, wenn Menschen versuchen, mit nur noch 10-20 Gegenständen in ihrer (kleinen) Wohnung zu leben.
Mein Tipp hier lautet, es erst einmal mit "ein wenig Weniger" zu versuchen. Also zum Beispiel statt radikal aufzuräumen, fürs Erste zehn Gegenstände aus der Wohnung zu entfernen, die man nicht braucht. Oder 20 Kilogramm. Oder sich vorzunehmen, ein einzelnes Regalbrett völlig frei zu räumen und auch frei zu lassen.
Zum Schmunzeln: Man könnte natürlich auch Buchstaben sparen, wie vor einigen Jahren eine Satirezeitschrift vorschlug (und in der ganzen Zeitschrift auf einen Buchstaben, ich glaube, es war das W, weil das besonders breit ist, zu verzichten.
Auch mit dem Verzicht auf die Selbstlaute (wie im alten Hebräisch) ließe sich viel Platz (bzw. Druckfarbe oder Tinte) sparen:
wngr
wglssn
rdzrn
vrzchtn
Aus Sicht der Naturellwissenschaft ist das "Weniger" vor allem für die Beziehungstypen eine Herausforderung, für Sachtypen eher eine Falle. Siehe anhängende Triade.
Text: Werner Winkler
Mein Großvater Erich überlebte den 2. Weltkrieg, in den er (Jg. 1907) im "Volkssturm" verwickelt wurde, nur ganz knapp. Seine Einheit sollte einen kleinen Hügel gegen die heranrückenden Amerikaner verteidigen. Der Befehl lautete, auf die dortigen Bäume zu steigen und auf die US-Soldaten und ihre Panzer zu schießen.
Mein Großvater, Sachtyp durch und durch, besann sich auf die zuvor ausgegebene Order, das Lager in ordentlichem Zustand zu verlassen und räumte alles fein säuberlich auf, bevor er als Letzter zum Hügel ging. Dort lagen seine Kameraden alle tot unter den Bäumen, weil sie ein leichtes Ziel der US-Scharfschützen waren. Er ging als Einziger in Gefangenschaft, kam recht bald wieder frei und konnte nach Hause zu seiner Familie.
Als er mir diese Geschichte erzählte, gab er mir sein Lebensmotto weiter: In nichts einmischen, das dich nichts angeht!
"Heraushalten" also als Weg zum Glück – oder nur zum Überleben? Während Beziehungstypen wie ich einer bin, sich ja gerne überall dort einmischen, wo es etwas zu retten, zu verbessern oder zu helfen gibt, halten sich Menschen mit Sachtyp-Naturell gerne heraus und warten beobachtend ab, was ohne ihr Zutun passiert (oder delegieren die Arbeit an andere, was letztlich auf das Gleiche herauskommt).
Wenn wir uns unserer durch das Naturell vorgegebenen Neigungen oder Abneigungen bewusst sind, können wir freier entscheiden: Heraushalten oder Einmischen? Und wer sich frei entschieden hat (und nicht gezwungenermaßen, weil unbewusst) ein Verhalten an den Tag legt, kann dieses Verhalten, diese Entscheidung dann auch wieder revidieren.
Angenommen, ich demonstriere für eine an sich gute Sache, merke dann aber, dass dieser Einsatz zu keinem sinnvollen Ziel führt und die Zeit, die ich dafür aufwende, nicht zum Erfolg führt. Dann kann ich, obwohl ich mich gerne einmische, mich wieder heraushalten und mich anderen Dingen zuwenden.
Oder ich halte mich (als Sachtyp) zwar gewohnheits- oder naturellbedingt heraus, merke dann aber, dass es gerade auf meinen Einsatz ankommt oder dass mich etwas so sehr beschäftigt, dass ich mich einmischen muss (siehe Greta Thunberg) - dann zeige ich auch hier meine Freiheit, indem ich "gegen" meine naturellbedingte Tendenz anlebe - und so oft überraschende Wirkungen erziele.
Zusammengefasst könnte man es so formulieren:
Beziehungstypen: Nicht permanent einmischen, sondern auch einmal heraushalten.
Sachtypen: Nicht automatisch heraushalten und abwarten, bis andere etwas tun, sondern mitmachen, sich einbringen und Aktivität zeigen.
Handlungstypen: Nicht immer stur ein Ziel verfolgen, sondern sich auch einmal ablenken lassen und in Dinge einmischen, die für sich reizvoll oder hilfreich sind.
Text: Werner Winkler

Meine Anregung, aus der Erwartungs- in die Forderungs-Haltung bzw. in ein mehr forderndes Verhalten und klare Kommunikation zu wechseln (gemäß der anhängenden Triade) findet sie spannend, aber auch anstrengend ("das kostet aber viel Kraft"). Zudem sieht sie das Risiko, abgewiesen zu werden, weiß aber, dass sie das Risiko eingehen muss, wenn sie weiterkommen will in dieser Beziehung. Ich bin nun gespannt, ob sie es schafft, das umzusetzen - und rechne mit einer "Bearbeitungszeit" von mindestens einem Jahr :)
Die naturelltypische Bevorzugung für eine der drei Ecken lässt sich z. B. auch bei einem Handlungstyp-Manager beobachten. Er fordert permanent und deutlich (immer höhere Leistung, immer bessere Qualität, immer mehr zeitliche Präsenz) und wundert sich, dass er so wenig Begeisterung von seinen Mitarbeitern oder Lieferanten erntet. Mein Tipp, er solle doch freundlich und fragend "um Hilfe bitten", entlockt ihm spontan ein Lächeln. Offenbar weiß er, dass das ein Weg ist, den er zu selten nutzt und dass das auch funktionieren könnte. Dafür muss er aber in Beziehung gehen und sich mit den anderen wirklich auseinandersetzen und sie nicht nur als Figuren auf seinem Schachbrett verstehen.
Und warum ist für Beziehungstypen eine Verstärkung der "Erwartungshaltung" nützlich? Weil sie so nicht nur (in kindlicher Haltung) fragend oder gar hilflos bitten, sondern sich sachlich klarer werden müssen, was sie eigentlich konkret von jemand oder einer Situation erwarten, was ihnen fehlt – also auch im Sinne von "Was ist konkret das zu lösende Problem?". Und von da aus ist es dann gar nicht mehr so weit zu einer konkreten Forderung oder einem Ziel, das angestrebt werden kann.
Text: Werner Winkler
Neulich fiel mir an mehreren Beispielen parallel auf, dass jeder Naturelltyp offenbar dazu neigt, in Stresssituationen seine typeigenen Vernachlässigungen noch stärker als üblich zu überspringen.
Drei Beispiele:
Zwei Beziehungstypen spielen Badminton. Im Laufe der Zeit lässt bei beiden ihre Konzentration deutlich nach, obwohl sie noch Spaß am Spiel haben.
Zwei Sachtypen spielen Badminton. Je länger das Spiel dauert, umso weniger versuchen sie, sich unnötig zu bewegen und stattdessen mehr auf taktische Tricks auszuweichen.
Zwei Handlungstypen spielen Badminton und schenken sich dabei nichts. Zunächst fällt ihre es nicht auf, aber dann erkennt man als aufmerksamer Beobachter, dass sie immer grimmiger und unfreundlicher werden und sich die gegenseitigen Beschimpfungen häufen.
Bei typgemischten Paarungen lässt sich diese Entwicklung ebenfalls erkennen, wenn auch nicht ganz so deutlich. Offenbar mildert sich das typeigene Verhalten etwas ab, wenn man mit einem anderen Naturelltyp zu tun hat.
Tipp hieraus: Besonders in stressigen Zeiten oder momenten darauf achten, die eigenen Ressourcen nicht zu vernachlässigen – oder es anderen gnädig nachzusehen, wenn sie dies nicht schaffen und sich stattdessen auf ihr naturelltypisches Verhalten zurückzuziehen.
Text: Werner Winkler
Fast jeder in Deutschland kennt wohl die Fußball-Legende Günter Netzer, der gerade seinen 75. Geburtstag gefeiert hat.
Aus diesem Anlass zeigte der Bayrische Rundfunk eine interessante und an Einblicken reiches Portrait, das ich auch als Naturell-Studie gerne empfehlen möchte: https://classic.ardmediathek.de/tv/Blickpunkt-Sport/G%C3%BCnter-Netzer-aus-der-Tiefe-des-Raumes/BR-Fernsehen/Video?bcastId=14913164&documentId=66633654
Vor allem seine eigenen Kommentare zu verschiedenen Stationen seines (arbeitsreichen) Lebens lassen nicht nur Naturellwissenschaftler schmunzeln. Auch die Frisuren, Moden und Autos der Vergangenheit wirken wie aus einer anderen Zeit.
Text: Werner Winkler
Über den Sommer haben zwei Handlungstypen in der europäischen Politik besonders viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen – der jetzt ehemalige italienische Innenminister Salvini und die neue EU-Ratspräsidentin von der Leyen.
Während Salvini die dunklen Seiten seines Naturells, vor allem seine Fremdenfeindlichkeit, seinen Hass und seinen Traum von der absoluten Macht auszuleben versuchte und (zum Glück) gestoppt wurde, entwickelte sich die bislang eher steife und farblose Ursula von der Leyen zu einer Art "Mutter Europas".
Sie hat ihre Risikobereitschaft und ihren Kampfgeist in einer unerwartet emotionalen Bewerbungsrede (auf YouTube zu sehen) unter Beweis gestellt und damit gerade die nötigen Stimmen gewonnen.
Ihre Erleichterung und Freude nach der Wahl war ihr deutlich anzusehen: https://www.youtube.com/watch?v=WZnXZ54EkGs
Es wird sicher spannend zu beobachten, wie sie sich in der neuen Aufgabe behauptet. Dass der neue Job ihr mehr Spaß macht als eine kaputte Bundeswehr zu verwalten, ist wohl verständlich.
Text: Werner Winkler
Zurück aus der "Sommerpause" habe ich mir lange überlegt, welches der vielen Ereignisse oder welche der besonders prominenten Gesichter der letzten Zeit einen Tipp der Woche wert wären.
Da es eher selten ist, dass sich zwei "Alpha-Sachtypen" in der Öffentlichkeit streiten, habe ich die Kontrahenten Boris Johnson (ich vermute ST-Macher) und Jeremy Corbyn (ich vermute ST-Denker) gewählt: Wenn es um viel geht, können auch Sachtypen kämpfen – ohne dabei ihre Fähigkeit zu wohl gewählten Worten und (vermeintlich) guten Argumenten zu verlieren.
Hier ein Ausschnitt aus einer Debatte im britischen Unterhaus, die vielleicht der eine oder andere live im Fernsehen bereits gesehen hat:
https://www.youtube.com/watch?v=8B5BZGgZlp4
Man darf auf den Ausgang dieses Kräftemessens gespannt sein.
Interessant fand ich übrigens, was Boris Johnson laut einem Interview an Winston Churchill (ich vermute, der war ein Handlungstyp), den er sein Vorbild nennt, bewundernswert findet – dessen Risikobereitschaft.
Aber wie schreibt Jacques Schuster so treffend: "Das eigene Ego, reine Machtinteressen leiten Johnson. Vor allem darin unterscheidet er sich von Winston Churchill. Der hatte stets das Gemeinwohl im Sinn. Er war zu jeder Zeit bereit, die Rechte des Parlaments anzuerkennen. Churchill war kein Bonapartist. Auch das macht seine Größe aus."
Quelle: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article199385108/Boris-Johnson-Vorbild-ist-Churchill-doch-er-spielt-den-Bonaparte.html
Text: Werner Winkler
Diese Woche verstarb der bekannte dänische Autor Jesper Juul. Da er sich intensiv mit der Beziehung zwischen Eltern und Kinder befasst hat, ist es kein Wunder, dass er – wenn auch indirekt – auf die Naturellunterschiede bzw. Persönlichkeitsunterschiede aufmerksam wurde.
Er schrieb zum Beispiel:
„Mir geht es um die Interaktion von Persönlichkeiten. Man muss wissen: Wer bin ich? Wer ist mein Kind? Man kann nichts Generelles sagen darüber, was Mütter für Menschen sind, was Kinder für Menschen sind.“
Wer ein Video-Interview mit ihm sehen möchte (und dabei wohl rasch auch sein Naturell erkennen wird), findet hier ein Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=phvcvSgHWPU
Und wer hören möchte, wie ein Handlungstyp voller Anerkennung auf den Sachtyp Angela Merkel schaut, sollte sich die aktuelle musikalische Monatsrevue von Lars Reichow auf SWR2 anhören (sie ist leider nur eine gewisse Zeit im Netz): https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/musikstunde/swr2-musikstunde-die-musikalische-monatsrevue/-/id=659552/did=24236012/nid=659552/jb6381/index.html - selten habe ich eine so zutreffende Beschreibung der Sachtyp-Stärken gehört!
Text: Werner Winkler
Wer am 11.7. nachmittags Zeit hat oder eine andere Gelegenheit, sich einen liebenswerten älteren Film anzuschauen, dem sei der französische Klassiker "Alexander, der Lebenskünstler" von 1967 empfohlen (auf ARTE).
Hier können wir einem Sachtyp dabei zusehen, wie er (dem Schicksal sei Dank) erst der Tyrannei seiner Handlungstyp-Frau (die vermutlich auch von einer Handlungstyp-Schauspielerin verkörpert wird und so extrem stimmig wirkt) entkommt und sich dann im Nein-Sagen übt (vor dem Traualtar, als er fast einen Rückfall erleidet) und den Schlaf, den Müßiggang und seinen kleinen Hund einem weiteren bürgerlich-normalen Leben vorzieht.
Für den Naturellwissenschafler gibt es wirklich etwas zu lernen, etwa, wenn Alexander erklärt, warum er Pausen braucht (um Kraft zu tanken).
Und wer die historische Ebene beobachten möchte, der sieht den Unterschied zwischen der "Jäger/Angler-Sammler-Haltung" und den Mühen von Ackerbau und Viehzucht, die sich die Menschheit in den letzten 10.000 Jahren aufzuerlegen müssen meinte (mehrheitlich zumindest).
Hier ein Trailer und ein aktueller Sendetermin: https://www.arte.tv/de/videos/086022-000-A/alexander-der-lebenskuenstler/
P.S. Dieser Film war übrigens auch der erste Auftritt des später sehr berühmten Pierre Richard (Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh).

So ein Tier war mir schon bei unserer letzten Wanderung in dieser Ecke aufgefallen und ich war dankbar für die Gelegenheit, es nun näher ansehen und sogar fotografieren zu können.
Zu Hause schickte ich das Bild zuerst in die Google-Bildersuche. Ohne Erfolg. Dann einer Insektenspezialistin. Auch sie eher ratlos, wobei sie mir zumindest einen Verdacht auf die Insektengruppe nennen konnte (Bombyliidae).
Ich finde es immer spannend, etwas Neues, Unbekanntes zu entdecken. Ob es nun so schön ist wie diese kleine blaue Fliege oder ein Buch, eine Idee, eine Herausforderung.
Das Bekannte zu sehen ist relativ einfach. Die Ausnahmen, das Unbekannte jedoch wird gerne übersehen. Es sei denn, wir sind offen dafür, uns überraschen zu lassen, so wie ich selbst 1997, als ein Dozent an der Abendschule uns etwas von drei Persönlichkeitstypen erzählte (Dietmar Friedmann) oder ein anderer Dozent uns vor einem schrecklichen Psychotherapeuten aus Amerika warnte, der die Regeln der herkömmlichen Therapie verwarf und statt nach Problemen nach Lösungen suchte (Steve de Shazer).
Keinen von beiden hätte ich damals wohl im Internet gefunden. Beide wären "kleine blaue Fliegen" gewesen. Exoten. Randerscheinungen, die fast noch niemand beachtet.
Text: Werner Winkler
P.S. Über den Sommer, speziell bei sehr warmem oder gar heißem Wetter, funktioniert mein Gehirn nicht immer optimal (vielleicht typisch für "Denker"). Deshalb wird es Tipps der Woche nur geben, falls mir etwas/jemand ganz Besonderes auf- oder einfällt.
P.S.2. Wenn jemand weiß, wie die blaue Fliege heißt, oder jemand kennt, der es wissen könnte, freue ich mich über einen Hinweis.
Nachdem der YouTuber Rezo kurz vor der Europawahl einige Politiker (vor allem in der CDU) ziemlich ins Straucheln brachte, stellte sich natürlich bei mir auch die Frage, welcher Naturelltyp sich hier zeigt.
Eine gute Gelegenheit, sich hierzu ein Bild zu machen, bietet sich meiner Meinung nach in einem Interview, das der junge Mann neulich mit Jan Böhmermann geführt hat.
Und da auch der Rest der Sendung sehenswert ist, hier der Link zur ZDF-Mediathek und zu einer unterhaltsamen knappen Stunde: https://www.zdf.de/comedy/neo-magazin-mit-jan-boehmermann
P.S.: Was Jan Böhmermann (den ich für einen Beziehungstypen halte) zur Homöopathie sagt, mag manchen Betrachter ärgern. Aus meiner Sicht hat er jedoch recht, auch wenn er die "Wirkungsmacht" eines Placebos ausblendet. Nach meinem Dafürhalten ist eine homöopathische Behandlung eine Art Psychotherapie (oder Scheintherapie) unter Einsatz eines relativ teuren Placeobs, an dem Hersteller und Apotheker gut verdienen. Aber das ist ein anderes Thema.
Text: Werner Winkler
Es gibt ja immer noch Menschen, die an die "Ausstrahlung" eines anderen glauben. Sie ignorieren, dass Informationen aus der Umwelt, die unser Gehirn erreichen, prinzipiell "neutral" sind. Erst in unserem Gehirn werden diese Informationen mit Bedeutung und mit einer Wertigkeit versehen.
"Konstruktivismus" ist hier das Stichwort. Wir "konstruieren" uns die Welt und alles, was wir erleben, gemäß den Spielregeln und Vorgaben unseres eigenen Gehirns. Statt "Ausstrahlung" müsste es also genauer "Einstrahlung" heißen.
Und nun kommt noch unser Naturell ins Spiel, das unsere Wahrnehmungen "einfärbt". Was etwa für einen Beziehungstyp eher normal ist, kann für einen Handlungstyp etwas ganz Besonderes sein.
Beispiel: Ein Handlungstyp schreibt mir aus dem Krankenhaus, dass es ihm "das Herz wärmt", wenn er liest, dass wir ähnlich denken. Für mich als Beziehungstyp passiert das recht häufig (dass ich ein warmes Herz, also eine emotionale Reaktion auf andere Menschen verspüre). Für den Handlungstypen hingegen dürfte das eher selten passieren. Die Bedeutung ist also unterschiedlich, sowohl durch die Häufigkeit als auch die Intensität des Erlebten.
Um dem anderen (Naturell) gerechter zu werden, ist also Übersetzungsarbeit nötig. Wie kommt was beim anderen (Naturell) an? Schon in seinem ersten Buch schrieb Friedmann, es sei wie das Erlernen einer Fremdsprache, wenn man den anderen (Naturelltyp) wirklich verstehen wolle.
Und ich erinnere mich noch sehr genau an meine kindliche Verzweiflung, mich grundsätzlich missverstanden zu fühlen – in einer Familie aus Handlungs- und Sachtypen. Wohl auch deshalb war ich über die Maßen erleichtert und begeistert, als ich 1996 in "Wer bin ich? Wer bist du?" die Ursache dieses Missverstehens erklärt bekam.
Hier könnte nun ein Sachtyp denken: Na gut, er beschäftigt sich seit 23 Jahren mit einem Thema etwas intensiver. Für ihn mag das der Normalfall sein, wenn man etwas überaus Spannendes entdeckt. Nicht aber für einen Beziehungstyp – denn der findet ja unter Umständen 2-3 spannende Themen pro Jahr und nur selten wird eines davon wirklich "Wurzeln schlagen" und zu einem größeren Baum heranwachsen.
Was die Naturellwissenschaft für das gegenseitige Verständnis also u.a. leistet ist, dass ich nicht für jeden einzelnen Menschen eine neue Sprache lernen muss. Ich kann auf meine Vorerfahrungen mit seiner Naturellgruppe zurückgreifen und mich so sowohl besser verständlich machen als auch ihn wesentlich zutreffender verstehen.
Text: Werner Winkler
Zum Thema "Besseres Verhalten" von vorletzter Woche heute noch eine kleine Erweiterung. Sie hilft vielleicht auch, die unterschiedlichen Herangehensweisen der drei Naturelltypen zu verstehen (und zu nutzen) – etwa, wenn man sich in der Familie oder Firma darüber unterhält, wie man etwas besser machen könnte:
Die Spezialität der Handlungstypen: Gegen das Negative aktiv zu sein (Bsp: "Gegen den Klimawandel kämpfen")
Die Spezialität der Beziehungstypen: Für das Positive einstehen (Bsp: "Das Klima/die Bienen schützen")
Die Spezialität der Sachtypen: Unentschieden im neutralen Raum bleiben, abwägen von Optionen (Bsp: "Wir beraten uns intensiv/wir suchen nach den effektivsten Wegen, die Klimaziele einzuhalten usw.")
Alle drei Optionen haben in der Regel ihre Berechtigung. Kritisch wird es meist dann, wenn eine davon die Oberhand behält oder die anderen beiden dominiert/blockiert/ausgrenzt und dadurch sowohl die Gruppe spaltet als auch den Erfolg insgesamt gefährdet.
Wer hier seine naturellbedingte Schwachstelle bzw. Neigung zur Übertreibung kennt und sich entsprechend verhält, ist also klar im Vorteil.
Text: Werner Winkler
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Joe Biden, der Vizepräsident der USA unter Barack Obama, der nächste Präsident dort wird und Donald Trump ablöst.
Anlass also, nach Hinweisen auf seinen Naturelltyp zu suchen bzw. den spontanen "Verdacht", er könnte zu den Beziehungstypen gehören, zu untersuchen.
Hier meine besten Fundstücke:
"Als Redner ist er bekannt für seine artikulierten und emotionalen, oft langen Reden." (Wikipedia)
Beispiel für Dummheit: "Bei der Präsidentschaftswahl 1988 erklärte Biden seine Kandidatur im Juni 1987, stieg aber bereits nach sechs Wochen aus dem Rennen aus, nachdem Plagiatsvorwürfe gegen ihn erhoben worden waren. Er hatte eine Rede des britischen Labour-Vorsitzenden Neil Kinnock kopiert, die Einzelheiten zum persönlichen Leben enthielt, die in Kinnocks Fall stimmten, bei Biden aber nicht." (Wikipedia)
Beispiel für Innovationsbereitschaft: "Im Mai 2012 sorgte Biden landesweit für Schlagzeilen, als er sich deutlich dafür aussprach, in den ganzen USA homosexuelle Ehen zu ermöglichen." (Wikipedia)
Beispiel für "Schimpansen-Verhalten": "Ende März 2019, als noch unklar war ob Biden kandidiert, machten Lucy Flores, ehemalige Abgeordnete aus Nevada, und Amy Lappos, Beraterin der Demokraten, bekannt, dass Biden sich diesen unerwünscht genähert habe. Unter anderem durch Riechen an den Haaren, Küssen auf den Hinterkopf, oder etwa dem Annähern um Nasen zu reiben. Flores erklärte, dass sie Bidens Verhalten nicht für sexuell gehalten hätte, sie sich dabei jedoch sehr unangenehm gefühlt hätte[22]. Biden entschuldigte sich kurz darauf öffentlich, es sei nie seine Intention gewesen Unwohlsein zu verursachen, und dass er nicht wüsste, dass seine Aktionen unangemessen gewesen seien." (Wikipedia)
Seine eigene Homepage mit vielen Fotos, die sehr an einen Beziehungstyp denken lassen: https://joebiden.com/
Die nächsten Zitate aus: https://www.sueddeutsche.de/politik/joe-biden-und-barack-obama-die-bromance-der-o-bidens-1.3331484
"Nach 14 Minuten verkündet Obama, Joseph Robinette Biden Jr. die Freiheitsmedaille des Präsidenten zu verleihen - eine der beiden höchsten zivilen Ehrungen. Der Vizepräsident reagiert wie immer: emotional. Er wendet dem Publikum den Rücken zu, zieht ein Taschentuch aus der Tasche und wischt sich die Tränen aus den Augen. Dann dreht sich Biden um und atmet mehrmals tief aus."
Zitat von Obama: "Joe, du warst die erste Personalentscheidung, die ich als Kandidat getroffen habe und sie war die beste", rief Obama in Chicago in seiner Abschiedsrede und ergänzte: "Ich habe einen Bruder gewonnen."
"Auch wenn Biden emotionaler ist als Obama: In nahezu allen Politikfeldern waren sie sich einig. Gewiss: Biden hat sich oft verplappert und etwa im Frühjahr 2012 seine Unterstützung für die Homo-Ehe verkündet - doch die Hauptkritik richtete sich hier wie in anderen Fällen darauf, dass er etwas früher ausplauderte als beabsichtigt."
"Wie eng die Freundschaft zwischen beiden ist, illustriert eine Episode aus dem Frühjahr 2015: Damals erwähnte Biden bei einem Mittagessen, wie teuer die Behandlung des Hirntumors seines Sohns Beau sei und dass er überlege, sein Haus in Delaware zu veräußern. Obamas Antwort: "Verkauf das Haus nicht. Versprich mir, dass du das nicht tust. Ich gebe dir das Geld, aber verkauf das Haus nicht."
Biden zu Obama: "Solange ich noch einen Atemzug in mir habe, werde ich für dich und deine Familie da sein. Ich weiß, dass dies im Gegenzug genauso ist."
Gesammelt von Werner Winkler
Philosophen und auch Psychologen sprechen gerne vom "guten Leben" – und werden dann oft so verstanden, als ob ein wesentlicher Sinn im Leben darin bestünde, möglich angenehm zu leben, möglichst viel Wohlstand, Glück oder Zufriedenheit etc. anzustreben und zu erreichen.
Was aber häufig übersehen wird, ist derjenige Teil des "guten Lebens", das unsere Verhaltensweisen beschreibt – also das "gute Verhalten" im Gegensatz zum "weniger guten/schlechten Verhalten" (wovon das Video mit dem österreichischen Ex-Vize-Kanzler diese Woche ein drastisches Beispiel lieferte).
Was ist "gutes Verhalten"? Ist es die angeborene Freundlichkeit der Beziehungstypen, das angeborene Verständnis der Sachtypen oder die angeborene Einsatzbereitschaft der Handlungstypen? Selbstverständlich sind das gute Eigenschaften, gerade dann, wenn sie anderen Lebewesen zu Gute kommen.
Was aber ist "besseres Verhalten"? Es ist jenes Verhalten, das über unsere intuitiven, angeborenen positiven Verhaltensweisen hinausgeht, unsere Persönlichkeit oder unseren Charakter – also auch über unser Naturell (und unsere ursprüngliche Kultur und Erziehung) hinaus weiter entwickelt – zu einem besseren als nur einem guten Verhaltensmuster bringt; eine "Veredelung" oder "Kultivierung" unserer Persönlichkeit gewissermaßen.
Drei ganz einfache, alltägliche Beispiele dazu:
Ein besseres als nur gutes Verhalten für einen Beziehungstyp wäre etwa, wenn er sich mehr Zeit für das Verstehen des Tierleids nimmt, das er durch seinen Konsum von Milch und Milchprodukten erzeugt (vor allem das Leid der Kinder der Kühe) – und dann sein Verhalten ändert und auf Milchalternativen ausweicht. Oder einmal statt Geld für unnütze Ausgaben zu verschwenden, es einem sozialen Projekt spendet.
Ein besseres als nur ein gutes Verhalten für einen Sachtypen wäre etwa, wenn er sich aktiv mit seinem Wissen in soziale Projekte einbringt, z.B. als Ehrenamtlicher in der Sprachförderung für Kinder (statt nur Bücher über die kindliche Entwicklung zu lesen) und so auch zu einem erweiterten sozialen Leben zu kommen.
Ein besseres als nur ein gutes Verhalten für einen Handlungstypen wäre etwa, wenn er die Beziehung zu seinen Kindern, Enkeln, Neffen und Nichten oder Geschwistern stärker wertschätzt. Also nicht nur der Pflichtanruf zum Geburtstag oder das obligatorische Weihnachtsgeschenk, sondern das Teilen von unbeschwerter Freizeit, gemeinsamer Sport, Spiel, Urlaub oder einfach das gemeinsame Kochen und Essen als Anlass für das Zusammensein aufwerten und wichtiger nehmen.
Dass diese Anstrengungen für ein besseres Verhalten durchaus die Nebenwirkung eines "besseren Lebens" zeigen, ist dabei völlig in Ordnung. Das Gute, das wir tun, fällt in Form eines guten Gefühls auf uns selbst zurück. Und je stärker der Widerstand war, den wir dabei überwinden mussten, desto stärker fällt in der Regel auch das Glücksgefühl danach aus.
Werner Winkler
Schon ziemlich lange bewundere und beobachte ich den Kabarettisten Lars Reichow – auch, aber nur nebenbei, mit der Frage, zu welchem Naturelltyp er denn zu rechnen sein könnte.
Da ich ihn noch nie privat, sondern nur in seiner "beruflichen" Eigenschaft erleben konnte (sei es im Radio oder Fernsehen), keine ganz leichte Aufgabe.
Nun aber kam sein aktuelles Programm ("Lust") im Fernsehen und da fiel mir die große Ähnlichkeit mit zwei anderen Prominenten auf, die zur Handlungstyp-Gruppe gehören: Udo Jürgens und Markus Söder.
Ich bin gespannt, ob auch andere diese Ähnlichkeit sehen und kann jedem, der geistreichen Humor und eine klare Ansage mag, diese dreiviertel Stunde in der 3sat-Mediathek nur wärmstens ans Herz legen: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=80434
Werner Winkler
Um nun in der kleinen Reihe "Typ der Woche" auch noch in einem Text über eine Beziehungstyp-Frau nach Typischem zu suchen, hier Zitate aus dem Artikel "Fordernd und fragend und liebend" von Dani Levy (aus der ZEIT vom 25.4.19), einem Nachruf auf die Schauspielerin Hannelore Elsner:
- Am Anfang waren da ihre Augen. Voller Lebenslust und fast brennender Neugierde ...
- Von der Ferne hatte ich sie öfter gesehen: ein bunter, etwas aufgedrehter Vogel, ein vielleicht auch etwas durchgedrehter ...
- ... aber ihre hoch emotionale Rede auf der Bühne (bei der Verleihung eines Filmpreises, Anm. der Red.) war dann doch etwas zu viel
- Und würde Hannelore Elsner überhaupt zu einem Casting für einen kleinen Film kommen? Sie kam. Es war ein richtiger Auftritt. Aufgeregt wie eine junge Schauspielerin, euphorisch wie ein leidenschaftlicher Profi, und dann mit diesen Augen, fordernd und fragend und liebend und leidend. Sie wollte die Rolle, als wäre es ihre erste.
- In ihr schlummerte eine ungewöhnliche Energie, durchtrieben und gepaart mit kindlicher Freude. Sie kicherte gerne, war mitfühlend, mitdenkend, stand immer in einem irgendwie funkelnden Austausch mit den Menschen und der Welt. Sie war nicht aus der Fassung zu bringen, weil sie keine Fassung hatte.
- ... wenn es komplizierter wurde, dann weil sie es genauer oder besser wissen wollte. Sie war liebevoller Teil eines Ensembles.
- durch meine Arbeit (...) wurden ich und meine Frau (...) Teil ihres brennenden Kreises. Was nichts anderes bedeutet, als dass sie uns liebte. Wir sahen uns nicht oft, manchmal über Jahre nicht, aber wenn wir uns sahen, entstand immer sofort Nähe.
- sie wollte nie Opfer sein. Weder von Männern noch vom Krebs noch ihrem Schicksal. Mit aller Trauer und aller Verzweiflung, die sie manchmal erfüllte, und all ihrer durchdringenden Intelligenz wollte und konnte sie dennoch positiv nach vorne schauen.
- Hannelore brannte an beiden Seiten, wie man so schön sagt. Sie war so empfindsam und gleichzeitig wild und stark. Niemand konnte es mit ihr aufnehmen.
Ausgewählt von Werner Winkler
P.S. Bis Ende Juli ist in der ARD-Mediathek der Film "Alles auf Zucker" mit Hannelore Elsner zu sehen:
https://www.daserste.de/unterhaltung/film/filme-im-ersten/alles-auf-zucker-128.html
Spätestens, nachdem man den bayerischen Ministerpräsidenten Söder in seiner Faschingsverkleidung als "Shrek" gesehen hat und danach die Filme mit Shrek nicht mehr sehen kann, ohne an ihn zu denken – so ähnlich sind sich die Figur und der Politiker – liegt der Typverdacht "Handlungstyp" nahe.
Nun gab es in der aktuellen ZEIT einen Bericht über eine Afrikareise von Söder, in der einige Beobachtungen diesen Verdacht erhellen.
Alle Zitate aus "Ein Mann wird gut" (ZEIT vom 25.4.2019)
"Was hat Sie am meisten beeindruckt?" lautet die erste Frage (nach dem Rundgang durch ein Flüchtlingscamp, in dem z.T. furchtbare Zustände herrschen, Anm. der Red.).
Antwort Söder: "Die Lebensfreude der Menschen." Von dem Optimismus, fügt er an, könne man sich etwas mitnehmen.
Dann eine weitere Frage der Journalisten: Was ihm durch den Kopf gehe, durch das Herz, persönlich, welche Emotionen er habe, wie sein "inneres Fazit" ausfalle?
Zitat: Man sieht, wie es in Söder arbeitet. Er merkt, dass die Lebensfreude noch nicht reicht, dass er an der Situation vorbeiredet. Er muss nachlegen. Die Lebensfreude, die sei das eine, hebt Söder erneut an. Das andere seien die Bedingungen hier, die, Söder ringt nach Worten, "für uns net ... also in keinster Weise ... die wir als beklemmend empfinden".
Seit gut einem Jahr ist Markus Söder nun da, wo er immer hinwollte: im Amt des bayerischen Ministerpräsidenten, seit Mitte Januar ist er auch Vorsitzender der CSU. Seitdem bemüht sich Söder zu beweisen, dass er nicht mehr der Alte ist, sondern ein Geläuterter.
(...) Es liegt aber auch daran, dass Markus Söder alles, was er tut, 150-prozentig macht. Wenn er jetzt ein Guter sein will, heißt das: unter den Guten natürlich der Beste.
(...) Söder redete wieder wie früher, wie einer, der kämpfen muss, nicht wie jemand, der den Überblick hat.
Die ganz Rechten retteten ihn davor, noch weiter vom Pfad abzukommen. Nach dem Tod eines jungen Mannes in Chemnitz im August vergangenen Jahres marschierte Björn Höcke von der AfD mit der weißen Rose der NS-Widerstandsbewegung am Revers neben Nazis. "Angewidert" habe ihn Höckes Missbrauch der weißen Rose, sagt Söder heute. Und dass es sich schon vorher alles nicht gut angefühlt habe, das eigene Gerede. "Es war, als würden wir auf die dunkle Seite der Macht kippen", sagt er. Seither grenzt er sich hart von der AfD ab, die Umfragen gehen wieder leicht nach oben. "Jetzt", sagt Söder "(...), fühlt sich alles wieder besser an."
Söder (...) spricht in großer Offenheit über seine Fehler. Er erfindet sich neu und gibt es zu. (...) Das Problem ist: Viele glauben, dass diese Ehrlichkeit nur sein neuester Trick sei.
Zum Wichtigsten, das er nicht zeigt, gehört auch die Familie. Man sieht und hört wenig von den Söders. Karin Baumüller-Söder, eine Unternehmerin, lässt sich auch für ein Porträt über ihren Mann nicht sprechen. Mit Hingabe zeigt Söder die Hündinnen Fanny und Bella auf Instagram, nicht aber die Kinder. Die Familie ist Söders Festung ...
(Anm. der Red.: Die Trennung von Arbeit und Familie ist eines der typischen Verhaltensweisen von Handlungstypen)
Warum mögen uns die jungen Frauen nicht?, hat er seine Tocher gefragt. Mehr zuhören, weniger Breitbeinigkeit, war die Antwort.
Söder will nicht recht haben, sondern Erfolg.
Er ist Pragmatiker, kein Ideologe. Was nicht funktioniert, muss weg.
Science-Fiction ist etwas, das Markus Söder wirklich interessiert. Was gefällt ihm zum Beispiel an Star Trek so gut? Das Philanthropische, sagt Söder: "Das Gute gewinnt. Menschen treffen auf fremde Spezies ..."
Noch mal zurück ins Flüchtlingslager Nguenyyiel. Denn hier in Afrika, über 7000 Kilometer von der Heimat und Welten von der deutschen Innenpolitik entfernt, geschieht etwas Spektakuläres. Der bewährte Automatismus versagt, der Inszenierungsprofi Söder kapituliert vor der Wirklichkeit. "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht", sagt Söder bei der dritten oder vierten Nachfrage nach seinen Gefühlen und schaut hilfesuchend über die hingereckten Mikrofone in das Lager, bei ihm sei das mit den Emotionen so: Was wirklich in einem vorgehe, das wisse man doch meistens selbst gar nicht direkt. "Bei mir ergibt sich das erst Tage später."
Ausgewählt und kommentiert von Werner Winkler
P.S. Und wer Markus Söder noch nicht als Shrek gesehen hat oder nochmal in ein sehr handlungstypisches Gesicht blicken möchte, hier ein kurzer YouTube-Film über ihn: https://www.youtube.com/watch?v=R3i4BfQVtek
Ein Bekannter, der sich öfters mit unseren Naturelltypen befasst, fragte mich neulich, auf was ich achten würde, wenn ich in Artikeln oder Interviews bei mir nicht persönlich bekannten Menschen einen Naturelltyp-Verdacht entwickle.
Die Antwort ist gar nicht so leicht, weil es ja oft das "Gesamtbild" ist, das mir da entgegentritt und an einen der Naturell-Archetypen erinnert. So ging und geht es mir etwa bei Anton Hofreiter von den Grünen: wenn ich ihn reden, gehen oder sitzen sehe, sehe ich einen Sachtypen recht deutlich.
Da in der letzten ZEIT jedoch eine ausführliche Geschichte über ihn mit zahlreichen Zitaten und genauen Beobachtungen zu lesen war, habe ich mir die Mühe gemacht, diejenigen Passagen daraus, die mich hier an das blaue Naturell erinnern, herauszusuchen.
Vielleicht wird so klarer, auf was ich achte. Die ganze Geschichte ist leider derzeit nur für Abonennten zu lesen, vielleicht wird sie aber in einer Zeit komplett freigeschaltet (ein Bild von Hofreiter ist dort aber zu sehen, falls jemand ihn nicht vom Namen her kennt): https://www.zeit.de/2019/16/anton-hofreiter-gruene-fraktionschef-klimawandel
Zitate aus dem Artikel "Der Renntiger" von Stefan Willeke in der ZEIT vom 11.4.19
"Mit Zügen kennt er sich aus, er war viele Jahre lang der wichtigste Verkehrsexperte der Grünen. Noch heute kann er spontan Vorträge über die Straßenbahnen in Sevilla halten oder über die fachgerechte Anordnung von Noppenplatten auf deutschen Bahnsteigen. Es gibt auch einen Zug, in dem er immer besonders gern fuhr: die erste Generation des ICE. Dieser Zug hatte einen Speisewagen, in dem die Passagiere erhöht saßen. So leidenschaftliche sich Hofreiter in die Belange der Bahn vertieft hat, am meisten interessiert ihn der Speisewagen."
"Der Freak isst gerne Fleisch" "Wenn er mit seiner Freundin (...) in die Toskana fährt, dann passiert es auch mal, dass sie gemeinsam ein 1000-Gramm-Steak verputzen. Vom Veggie-Day hielt Hofreiter überhaupt nichts."
"In seiner Dissertation listete er zum Schluss alle im Text genannten Bomarea-Namen auf (...) Man kann es nicht anders sagen: Sobald ein Thema ihn packt, durchpflügt er es mit der Akribie eines Besessenen."
"Machtmenschen wie Gerhard Schröder oder Joschka Fischer waren ihm von Beginn an verdächtig, auch weil er deren protzig vorgetragene Art der Männlichkeit ablehnt."
"... aus ihm ist nicht gerade ein Spezialist für dahinplätschernden Small Talk geworden. Ein Gespräch muss Substanz haben, sonst wendet er sich gelangweilt ab."
"Hofreiter ist imstande, einen Menschen sehr lange ausdruckslos anzugucken, wenn dieser ihm eine blöde Frage gestellt hat ..."
"Versucht jemand, Hofreiters Fachwissen zu testen, und fragt ihn, ob er eine ausgefallene Pflanze kennt, dann lässt Hofreiter den lateinischen Namen fallen und schweigt danach regungslos."
"... er reißt keine Witze über all die Themen, die ihm wichtig sind. Eisbären, die hilflos im Arktischen Ozean umherschwimmen, weil ihnen durch die Erwärmung der Erde das Eis abhandengekommen ist, sind kein lustiger Anblick. Sie sind eine Katastrophe. Politik ist dazu da, die Katastrophe zu verhindern. Scheitert die Politik damit, dann hat die Katastrophe über die Politik gesiegt, und die Politik ist nichts mehr wert. So blickt Anton Hofreiter auf die Welt ..."
"Anton Hofreiter hat gelernt, sein Tempo zu dosieren, in er Politik und außerhalb der Politik. Er verfügt über einen Bergschritt und einen Talschritt. Während der Wanderung sagt er: "Ich gehe lieber langsam. Dafür kann ich sehr lange gehen." Er hat sich auch nicht an Twitter ausgeliefert – zu kurzatmig, zu schnell."
"Er ist schnell, wenn er schnell sein will, schnell im Kopf, schnell auf dem nächsten Termin, schnell bei der Sache."
"Spricht man Özdemir auf Hofreiter an, dann nennt er ihn "eine ehrliche Haut"."
In einem aktuellen ZEIT-Artikel von Maximilian Probst zeigt sich eine interessante Problemstellung und Lösungsstrategie des Sachtyps: Er kann nicht mehr zweifeln, nicht mehr unentschieden sein (hier angesichts der sich verschärfenden Klimaproblematik) und gibt das Zweifeln auf.
Zitat: "Das von nachdenklichen Menschen geliebte Einerseits/Andererseits ist durch diesen Ernstfall ausgehebelt, alle Graustufen sind weggewischt, mit denen man sich als lebenserfahrener Grübler sonst selbst genüsslich quält.
Die Dramatik der Situation (...) ist von der Art, dass es tatsächlich nur die Entscheidung zwischen Handeln oder Bremsen gibt. Wobei zu letzterem auch das Nichtstun und das Nicht-entschieden-sein gehört, weil der Status quo von allein auf die Katastrophe zusteuert (...). In Zeiten der Klimakrise also erscheinen Denkfiguren überholt, die zentral und rundweg positiv besetzt waren seit Mitte des 20. Jahrhunderts: die Ambivalenz, die Mehrdeutigkeit, die Unentscheidbarkeit."
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2019-04/klimawandel-generationenkonflikt-schuelerproteste-schock-erwachsene
Dazu fällt mir das Zitat von Klaus Fritz über das Zweifeln ein: "...auch am Sinn des Zweifelns und am Zweifel selbst zu zweifeln" – im konkreten Fall kann also das bewusste Beenden des Zweifelns und das Eingeständnis, dass es tatsächlich etwas Negatives, nicht Anzuzweifelndes ist, das hier passiert, befreiend wirken.
Nicht umsonst hat der Autor Gregory Fuller, den ich ebenfalls als Sachtyp einschätze, sein Buch zur ökologischen Krise "Das Ende" mit dem Untertitel "Von der heiteren Hoffnungslosigkeit im Angesicht der ökologischen Katastrophe" versehen. Er hat also das Zweifeln und die Suche nach möglicherweise den Zweifel nährenden Informationen aufgegeben, sich dem unausweichlich Negativen gestellt und so eine positive Haltung zu den Fakten gefunden.
Fullers Buch ist jedoch Nicht-Sachtypen nur eingeschränkt zu empfehlen – und wenn, dann eher die Neuausgabe von 2018, in der er beschreibt, wie er die letzten Jahre mit dieser heiteren Hoffnungslosigkeit (und ohne erneute Zweifel) gelebt hat.
Werner Winkler

Stellt man die "Naturell-Häuser" nebeneinander (wie im anhängenden Muster zu sehen), sieht man auf einen Blick, wo unterschiedliche Gewichtungen potentiell zu stark unterschiedlicher Lebenswahrnehmung führen können.
Angenommen, ein Handlungstyp+Macher trifft auf einen Sachtyp+Denker – dann ist das Feld "Machen" beim ersten mit 9 maximal groß, beim zweiten mit 1 minimal klein. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass sich daraus im Alltag oder in der Zusammenarbeit permanent starke Unterschiede zeigen.
Normalerweise kostet die Anfertigung eines Analyseblattes für Paare/Duos 25 Euro. Als Test bekommen die Leserinnen oder Leser des Tipps der Woche jedoch ein Analyseblatt gratis (zeitlich begrenzt bis zum 30.4.19). Dafür müssen Sie nur den Stärken-Profil-Code der beiden Personen in eine Mail an naturellwissenschaft@t-online.de schreiben, also z.B. 3223 und 2121, wie im anhängenden Muster. Sie bekommen dann eine PDF zum Ausdrucken ebenfalls per Mail zugeschickt.
P.S. Das Angebot gilt natürlich auch für Paarberater/innen, die mit Klienten über deren Naturellunterschiede sprechen und das Analyseblatt dafür als Hilfestellung nutzen möchten.
Werner Winkler
Gerne teile ich heute einen Tipp, den eine Teilnehmerin des gestrigen Fachtages mir berichtet hat: Nachdem sich ihr Kind von einer Lehrerin andauernd missverstanden und falsch behandelt fühlte (ein Sachtyp-Kind), gab die Mutter der Lehrerin das Buch "Warum Kinder so verschieden sind" mit dem Hinweis, sie möge doch bitte das entsprechende Kapitel lesen.
Das hat sie auch getan, die dortigen Tipps für den Umgang mit Sachtyp-Kindern umgesetzt, der Mutter gedankt – und das Verhältnis zwischen Lehrerin und Schüler (und Mutter) ist seitdem wieder besser.
Auch auf dem Hintergrund der Untersuchungen von Hattie, der gezeigt hat, wie wichtig die Lehrkräfte für den Lernerfolg sind, kann das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wer die Hattie-Studie noch nicht kennt, hier ein Artikel aus der ZEIT dazu: https://www.zeit.de/2013/02/Paedagogik-John-Hattie-Visible-Learning
P.S. Die Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft hat in den letzten Jahren das angesprochene Buch bereits vielen Bibliotheken gespendet und wir dies bei entsprechender Mittelverfügbarkeit (sprich: Spenden) auch weiter tun.
Text: Werner Winkler
Manche Journalisten oder Kommentatoren sprechen ja in Sachen Brexit inzwischen von einem "Theaterstück", gerne mit Verweis auf William Shakespeares Dramen.
Um das Geschehen in den nächsten Wochen auch aus naturellwissenschaftlicher Sicht beobachten und wenigstens etwas daraus lernen zu können, hier eine kleine Verdachtsliste der Naturell-Zugehörigkeiten der beteiligten "Schauspieler":
Beziehungstypen:
- Jean-Claude Juncker, EU-Ratspräsident
- Oliver Welke, heute-show-Moderator; seine zum Teil sehr bissigen Kommentare sind in der ZDF-Mediathek unter "heute show" nachzusehen – oder bei YouTube, wo eine seiner Beiträge viele Klicks bekommt: https://www.youtube.com/watch?v=hDvYiitV6wk
- Jeremy Hunt, möglicher Nachfolger von Theresa May, falls es zu ihrem Sturz kommt - mein Typverdacht ist hier eher schwach, aber wenn man sich die Bilder von ihm im Internet anschaut, weisen seine Grimassen auf das gelbe Naturell hin: https://duckduckgo.com/?q=Jeremy+Hunt&t=ffsb&iax=images&ia=images
Sachtypen:
- Angela Merkel, Bundeskanzlerin
- Jeremy Corbyn, Labour-Vorsitzender
Handlungstypen:
- Emmanuel Macron, Staatspräsident Frankreich
- Theresa May, Premierministerin Großbritannien
- Manfred Weber, Spitzenkandidat der EVP, womöglich nächster Ratspräsident
- Günter Oettinger, EU-Kommissar – eine Brexit-Satire mit ihm zum Schmunzeln ist ebenfalls in der obigen heute-show-Folge zu sehen
Es lohnt sich durchaus, auch einmal eine Debatte des britischen Parlaments live zu verfolgen (z.B. auf Phoenix). Auch da werden die unterschiedlichen Naturelle oft deutlich sichtbar – wobei auch die verschiedenen Akzente der Abgeordneten interessant zu hören sind (bei uns sprechen ja fast alle Hochdeutsch im Parlament).
Auf Phoenix gibt es auch einen Brexit-Blog, auf dem man z.B. Debatten nachschauen kann: https://www.phoenix.de/brexit-blog-a-767294.html?ref=508785
Text: Werner Winkler
P.S. Nächsten Samstag findet der 16. Fachtag Naturellwissenschaft in Waiblingen bei Stuttgart statt. Mehr Infos unter "Termine" auf www.naturellwissenschaft.org
So makaber es klingen mag: Der Attentäter von Christchurch wollte (so sah er es) das "Gute". Wobei das für ihn "Gute" auch darin bestand, das Leben anderer für die "Reinheit" der Gesellschaft, wie sie in seinen Augen sein sollte, zu opfern.
Woher kommen solche Ideen? Sind sie einfach krank oder gar extreme Äußerungen eines bestimmten Naturells?
Just am Tag des Attentats von Neuseeland brachte SWR2 ein Feature über "Reinheit und Religion", in dem u.a. Jan Assmann, einer derjenigen Gelehrten, die ich besonders schätze, ausführlich zu Wort kommt.
Er bietet eine historisch fundierte Erklärung solcher Phänomene, die vielleicht nicht jedem (gläubigen) Menschen gefallen mag, aber aus meiner Sicht nachvollziehbar und stimmig ist.
Das Feature kann im Internet gehört, downgeloaded oder als Manuskript gelesen werden: https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/reinheit-religion/-/id=660374/did=23267206/nid=660374/sdpgid=1654134/1b9azb8/index.html
Mein Tipp: Zeit nehmen und hören/lesen!
Werner Winkler